22 Juli 2023

Die Frau als Genderidee

Aus der Reihe vom Kommentar zum Post...

Der Feminismus fing an als Suche nach Gerechtigkeit und dem Wunsch als weibliches Individuum nicht mehr dem grausamen patriarchösen Diktat unterworfen zu sein. In dem Zusammenhang wurden außerhalb bisheriger patriarchatsgesellschaftlicher Normen „die Frau“ neu definiert und dabei ging es sogar soweit, dass ihr Status als Naturwesen, als biologisches Individuum, beinahe ignoriert und in Frage gestellt wurde. Die Frau wurde zur Genderidee.

Mit dem Slogan „Das Private ist politisch“ eröffnete sich noch mal eine neue Dimension: die Frau als Teilhabende am (patriarchalen) Gesellschaftsgeschehen, am wirtschaftlichen Standard durch anerkannte Erwerbstätigkeit und parallel dazu konnte sie (nicht zuletzt durch die Pille) dem bisher unausweichlich erscheinenden Zwang zur Mutterschaft entgehen. Begriffe wie Zwangerschaft und Gebärstreik kamen in Umlauf und die EMMA titelte: Wir haben abgetrieben! In den NeunzehnhundertSiebzigern wurden Gesetze geändert, die bisher die Frau und Mutter zum Mündel ihres Ehemannes machten und allgemein wurde am bisher makellosen Image des Vaters gekratzt. Ab da begann die wundersame Umwandlung des schier omnipotenen Vaters als Besitzer des Kindes zum bloßen Ernährer der sozialen Kleinfamilie. Darin schloss sich die heute freundlich etablierte Variante des Fürsorger an. Gleichzeitig leitete der so gekränkte Mann den nächsten Backslash ein, um seinen Macho-Vater-Status nicht ganz zu verlieren.

Aber die Vater-Renaissance, denn 'der Vater' selbst durfte ja nicht angetastet werden, war eigentlich nur ein Nebeneffekt des Freiheitskampf der Frau, der gestartet war, um den Status einzunehmen zu können, den bisher nur Männer inne hatten. Wir könnten sagen, die bislang unterdrückte Tochter hatte es auf einen gleichberechtigten Platz neben dem per se privilegierten Sohn abgesehen.

Die Feministin war ja von Anfang an, selbst oder besonders als sogenannte Vatertochter, nie so vermessen den Platz des „Sohnes“ für sich selbst zu beanspruchen - aber trotzdem wird sie bis heute von den „Brüdern“ latent oder brutal offen bekämpft.

Der Feminismus ist ein Sammelbegriff unter dem sich eigentlich jede Frau wiederfinden kann, ohne sich bewusstseinsmäßig groß umstellen zu müssen. Besonders wenn sie zu den Frauen gehört, die endlich das enge patriarchale Rollenklischee hinter sich lassen möchten, dass jedem neugeborenen Mädchen als Label schon bei der Geburt aufgeklebt wird, später einmal ohnehin Mutter zu werden. Jedoch ist bis heute „der Feminismus“ keine einheitliche Denkschule und weder ein offener noch ein geschlossener Verein. statt zu sagen ich bin eine Frau, hört man immer lieber die Aussage ich bin eine Feministin und auch Männer können sich als Feminist bezeichnen (was eigentlich ein Paradox ist).

Der Feminismus teilt sich inzwischen  in verschiedene gesellschaftspolitische Strömungen auf - von liberal bis radikal - und wie das das so ist, es entsteht sogar ein Gesellschafts- bzw. eine Art Klassenkampf – was Männer dürfen, können Frauen schon lange. Die Entstehung des Feminismus hatte viele Mütter und sogar Väter und brachte die politische Landschaft voran. 

Leider lag mMn im feministischen Kampf nicht genug Augenmerk auf den Kindern, auch nicht oder im besonderen, auf den weiblichen. Denn zum Beispiel im Emma-Feminismus war anfangs die „Mutter mit Kind“ fast eine Art Feindbild, da das Muttersein nicht als die biologische und damit humane Basis des Menschseins eingeordnet wurde, sondern (was ich als besonders absurd ansehe) als Kampfmittel des Patriarchats zur Frauenunterdrückung. 

Erst die Radikalfeministinnen, diejenigen, die von den Wurzeln her denken, ließen die Mutter ein Stück weit zu, aber immer noch nicht als Ausgangspunkt allen Geschehens, sondern höchstens als temporäre Reproduktionerin. Oder als Mitkämpferin der feministischen Front gegen die Patriarchose. Inzwischen ist auch das besser geworden. Den meisten Radikalfeministinnen ist die Bedeutung der Mutter präsent.

Ich denke, der heutige politische Feminismus in seiner Gänze hat noch nicht gemerkt, dass mit der Genderidee nur eine weitere Ehrenrunde in der Patriarchose gedreht wird. Dagegen wäre das Leben in der menscheneigenen Matrifokalität sozusagen Feminismus pur.

Stephanie Ursula Gogolin

Löwenzahnkraft

Warum oder wieso kommt logisches (folgerichtiges) Wissen bei manchen an und bei anderen nicht? Unser Alltag ist geprägt vom aktuellem Weltwissen über das patriarchöse Gedöns und unser aller Konditionierung. Neue Gedanken und Erkenntnisse durchbrechen nur schrittweise die Verkrustungen, in denen wir feststecken. Es ist wie das Pflänzchen, dass eine Asphaltdecke durchbricht. Wie lange dauert es bis aus einer vielbefahrenen Straße eine Blumenwiese wird? Sie werden es nie schaffen, die Pflanzen der Erkenntnis, wenn sie immer wieder überrollt werden, ein Baufahrzeug kommt um die Straßendecke zu reparieren und ihnen damit den Garaus macht. Es gibt nur dann ein Chance, wenn die Straße stillgelegt wird und der Verkehr nicht mehr darüber rollt. Wenn wir aufhören jedes patriarchale Credo zu wiederholen und die Autobahnen zu unserem angeblichen Seelenheil nicht mehr befahren.
Aber das scheint auch heute gar kein Thema zu sein, die ausgefahrenen Bahnen zu verlassen und selber zu denken, neu und dazu zu lernen oder eigene Forschungen zu betreiben. Der Figur des Meister Joda, in dem zutiefst patriarchalem Starwars-Universum legte man allerdings einen interessanten Satz in den Mund: Vergessen du musst, was alles du gelernt!
Im allgemeinen folge ich schon lange keinem Meister mehr, aber hier mache gern mal eine Ausnahme, denn bei mir laufen all die patriarchalen Glaubenssätze durch eine selbstgebauten Filter. Und jede Form unserer normalen Schulbildung besteht aus Glaubenssätzen, Denkgeboten und durchaus auch aus bedenklichen Dogmen.
Aber wer möchte als Erwachsene/r schon gern umlernen, nachdem man um die fünfzehn Jahre und mehr damit vergeudete in Schulgebäuden zu sitzen und fremdes Gedankengut aufzunehmen, dass einem als Grund-, Allgemein- und Spezial-Wissen schmackhaft gemacht worden war. Wir lernten als Kinder, mehr oder weniger dankbar zu sein, weil wir so bequem an einem Schulsystem teilnehmen dürfen, weil es unserer Menschennatur entspricht permanent zu lernen. Weil es eine Überlebensstrategie des Lebens allgemein ist und weil Lernen, also richtiges selbstbestimmtes Lernen, sehr viel Spaß macht.
Ist es eine Frage von Interessiertheit am Thema, oder liegt es an der Subkultur, in die jemand hinein geboren wurde? Sind ignorante Menschen verbildet oder zu sehr gebildet? Ist die klassische, kulturelle Bildung, die sich im Mainstream niederschlägt, wie der Korken auf der Flasche – was drin ist, bleibt dort und es darf nicht entweichen um neuem Wissen Platz zu machen. Schulische Bildung besteht in der Regel aus vorgefertigten Modulen, die mehr oder weniger verinnerlicht werden. Ihre Aufbereitung fand/findet im engen, fatalen Rahmen der patriarchalen Denkungsart statt. Bei den meisten kommt noch das tradierte Erbe eines religiösen Glaubenskonzepts dazu. Die Religionsideologien mit den wir alle direkt oder indirekt aufwuchsen, sind eine kollektive kulturelle Erblast.
Versucht man als Erwachsene aus den einengenden Korsetts der dogmatischen Glaubensregeln auszubrechen, bleiben diese doch Teil des gesellschaftlichen Ambiente. Ob eine ihre Erfüllung und spirituelles Erleben in sinnstiftenden Lehren östlicher Kulturkreise sucht, einem Guru folgt, sich einer paganen Naturreligion zuwendet oder sich als Hexe versucht - ob sie New Age erkundet oder sie die Sehnsucht nach dem Alten Weg umtreibt, alles ist mit bereitsvorgedachten Regeln behaftet. Alles ist befindet sich in der Nähe von einem unkritischen Folgen in eine Religionsgemeinschaft mit gut getarnter Gedankenkontrolle (in der Regel werden wir hineingeboren) oder allgemein zugängliches pseudo-philosophisches Gedankengut – man ist auf der Suche und bisher beinhaltete dieses ‚man‘ vor allem suchende Frauen. Im immer noch aktuellen engen Rahmen des bürgerlichen Sozial-Patriarchats, sind sie auf den Suche nach Selbstbestimmung, Freiheit der Gefühle, Gedanken und Handlungen sowie einem Ausdruck ihrer weiblichen Spiritualität, ihrer eigenen inneren Geistigkeit, die durch (patriarchöse) Bildung deformiert wurde. Da findet Frau richtig viel Auswahl vor, um sich Gutes zu tun und da will frau nicht auch noch anstrengend trockene Patriarchatskritik oder verdächtiges Gefasel über Matrifokalität hören – esoglänzende Hoffnungsfunken bringen zwar nichts für unsere Zukunft, lenken aber so schön von der Gegenwart ab … auch das Patriarchat hat etwas magisches ...
besinnen wir uns also auf unsere Löwenzahnkraft!

Ursula Marthastochter

Die Mär von der weißen prvilegierten Frau

Wenn ich was schädlich und ungeschickt finde, dann sind es die Modernismen, die Frauen gezielt gegen einander ausspielen. Dazu gehören Begrifflichkeiten wie "weiße privilegierte Frauen", "kulturelle Aneignung" oder der Kampfbegriff "Terf". Doch bleiben wir bei ersterem...

Von (weißen) privilegierten Frauen zu sprechen ist unrichtig. Frauen sind im Patriarchat nicht privilegiert. Denn nicht, wie das beim Manne der Fall ist, sind Frauen per se bevorzugt, weil sie (biologische) Frauen sind - im Gegenteil. Ihre Benachteiligung resultiert aus der Tatsache, dass sie (biologische) Frauen sind.
Während der Mann sich als in Biologie gegossene Krone der Schöpfung sieht, degradierte er die Frau ideologisch und konkret ob ihrer Gebärfähigkeit zu einem Natur abhängigen und daher minderwertigen Wesen. Gleichzeitig ist die weibliche Gebärfähigkeit der Grund für männliche Existenz und daher ein Quell der oft extremen Eifersucht auf alles was von Natur aus weiblich bzw. dass das Leben weiblich ist. Nichts ruft beim Manne mehr Neid hervor, als die Fähigkeiten der Frau Leben zur Welt zu bringen und zu erhalten.

Die Frau und Mutter ist die Garantin für Leben. Eben diese Kompetenz stachelt den Mann immer wieder in seinen Annektionsbestrebungen an.
Manche Frau, im Glanz einer Siegerelite stehend, erscheint manchen auch privilegiert, aber in Wirklichkeit ist der Grad ihres Unterworfenseins im patriarchösen System bzw. im Rahmen diverser Machtkonstellationen nur unterschiedlich ausgeprägt. Die politische Macht, die Männer ausüben, kann eine Gesellschaftsstruktur schlagartig verändern und zwar in erster Linie auf Grund ihres Waffen gestützen Gewaltpotentials. Auch Frauen sind immer wieder in der Lage Einfluss zu nehmen, aber eher auf der Überzeugungsebene, nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Die auf diese Weise erkämpfte Rechte (auch hier ist noch lange nicht an Privilegien zudenken) können allerdings schnell mal dem nächsten gesellschaftlichen Backlash zum Opfer fallen.

Die männliche Dominanz, Basis der Patriarchose, installierte der Mann einst gewaltsam sowie systematisch und deren Erhalt ist seit dem Beginn des Patriarchat ein Selbstläufer. Auch weil Gewalt, das anerkannte männliche Gewaltverhalten überhaupt, in jeder erdenklichen Form uns permanent als Alltagserscheinung umgibt. Der Mann ist patriarchal-gesellschaftlich gesehen der Geiselnehmer und wann war je eine Geisel privilegiert?
Frauen gleich welcher Hautfarbe, sind nicht privilegiert, auch nicht wenn sich temporär oder lokal die politischen Verhältnisse verändern und für Frau wie auf einer Insel ein etwas entspannteres Gemeinschaftsleben stattfindet. In der Regel reicht es nicht für nachhaltige Verbesserungen für alle Frauen und Mütter oder gar für einen Paradigmenwechsel.

Nur manchmal sind für kurze Zeit manche Männer punktuell nicht mehr ganz so privilegiert - als Nebenwirkung von Machtverschiebungen, Kriegen oder seltenem friedfertigen Zusammenleben in einer (kurzzeitigen) gesellschaftlichen Entwicklung, die durch aufgeklärte, humane bzw. politisch-demokratische Prozesse entstand. Friedfertiges und Gerechtigkeit anstrebendes Zusammenleben im Rahmen von (säkularer) Kultur und Politik, hielt/hält in der Regel nur ein paar Jahre an, bestenfalls ein paar Jahrzehnte. Dann setzt gemeinhin ein typischer Backlash ein, der schleunigst das Vorrecht der Männer, und hier im Besonderen, das der Väter rettet bzw. bewahrt, indem man Gesetzeslagen anpasst und die „Gott gegebene“ oder als „natürlich“ erklärte männliche Überlegenheit, quasi wieder entdeckt und in den Fokus der Gesellschaft rückt. Diese baldige bzw. reflexartige Einleitung der frauen- und mütterfeindlichen Rückschrittlichkeit, bestehend aus diversen Rollbacks, Bedrohungen und Verfolgungen von aufmüpfigen Frauen, stellte das starke Gefälle zwischen den (biologischen) Geschlechtern nicht nur wieder her, sondern meist reichte der Schwung auch noch für einige Rollen rückwärts. Der patriarchale Männerstatus wird/wurde erfolgreich verteidigt und meistens ein wenig darüber hinaus. Es ist nicht nur ein Gefühl, dass Veränderungen noch unerfreulicher, noch schlimmer, noch ungerechter für die Frauen, und hier vor allem für Mütter und ihre Kinder werden.

Als am Beginn des Patriarchats Mütter ihrer naturgemäßen Art zu leben enteignet, die Kinder den Vätern zugesprochen und der Sklavenstatus für Weiblichkeit eingeführt wurde, setzte mann körperliche Überlegenheit und brutale Waffengewalt ein. Später vertraute mann mehr und mehr auf das Wort: also Ächtung weil weiblich geboren, durch Drohung erzwungener Gehorsam, soziale Kontrolle, Erschaffung von Mythen mit Vorbildfunktion.Alle gegossen in Gebote sowie Gesetze und die angedrohten bzw. umgesetzten Sanktionen bei Nicht-Einhaltung.
Als der Mann Götter und Religionsideologien erfand, welche halfen Frauen im Sklavenstatus zu bestätigen und zu halten, wurde aus einer (konsanguin angehörigen) Schwester die (zukünftige) Frau eines anderen Mann (eines Verbündeten oder auch Feindes) und die eigene Mutter war nur noch die unterworfene Frau des Mannes, der als (der eigene) Vater galt.
Den Patriarchen war ein großer Wurf war gelungen, der die Mutter und die Schwester im Fühlen, im Denken und im alltäglichen Handeln eine permanent minderwertige Position zuwies und ihnen weitgehend die Selbstbestimmung vorenthielt.

Von weißen privilegierten Frauen zu sprechen ist nur ein moderner und damit typischer patriarchöser Euphemismus.

Stephanie Ursula Gogolin

08 Dezember 2022

Was ist der Plan?

... oder Aufklärung von Frauen für Frauen!
 
„Was ist der Plan?“, fragte eine Frau in die Runde nach meinem Vortrag. Der Plan ist erst einmal Aufklärung, bemerkte eine Anwesende und ich bemerkte bei einigen eine gewisse Enttäuschung im Blick. Aber solange sich die interessierten Frauen nicht das nötige Wissen selbst angeeignet, wird es keinen rechten Plan geben.

Jedenfalls gibt es eine gute Nachricht: das Erdeigene Ökotop als Mutterland hat nie aufgehört zu existieren, obwohl die allgegenwärtige Papakratie weiter versucht diesen, unserer aller Ursprung zu annektieren. Zwar leben wir noch weitgehend unter dem Eindruck des kollektiven Stockholmsyndroms in hierarchischen, mit Gewalt durchsetzten, patriarchalen Strukturen und werden durch die Fliehkraft des sich immer schneller drehenden Androzentrismus fast bewegungsunfähig gemacht. Wahrscheinlich werden wir das während unserer Lebenszeit nicht komplett ändern können, aber ich setze da auf die kluge Frau, die ja bekanntlich ihre Intelligenz von der Mutter erbte.
Frauen sind oft enttäuscht, dass ich oder andere nicht mit einem fertigen Konzept um die Ecke kommen, das ihnen sagt, was sie dafür tun können. Oder Schritte und Rezepte empfehle, wie sie im Handumdrehen das Patriarchat überwinden bzw. wie die Patriarchose zu heilen ist. Aber hier sprechen wir von einer Entwicklung, die nur mittelbar als kulturelle bzw. gesellschaftspolitische Arbeit im Außen Veränderungen herbeiführen könnte. Es beginnt wie so oft mit der persönlichen Entwicklung. Und wenn das derzeitige patriarchöse Gewaltsystem uns die Möglichkeit lässt, ist jede Frau sofort dabei in die Selbstbestimmung zu kommen.
Und eigentlich hat Veränderung bereits begonnen, also genau genommen war sie immer schon da - in uns Frauen als Lebewesen das überleben möchte und sich als Art erhält. Unser Erbe, der Drang das Leben zu erhalten ist in uns existent, als evo-biologisch selektierter Überlebenstrieb. Das setzt unseren, vom Leben angetrieben, Überlebenswillen, vor allem in Form von Mütterlichkeit voraus. Als Mutter braucht eine jede Frau einen gewissen Freiraum, Spielraum, Schutzraum, um zum Wohl ihres Kindes zu agieren. Sie kann, als freie Tochter dieser Erde, gar nicht aufgeben, sie wird sich immer wieder, auch als Unterworfene, dem letztendlich lebensfeindlichen und gewalttätigem Patriarchat entgegenstellen. Sind auch auf dem langem Weg durch die Patriarchose Mütter, Töchter, Großmütter, oft nur weil sie Frauen sind, verletzt, verstümmelt und zerstört oder "nur" an ihrem selbstbestimmten Leben gehindert und ihrer Kinder beraubt worden, das mütterliche Überlebenkönnen und das notwendige Bestreben nach weiblicher Selbstbestimmung, ist nach wie vor ein Frauen-Ding - denn das Leben fand einen Weg in der Female Choice, der Mutter-Kind-Bindung und dem Drang zur Zugehörigkeit, da kann die einzelne Frau gar nicht anders. Sie wird jede Lücke nutzen, um sich und ihren Kindern ein Überleben zu sichern und schon der Kinder wegen für jede nur mögliche Lebensqualität sorgen. Dafür muss ihr unmittelbares Umfeld frei von Gewalt, Fremdbestimmung und und patriarchalen Dogmen werden/sein.

Rufen wir uns ins Bewusstsein, dass wir unsere matrilinearen Bindungspersonen, von Natur aus kennen und akzeptieren wir unsere Zugehörigkeit zu ihnen. Um im bewährten Ökosystem des aktiven Lebens zu existieren, wird unsere mütterliche Zugewandtheit und interagierende Verantwortung gebraucht - für unser aller Nähekreis - die matrifokale Fürsorgegemeinschaft - im Heute und im Morgen.
So wie wir die Endlichkeit unserer Existenz akzeptieren, so können wir auch die naturgemäße Abhängigkeit von unserer Angehörigenbindung anerkennen.
Und das könnte der Plan sein: sich aus einer eigener Entscheidung heraus, der Ethik der menschenartgerechten Humanität zuzuwenden und um unsere Zugehörigkeit als matrifokales Sippling wieder in uns zu spüren, bedarf es der Wahrnehmung und der Anerkennung des menschlichen matrifokalen Kontinuums. Eine entsprechende Bewusstseinserweiterung ist jederzeit möglich. Sich selbst offene, ja sogar nur diffus vorhandene, Fragen zu beantworten, ist möglich. Dazu ist es hilfreich, sich gezielt das Wissen anzueignen, dass benötigt wird um uns zu den ureigenen Aha-Erlebnissen zu führen und zu den Entschlüssen, die wir auf die Zukunft unser (aller) Kinder ausweiten werden. Es wichtig zu erfahren und wieder zu verinnerlichen, dass die Basis unserer Menschlichkeit die Matrifokalität ist, diese, unsere angeborene Sozialstruktur, die als Drang zur Zugehörigkeit zu unseren konsanguinen Angehörigen, in uns abgespeichert liegt.
Es ist unser weibliches Erbteil, das wir als kollektives Handlungsmuster in uns tragen und das jede in sich frei legen kann. Frauensolidarität ist gut und richtig, aber nicht nur die Lösung. Wir sollten uns stets der tragenden Großmutter-Mutter-Tochter-Trinität bewusst sein.
Frauen gebären Kinder und erhalten so über ihre Töchter das Leben. Auch im Patriarchat und egal was die Vateridee in ihren gewaltvollen Ausformungen noch so hervorbringt, das Leben besteht aus Mutterpotenz. Fühlen, Handeln, Denken findet ursprünglich im unmittelbaren Nähekreis statt. Allein gelingt es uns nicht die ganze Welt zu reformieren und nur mit Nichtverwandten auch nicht. Dafür sorgen schon die patriarchalen Strukturen, die von Anfang an u.a. unter dem Motto stehen: Teile und herrsche! Nicht umsonst wurde das Band – die Bindung - zwischen Mutter und Tochter vernichtet.
Denn einst ging es um ein gemeinsames Überleben, das durch gegenseitige Fürsorge garantiert war und um das Lebens der nächsten Generation, des ihnen allen verbundenen Nachwuchses. Die heranwachsenden Kinder gewähren das Morgen der Sippe. Und die Mütter zeigen ihnen wie es geht. Positionieren wir uns also neu in dem Bewusstsein unser urweibliches Wissen zu aktivieren, matrifokale Zusammenhänge zu erkennen und alles wie in alten Zeiten weiterzusagen.

Eine Jede von uns kann wählen, was sie tun will und wie sie es tun möchte, um das vergessene Matrifokal wenigstens in ihr eigenes Bewusstsein und in das ihrer nächsten Mitmenschen zu rücken. Jede Frau kann eigene Pläne machen. Wenn sie beschließt sich gesellschaftspolitisch zu engagieren, um den Leben gefährdenden Auswüchsen der patriarchalen Strukturen Einhalt zu gebieten, sollte sie jedoch um die Zusammenhänge wissen und die patriarchösen Ursachen einzuordnen, um die Machenschaften der Protagonisten der Patriarchose mehr und mehr zu durchschauen. Dann wird sie aus ihrer eigens von ihr selbst gefundenen Erkenntnis heraus wissen, was zu tun ist. Es gibt noch viele andere, weibliche Wege, die frau gehen kann, die meisten tun es doch bereits, auch die, die nach dem Plan fragen.

Wir wollen freie Frauen sein? Dann verhalten wir uns einfach so und vermeiden es, uns den Denkgeboten der patriarchalen Welt zu unterwerfen. Fangen wir damit an, zu fühlen, zu denken und zu handeln als wären wir schon längst freie, selbstbestimmt lebende Frauen.

Stephanie Ursula Gogolin

11 Mai 2021

Wir sind unser Körper

In Diskussionen um Abtreibung usw. fällt gern mal der Satz: mein Körper gehört mir. Das hört sich an, als existiere die Mensch als Person außerhalb bzw. unabhängig von einem biologischen Körper, den sie dann nur für bestimmte Gelegenheit benutzt (zum Beispiel um ein Kind zu bekommen) und auf den auch andere Zugriff haben, wenn wir nicht aufpassen.

Wir sind eine solche Denkweise gewohnt, in der eine Person noch vor ihrem körperlichen Dasein im gesellschaftlichen Kontext als metaphorische Existenz rangiert. Diese Art der Beurteilung ordnet unser menschlichen Sein als einen ideellen Zustand ein, der den Körper in welchem alles stattfindet, wie Staffage, wie beliebige Hardware, wie ein bloßes Transportvehikel betrachtet - wir sind eine (virtuelle) Person und die "hat einen Körper".
Im Patriarchat müssen Frauen ihren Körper wie ein ihr zugemessenes Hoheitsgebiet verteidigen, wenn sie nicht sowieso so konditioniert wurden, dass sie bereits verinnerlichten, eigentlich irgendwem zu gehören – einer anderen Person oder einem Kollektiv. Wir haben uns als Frau eine extrem unsinnige Art angewöhnt, uns als personelles symbolisches Wesen zu präsentieren, aber wir sind keine ominöse Wesenheit, die unter anderem einen Körper hat.
Daher habe ich keinen Körper - Ich bin mein Körper! Mein virtuelles Selbst, von mir als real empfunden, gibt es ohne meine organische Manifestation nicht.
Ich habe/besitze also keinen Körper, der mir gehört, weil ein Schöpfer ihn mir zuteilte bzw. den ich vorübergehend bewohne, sondern ich bin ein biologischer Organismus, der sich in der Form eines sichtbaren, fühlbaren, also gegenständlich wahrnehmbaren, lebenden Körpers darstellt. Meine persönliches, individuelles Sein als Instanz, die in der Lage ist mit der Welt außerhalb meines Körpers Kontakt aufzunehmen und zu kommunizieren, ist eine geistige Potenz.

Wenn ich also sage: mein Körper gehört mir, ist dass objektiv falsch, Für mich hört sich das an, als wäre es bisher so gewesen, dass ich nie eine richtige Verfügungsgewalt über meinen Körper habe und ihn mit dieser Feststellung einfordere. Jederzeit könnte eine andere/höhere Macht mir meinen Leib streitig machen, ihn mir wegnehmen. So wurde wohl auch von manchen der Tod verstanden. Doch das sind Glaubenskonzepte. Wir leben aber in einer evo-biologischen Realität. Ich bin mein Körper. Ohne meinen Körper, ein lebender, hoch entwickelter Bioorganismus, gäbe es mich weder als Mentalwesen, noch als sogenannte Seele, noch als virtuelle Person.

Mein lebender Körper beherbergt meinen Geist und meine Psyche. Dieser Soma-Komplex Körper stellt zwecks Überleben die dazu notwendigen vegetativen und geistigen Funktionen bereit und alles bildet unter günstigen Bedingungen eine, sich selbst erhaltende Einheit.

Man kann einen (anderen) Biokörper an seinem Funktionieren hindern, ihn (schmerzhaft) einschränken oder ihn vernichten, aber nie eine tatsächliche Trennung von Körper, Geist und Psyche vornehmen. Dieser, unter bestimmten gefühlten Umständen, Effekt kommt uns real vor, findet aber immer noch innerhlab dieses einen Körpers bzw. in seinem Gehirn statt.

Ist kein körperlicher Organismus vorhanden, gibt es auch keinen (separaten) Geist oder eine sogenannte Seele.

Wir, als Frau, als Menschenwesen, sind unser biologischer Körper und in dem wächst, je nach Schicksal, ein anderes Menschenwesen heran. Da wir unser Körper sind, liegt es also in der eigenen Verantwortung, uns selbst zu erhalten und stellen unseren Körperkomplex unserem Nachwuchs zur Verfügung, um so neuem Leben eine Chance auf Existenz zu geben. Es ist ein biologisches Phänomen, die unwillkürliche Lebensweitergabe, die sich schon sehr lange vor allen kulturellen Werten, Moralvorstellungen und (patriarchalen) Gesetzgebungen, im evolutionären Naturgeschehen herausbildete.
Eine beginnende Schwangerschaft bedeutete nie, dass auch tatsächlich später ein lebendes gesundes Menschenkind auf die Welt kommt. Lebensweitergabe unterliegt ebenso einem Zufallsprinzip wie das Leben als solches auf unserem Planeten und die Anpassung an vorhandene Bedingungen drückt sich im selektiven, evolutionären Geschehen aus. Jedes menschliche Individuum, jede Frau, ist ihre eigene, zu respektierende Bio-Körperlichkeit und als solcher in einer natürlichen Menschengemeinschaft Teil derselben.

Doch wir leben derzeit im Pariarchat und somit in einer kulturell verinnerlichten, graduell unterschiedlich empfundenen Sklavinnenhaltung (Traumaeffekt). Diese aufgezwungene Körpererfahrung löst bestimmte vegetative Reflexe aus: u.a. können wir scheinbar mit unserem Geist oder "als Seele" aus unserem Körper (virtuell) heraustreten um Drangsal, Schmerz und Todesangst in unserem körperlichen Daseins zu ertragen. Gefahr lässt den Körper reagieren mit Flucht, Kampf, Erstarrung und dissoziativer Unterwerfung. Darüber hinaus sind beispielsweise manche Verhaltensweisen ein Ergebnis von religiöser Konditionierung und übler patriarchaler Gehirnwäsche und/oder qualvoller Fremdbestimmung (und damit Teil des Stockholmsyndroms), die uns scheinbar als Pseudo-Geist-Wesen von unserem Körpersein abspaltet. Aber es gibt definitiv diese Spaltung nicht als nachweisbare Realität.

Wir sind unser Körper. Und als solcher, müssen wir besonders als Frau darauf bestehen gesellschaftliche Unterstützung zu erhalten (im Sinne unserer angeborenen Matrifokalität) und Bedingungen vorzufinden, in der unsere Körperlichkeit unversehrt bleibt und wir ganzheitlich unser Leben in einem realen Alltag leben können.

Anhang: Und hier eine kleine Zusatzerklärung wie ich die Themen Hirntätigkeit, Geist, Bewusstsein und Seele sehe: Was nicht existiert, ist nicht vorhanden - eigentlich ganz einfach - und was existiert bzw. erfahrbar wäre, aber von uns Menschen noch nicht erkannt wurde, ist zwar da, aber noch nicht für unser Welt definiert und daher für den menschlichen Geist nicht erfassbar.
Diese Art der Definition, erfasst durch einen menschlichen Geist, als Erinnerung bewahrt in einem menschlichen Geist, per menschlicher Kommunikation beschrieben und weitergegeben (als Meme verbreitet), ist das Schlüsselmoment zum gegenseitigen Verständnis im Alltag und ursprünglich um die Verbesserung im Zusammenlebens zu fördern. Der sogenannte menschliche Geist, also unsere Art der Gehirntätigkeit und hier vor allem das Zusammenspiel individueller Erinnerung mit kollektiver Weitergabe, ist ein wesentliches, ständiges Überlebensereignis. Die Erfahrungen und Erkenntnissen aller Individuen, hätten keine Bedeutung, würden sie diese nicht in und mit ihrer Lebensgruppe teilen.
Der Austausch findet über jede Form der artspezifischen Kommunikation statt und ist eine der evolutionsbiologisch selektierten Überlebensstrategien, welche die Mensch mittels ihrer hochkomplexen differenzierten Sprache (gegenüber anderen Tierarten) entwickelte und kulturell verfeinerte. Mit diesem Sprachvermögen definierte sie nicht nur ihre Umwelt, sondern sorgte für die Weitergabe der individuellen und kollektiven Erinnerungen. Das wiederum führte zu dem Phänomen des abstrakten Denkens. Diese Form des Abstrakten, der nur geistig, also abstrakt, vorhandenen Vorstellung, erschien wohl durch die Jahrhunderte hindurch vielfältig ausgeübte Denktätigkeit, so manchem als ein vorhandener Geist außerhalb des Körpers. Wir erfassen energetische Feldwirkungen im Außen und weisen ihnen eine Art (bewusstes) Eigenleben zu. Diese Denkweise brachte die Vorstellung von Göttern und Dämonen hervor, spekulierte über die Möglichkeit der Reinkarnation und verbreitete angenommene, aber nicht tatsächlich existierende "Realitäten" - Phantasiewelten und Glaubenskonstrukte aller Art.
Die/der Mensch kann inzwischen ganze Universen geistig erschaffen, also erdenken und diese im Detail sogar als Vorlage für zukünftige Technologie verwenden. Der kulturell trainierte menschliche Geist denkt sich komplexe Parallel- und Anderswelten aus und versucht diese auch gern zu beweisen - die Basis des maskulinen Machbarkeitswahns. Und unser kulturell geschulter Geist ist in Lage nicht reale, materiell nicht existierende Phänomene so zu definieren, dass sie anderen wiederum real erscheinen. Aber nichts desto trotz … würden plötzlich alle menschlichen Körper mit samt ihren Gehirne verschwinden, blieb auf der immateriellen, also geistigen, Ebene ohne eine vorhandene organische Gehirnsubstanz in einem lebendem Organismus, nichts davon übrig - nur die Medien, die Schrift-, Ton- und Bildträger, die wir hinterließen, wären noch da, aber niemand mehr, der sie auswertet und der einstigen Sinn erkennt.

Stephanie Ursula Gogolin



22 März 2021

Die Legende vom Alten Weißen Mann

Die Legende vom Alten Weißen Mann

"Als Schuldiger tritt jetzt der weiße heterosexuelle Mann in Erscheinung. Auf seine Hautfarbe, sein Geschlecht und seine sexuelle Orientierung reduziert, ist er der Schurke, der für alle Übel der Welt verantwortlich sein soll."

Was im Zitat nicht erwähnt wird ist das in dem Zusammenhang bedeutsame Adjektiv Alt. Der Weiße Alte Mann ist zum Schlagwort und Synonym für eine bestimmte Geisteshaltung und Handlungsweise in unserer medialen Gesellschaft geworden. Dieses Label kann sogar ohne weiteres Frauen aufgeklebt werden. Der Weiße Alte Mann ist ignorant gegenüber dem Rest der Welt, lehnt Menschen anderer Couleur ab und hasst modernes freies Denken (bei anderen). Den (alten) weißen heterosexuellen Mann gibt es aber wirklich und nicht nur als Metapher. Und er ist tatsächlich ein Problem, aber nicht weil er weiß, heterosexuell oder alt ist, sondern der eigentliche Schurke ist der patriarchale Mann. Und der war ursprünglich nicht weiß, nicht alt, wenn auch heterosexuell, denn sonst würde ja das ganze Ding mit der Vaterherrschaft ja keinen Sinn machen.

Der weiße Mann geht auf den Europäer der letzten Jahrhunderte zurück. Der alte Mann steht für Macht, die Macht, die ein Mann zu erreichen imstande ist - in der er sich als Vater von Nationen aufspielen kann, die Gegenwart steuert und die Zukunft beeinflusst.

Irgendein x-beliebiger Tattergreis ist damit nicht gemeint. Der Weiße Alte Heterosexuelle Mann steht für den Eroberer, obwohl er wie gesagt weltweit anfangs im Sinne der Hautfarbe nicht weiß im heutigen Verständnis war. Aber in den patriarchalen Vorgenerationen unterwarf sich der historische Mann das Leben, brachte es dauerhaft in seinen Besitz. Er versklavte seine Mitmenschen, kolonialisierte dazu nach und nach fast ganze die Welt. Er trieb die Technik voran baute die Industrialisierung auf und legte die Basis für den heutigen Turbo-Kapitalismus.

Jede Art von Technologie zeigte sich als ausgesprochen vorteilhaft im Sinne der Macht. Waren es anfangs nur kleine Schritte, so war es doch ein Hauptmarker der Patriarchose, dass der Mann die Waffentechnik vorantrieb. Es ist so was wie ein Reißverschlusssystem, dieses Ineinandergreifen von Ereignissen und die von Anfang an nicht zufällig waren.

Das
Patriarchat

Der Mann eignete sich Herden von Großtiere an, diesen Besitz wollte er verteidigen, dazu bedurfte es Waffen und Verbündete; er benötigte Land für die Herde, Grundbesitz wollte verteidigt sein, daher wurde weiter aufgerüstet; die besten Verbündeten waren anfangs Angehörige wie Brüder, aber vor allem Söhne. Und da es hier um den heterosexuellen Mann geht, ist es logisch, dass er sich von Anfang an die Frau und Mutter unterwarf. Der Mann brachte also die Sexualität und damit auch die Gebärfähigkeit der inzwischen per se versklavten Frau unter seine Kontrolle; der Mann entführte bzw. raubte Frauen und zwang sie in die Patrilokalität. Mann verkaufte bzw. handelte die Töchter dieser Frauen und schickte sie in der Regel weg. Euphemistisch nannte man solche Transaktionen Heirat. All das setzte voraus, dass man diese Vorgänge mit der nötigen Waffengewalt durchsetzen konnte. Das kollektive Trauma, dem die gesamte Weiblichkeit anheim fiel, wurde einst ausgelöst durch den bewaffneten gewaltbereiten Mann. Im Laufe der patriarchalen Zeiten brauchte der alte, mächtige Mann, die Waffe nicht mehr selbst in die Hand nehmen, er ließ drohen und sanktionieren. Er hielt sich Armeen und Milizen und nach wie vor Frauen und deren Kinder.

In der jüngeren Geschichte wurde der Alte Mann, und hier steht Alt immer noch für Macht, zum Biedermann und der klassische Biedermann war Weiß. Die Industrienationen und schon ihre Vorläufer entwickelten sich unter der Anleitung des Alten (mächtigen) Weißen (europäischem) Mannes zu den Polit- und Wirtschaftsmächten, wie wir sie noch heute erdulden müssen. Sie exportierten ihre Vorstellung von Kultur, Politik und Moral in alle Welt und zwangen Menschen unter ihrer Herrschaft diese zu akzeptieren und anzunehmen. Die bewährte Art der gewaltsamen (toxischen) Durchsetzung, der am Mann orientierten Interessen, wurde seit der Gründung erster Staaten in der Antike damals schon durch medial gesteuerte Ideologiekonzepte flankiert. Die uns so geläufigen religiösen Konstrukte, die uns in überholter Mythologie und den heute noch wirksamen Theologien (monotheistischen Großreligionen) erhalten geblieben sind, heroisieren den gewalttätigen Mann, vergöttlichen bis heute sein Recht als Machthaber und etablieren ihn nachhaltig in einer nicht zu hinterfragenden Vaterfunktion in unserem Alltag. Überall da wo das Patriarchat seinen langen Schatten wirft, laufen Männer Gefahr der Alte Weiße Mann zu sein – selbst wenn sie eine andere Hautfarbe besitzen oder sich auf eine andere Herkunftskultur berufen oder gar den Status eines Opfers des kolonialisierenden Alte Weiße Mann für sich in Anspruch nehmen. Mag auch gerade überall der Alte Weiße Mann als der Buhmann gelten, das Grundproblem, das wir nach wie vor haben, ist der toxische patriarchale Mann.

Stephanie Ursula Gogolin

04 März 2021

Unser Geist ist Erinnerung!

Menschen sind biologische Körper, die sich in einem soziokulturellen Rahmen bewegen bzw. sich diesem anpassen. Das ist eine unserer evolutionär angelegte ÜL-Strategie. Unser Geist bzw. die Geistestätigkeit ist Teil unseres Gesamtkörpers. Ist der Körper tot, ist der Geist, der sich in seinem individuelle Wissen und Erinnern sowie im interaktiven Wissenserwerb zeigte, weg, eben auch tot. Ohne einen biologischen Körper bzw. ein Geist erzeugendes Organ, wir nennen es Gehirn, gibt es keinen substanzlosen, aktiven Geist.

Was die lebendige Mensch und ihren Geist in deren Leben also einer Person, ausmacht, erhält sich nach ihrer Existenz im Erinnerungsvermögen anderer lebendiger Gehirne. Die Ansammlung von Gehirnbesitzern und -benutzern bilden einen kollektiven Erinnerungskörper, dessen Wirksamkeit an Nähe und einen steten interaktiven Austausch gebunden ist. Die Erinnerungen an Erfahrungen, Ereignisse und aktiv gesammelten Erkenntnissen sind nur von wirksamer Bedeutung, wenn sie zwischenmenschlich weitergegeben werden.

Die aktive bzw. bewusste aber auch unbewusste Weitergabe der Wesenseindrücke, die eine Mensch hinterlässt, vor und nach ihrem Tod (sie lebt in der aktiven Erinnerung anderer weiter), wurde/wird von ihren Hinterbliebenen bewahrt, überliefert, in seiner Eindrücklichkeit und Vorbildwirkung konvertiert. Bisherige Nähepersonen* mit denen die verstorbene Mensch interagierte, erhalten und wahren deren geistige Essenzen – es sind die Erinnerung an gemeinsam verbrachte Zeit und Ereignisse, in die wir zusammen involviert waren. Das Miteinander schließt auch Menschen und andere Wesen ein, die nicht zur unmittelbaren oder alltäglichen Bindungsgemeinschaft gehören und die einen Erinnerungshintergrund bzw. Bezugspunkte bilden. Je kleiner die Aktionsgruppe in der eine Mensch sich lebenslang bewegt, desto intensiver die gemeinsamen Interaktionen personeller Eindrücke, die das Erinnerungspotential bilden.

Die bereits schon mehrfach asservierten Erkenntnisse eines nun erloschenen Geistes wurde zu Lebzeiten von den dauerhaften Nähe- oder Kontaktpersonen aufgenommen und weitergetragen bzw. in deren Geist archiviert. Das menschliche (weibliche) Erinnerungsarchiv (individuell und vor allem kollektiv) ist eine gewaltige Kraft, die unser Menschsein gestaltet/e.

Die direkte sowie die osmotische Aufnahme und das Ausfiltern all der Äußerungen, der gemeinsamen Erfahrungen mit den uns umgebenden anderen Lebewesen (also nicht nur menschliche), fügt die Mensch ihren selbstgemachten Erfahrungswerten hinzu und gibt sie quasi umgehend an das sie umgebenden Nähekollektiv weiter. Der Erinnerungspool eines lebendigen Geistes ist nicht nur für das Individuum von Bedeutung, sondern bildet mit den unmittelbaren Nähe- bzw. Mitmenschen das tragende Wirkungsfeld. Diese tragende Wirkung enthält Stimmungsfarben wie Ruhe und Sicherheit, Besonnenheit, Frohsinn und spürbare Zufriedenheit. Sie fördert entspannte Lernstimmung und bringt kreatives Handeln, einzeln und gemeinsam, mit sich. Hier ist auch die Vorstellung besonders spannend, dass wir unbedingt auch die Babys und Kinder, überhaupt alle Altergruppen in diese Feld-Wirkung einbeziehen müssen. 

Diese Feld-Funktion in einer (Fürsorge)Gemeinschaft, welche die Schutzsphäre der Geborgenheit für ein jedes zugehörige Individuum bildet, ist eine unserer hervorragendsten menschlichen Eigenschaften. Diese permanente körpergeistige Interaktivität der personell bezogenen, miteinander lebenden Gehirne, ist das selektierte Sonderprogramm der intelligenten Mensch (auch weiterer Säugetierarten sind diesbezüglich ausgestattet und ist Erbteil des GesamtGenPool). Vor allem unser Fähigkeit untereinander förderlichen Eustress zu erzeugen und ihn individuell zu verarbeiten, brachte uns die Kompetenz ein, nicht nur zufrieden, sondern auch immer wieder rundum glücklich zu sein.

Ohne den Distress bei Gefahrenlagen, krankheitsbedingte Ungewissheit oder inneren Konflikten in der Nähegruppe, geht es einem Individuum im Alltag gut. Ein harmonisch verlaufender Alltag in einem Umfeld von sich wohlwollenden Menschenwesen ist jedenfalls für jedes heranwachsende Kind der anzustrebende Glücksfall. Also vernetzen wir unsere Gehirne so intensiv wie möglich, zapfen wir unsere Erinnerungsspeicher an und denken zwischendurch auch immer wieder gern an alle, die uns guttaten bzw. guttun.

(* nahestehende Angehörige, die mit ihr den gemeinsamen Alltag teilten)

 Stephanie Ursula Gogolin

 



29 Dezember 2020

Der MannundFrau-Mythos

Mütter, Kinder, Väter und der MannundFrau-Mythos

Diese gern beschworene Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, die auch die Care-Arbeit beinhaltet, ist ein rein hypothetisches Gebilde. Wir kommen ohne die liebenswerte Vorstellung kaum noch aus, dass es selbstverständlich sein müsste, dass Männer sich genau wie Frauen für das tägliche Allerlei und die Arbeit, die Kinder so machen, zuständig und verantwortlich fühlen. Mann und Frau als vom Schicksal konzipiertes Dreamteam - es könnte doch so einfach sein!
Aber es gibt nun mal keinen biologischen Imperativ der ein organisch gewachsenes Gebilde MannundFrau hervorbringt. Auch nicht in der umgekehrten Intention FrauundMann. Es gibt keine biologisch determinierte, gleichschwingende Paareinheit 'Frau und Mann' als natürlich entstandenes Alltagsmodul.
Diese unausrottbare Wunschvorstellung
(des patriarchalen Kulturmenschen) gibt es bei keiner Säugetierart und auch die Vogelarten, die paarweise Brutpflege betreiben, sind zufällige Begegnungen in der Natur, bei denen sich die Individuen dem Biomechanismus Arterhalt gemäß verhalten.
Es wird gern davon ausgegangen bzw. erwartet, dass entgegen allem menschenartgerechten Verhalten, die ominöse Paareinheit MannundFrau, die sich in der Moderne als Kleinfamilie figuriert (formiert und firmiert), sich ähnlich einem Schwarm verhält (permanent auf einander bezogen) oder ähnlich einer Herde auf der Basis einer kollektiven Intelligenz durch den Alltag stapft. Säugetiere sind hochentwickelte Individuen und damit als Einzelwesen weitgehend autonom. Wobei jede Spezies ein eigenes Sozialmodul entwickelte.
Die in besonderer Weise intelligente Mensch, findet in der Dynamik ihrer matrifokalen Fürsorgegruppe den ÜL-Effekt der Geborgenheit und damit ausreichend Schutz, Support und Spaß, um ein zufriedenes Leben zu führen.
Die paarweise Zweierkombination aus einem nichtverwandten Mann und einer mit ihm nichtverwandten Frau als Dauerlebenspaar, ist eine kulturell begünstigte Fehlentwicklung, auf Grund der u.a. durch Oxytocinmangel erzeugten Gewaltspirale im System der Patriarchalität.
Die heute wie ein Naturgesetz gehandelte MannundFrau-Idee, die quasi als sexualisierte Dauerschleife des Zusammenlebens unseren Alltag bestimmt, ist jedoch auf keinen Fall als eine Art evo-biologischer Imperativ selektiert, sondern ein anti-soziales Phänomen, dass die vergleichsweise jüngste Menschenkultur auf den letzten Metern der Geschichte (in besagter Patriarchalität) hervorgebrachte.
Wenn wir als (junge) Frau uns verlieben und uns das starke Verlangen antreibt, uns mit einem attraktiven Mann unserer Wahl zu paaren und unbedingt (sofort) zu kopulieren, sind wir in dem hormonellen Drive des in allem Lebendigen angelegten Drang zum Arterhalt, der naturgemäßen Parallele zum glücklich machende Selbsterhalt plus Female Choice.
Dieses bio-angelegte Verlangen des Körpers die Art zu erhalten, ist inzwischen mit vielen irreführenden Vokabeln belegt. Derzeit gipfelt die Bezeichnung dieses Verlangen in der Vorstellung einer dauerhaften romantischen Liebe, die völlig widersinnig mit dem Gebot einer am liebsten unauflöslichen Hetero-Paar-Konstellation gekoppelt ist. Diese wird, auch in unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft, nach wie vor, von verschiedenen sozialen Konventionen sowie moralischen und von den,die weibliche Sexualität kontrollierenden Dogmen begleitet.
Beide, Frau und Mann, sind zuerst einmal biologische Individuen, die immer aus dem matrifokalen Nest einer (ihrer) Mutter stammen. Der unbewusste Denkfehler ist meist, dass die Biografie einer Person, die mit der Geburt durch eine Mutter beginnt, nicht mitgedacht wird. Wenn von Mann und Frau die Rede ist, besteht das System Kulturmensch scheinbar nur aus lauter vom Himmel gefallene autarke Erwachsene. Das lässt uns die lang gehegte Vorstellung von einer nicht wegzudenkenden Alltagserscheinungseinheit, die ich MannundFrau nenne, immer wieder neu auflegen. Hier wird Mann zwanghaft mit Frau zusammengedacht und umgekehrt.
Was weitgehend wegfällt ist das automatische Mitdenken von Kindern, Geschwistern bzw. mütterlicherseits zugeordneten Angehörigen.
Es gibt sie aber nicht, die Frau X und den Mann Y, als jeweils eine Art exklusiven Prototyp. Abstrakte weibliche und männliche Kultureinheiten, die eine Gesellschaft ausmachen und in ihrem Erwachsenenleben unbedingt eine Zweiheit anstreben, die als Einheit wahrgenommen werden muss. Tatsache ist jedoch, das Individuum, also jede Person, besitzt eine persönliche Geschichte und versucht auf ihre individuelle Art im Patriarchat zu überleben und folgt daher dem Paradigma der Gesellschaft bzw. der jeweiligen Kultur.
Frau X und Mann Y sind daher im Bezug zu ihrer kulturellen Deadline - die für den Erwachsenen von unserer anonymen Gesellschaft geforderten Partnersuche - austauschbar. War über Jahrhunderte hinweg der, in der Patriarchose immer zuerst gedachte und in der Regel auch zuerst genannte, Mann als Privilegling der Verhältnisse derjenige, der per se dazu vorgesehen ist sich nach Belieben eine Frau zu halten, ist heute auch die Frau berechtigt, in bescheidenem Maße, einen sogenannten Partner zu wählen, der eine dauerhafte Einrichtung in ihrem Leben sein soll.
Das bestehende hochpatriarchöse Gesellschaftsambiente brachte so den MannundFrau-Mythos erst als unauflösliches Ehepaar und in der Moderne in dem Begriff Partnerschaft hervor. Die gleichberechtigt anmutende Partnerschaft bleibt trotzdem ein typisch patri-kulturelles Konstrukt, dass schon wieder jede Frau und Mutter in die androzentriert-patriarchale Irre führt. Mann und Frau wurden so konditioniert, dass sie unentwegt versuchen als ideale Einheit ein ganzes Leben lang zusammenbleiben, was eigentlich nur mit sozialen Zwängen einher ging und die Regel ist es ohnehin nicht mehr, seit die Frau grundsätzlich zu einigen Rechten gekommen ist.

Stephanie Ursula Gogolin


ÜL - natürlich selektierierte Strategie
des Überlebens einer Art

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05 November 2020

Oxytocinmangel - ein Beschleuniger des Patriarchats

Der Entwurf einer Betrachtung zu der Frage und Dauerbrenner: Wie entstand das Patriarchat?
... überarbeitet, ergänzt und in Wordpress online gestellt

Hierbei handelt es sich um hypothetische Überlegungen und mögliche Zusammenhänge im Entstehen der seit min. achttausend Jahren, expandierenden Patriarchose...