31 Dezember 2010

Der Mantel der Zeit


Heute, haben wir wieder einen dieser besonderen Abende und ich berühre die Zeit, die jetzt so dicht, so greifbar ist. 

Das vergangene Jahr ist wie ein alter weiter Umhang, alltagsgrau, aber in den Falten in tausend Farben schillernd. Eine Schleppe, so lang, dass sie schon in Welle hinter mir die Treppe herabfließt.
Gewirkt aus dem geheimnisvollen, wandelbarem Material, das wir Stunden, Wochen oder Sekunden nennen und das mit dem Sonnenlicht wächst und in den Träumen die Erinnerungen speichert.
Oft genug unansehnlich in der undefinierbaren Färbung der Tristesse und Langeweile, mit verschlungenen Mustern, die für Andere nicht deutbar sind. Und dann wieder wild geblümt mit schönen und schaurigen Momenten im Tanz durch die Jahreszeiten.
Manches Mal lag dieser Mantel schwer wie nasser Samt auf meinen Schultern, so dass ich kaum von der Stelle kam und es kostete mich viel Kraft ihn zu schleppen. Doch dann wieder, war er trocken und leicht, wie ein seidiges Cape, das mich weich und schwerelos umwehte, so das mir dünkte, ich würde fliegen...
Heute Abend nun lasse ich dieses Cape von meinen Schultern gleiten. Ich werde später noch lange überall Fäden finden, die mich an diese bestimmte, meine gelebte Zeit denken lassen. Der abgelegte Umhang jedoch schwebt davon, wie eine bunte Wolke, um sich irgendwann unbemerkt nach und nach in der Ewigkeit aufzulösen...

und morgen früh, wenn ich aufstehe, greife ich nach dem neuen, schmalen Plaid, das neben meinem Bett liegen wird, gewebt aus dem letzten Glanz der Sterne und dem ersten Morgenrot. Ich werde mich einhüllen, über das lockere Gewirk streichen, das sich nun wieder Tag für Tag ausdehnen und verdichteten wird - ein neues Jahr, der Bruchteil eines Aeons...


Ich wünsche Allen ein wunderbares und geborgenes 2011





24 Dezember 2010

... wie jedes Jahr, nur weiß...



... da ist sie, die oft vermisste Weiße Weihnacht!

Der liebliche Moment, da wir uns an der noch makellosen Weiße erfreuen. Die damit einhergehende Stille genießend, durch den Schnee stapfen, Autos frei schaufeln und dann doch nur die allernötigsten und nicht aufzuschiebenden Fahrten unternehmen.
Wie heute, wenn ich den Korb mit den bunten Päckchen einlade und hinunterrolle, zu den erwartungsvollen Kinder, welche die Treppe hoch und runter hüpfen und fast durchdrehen, weil die Zeit so langsam vergeht. Und dann eben einfach mal in Socken vor die Haustür treten und um die Ecke sehen, ob die Oma kommt, denn das hieße: das Glöckchen wird bald klingeln. Die Älteste der Kinderschar werkelt in der Küche und demonstriert Gelassenheit und die ganz Kleine ist sich nicht sicher, ob es auch so wird wie im letzten Jahr.
Mama ist immer mal kurz verschwunden, um dann mit diesem Leuchten in den Augen, das ich noch aus ihren Kindertagen kenne, wieder aufzutauchen.  Papa, heute nicht ganz so leger gekleidet, überprüft die Kamera. Die Türen zur Stube, die heutzutage Wohnzimmer heißt, sind seit gestern abend verschlossen und das Familienleben ballt sich in der großen Küche. Aber dann läutet es doch, das Glöckchen.
Und nun lassen sich, erstaunlicher weise, auch wieder die Türen öffnen. Ein warmer Duft von vielen Kerzen umströmt alle und der Lichterschein weist den Weg in das zukünftige KinderErinnerungsWunderland...


17 Dezember 2010

...von Ticken bis TickTack


Immer wieder wundere ich mich, dass sich so viele, besonders Frauen, über die unterschiedlichen Verhaltens- und Ausdrucksweisen von Männern und Frauen wundern. Als dürfte das eigentlich nicht sein, als müssten sie irgendwie basismäßig gleich sein, nach dem Motto: wir sind doch alle Menschen.


JedeR der fast sieben Milliarden Menschen dieser Welt ist nicht nur ein einzigartiges Individuum, sondern wird im Laufe des Lebens phasenweise von seinem innerbetrieblichen Hormoncocktail gesteuert, welcher für die Bandbreite: sehr feminine Frau bis sehr maskuliner Mann, verantwortlich ist. Dazwischen ist eine Menge möglich. 


Die zur Zeit so populäre und fast schon dogmatisch daher kommende Idee des Gender-Mainstreaming ist gut für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit, hat aber nichts mit den biologischen Voraussetzungen unserer Spezies zu tun, was gern mal verwechselt wird, wie mir scheint. Männer und Frauen ticken sehr verschieden, dass wissen wir doch schon lange immer. Und zwar aus begründeten (evolutionären) Ursachen heraus. Aber, da ist dann eben auch noch die kulturelle Konditionierung, die mehr oder weniger gelungene Sozialisation.

Von Louann Brizendine ist inzwischen
auch das Buch: „Das männliche Gehirn“ auf dem Markt („Das weibliche Gehirn“ habe ich ja schon mehr fach angepriesen). Ich werde mir das Buch demnächst doch mal von meiner Tochter ausleihen, denn trotz Brüdern, Freunden, einem Ehemann, einem Sohn, Schwiegersöhnen und einem Enkelsohn, sind mir im Allgemeinen die Phasen des männliche Verhalten und die wenig empathische Denkungsart, auch gelegentlich ein Mysterium.

Ein mir gut bekannter, allein lebender älterer Herr hat in seiner Dreizimmer-Wohnung mindestens zehn Wanduhren mit Zeigern und unterschiedlichen Tick-Tack-Melodien, für mich das reinste FolterDauerorchester. Nach einem dreitägigen Besuch und der Verbannung der Lärmmonster aus dem Raum, in dem ich übernachtete, fragte ich ihn: „...wie hältst du das permanente, penetrante Geticke denn bloß aus?“

„Ach, ich finde das eigentlich ganz schön, da ist wenigstens Leben in der Bude...!“, antwortete er ganz zufrieden.

Ich sah ihn entgeistert an. „Das Geräusch eines mechanischen Gerätes nennst du Leben?“






15 Dezember 2010

Zirkustrauma


… ich war noch ein ganz kleines Mädchen, als ein Zirkus in die Stadt kam, in deren Nähe wir wohnten. Auf dem große Platz unterhalb des Domes stand eine riesiges Gebilde aus festem Stoff, Gestänge und unvorstellbar vielen Seilen. Nie wieder habe ich ein Zelt in dieser Größenordnung gesehen. Es war ein Zirkus mit drei Manegen - Menschenmengen, dröhnend laute Musik, eine faschingsähnliche Ausnahmebuntheit. 

Ich saß mit offenem Mund auf meiner Holzbank und konnte es einfach nicht fassen wie alles so gleichzeitig und scheinbar ungeordnet vor meinen Augen ablief. Nichts konnte ich mir in Ruhe ansehen, nichts wirklich festhalten. Tiere und Menschen, Bälle und Kegel, Podeste und Käfiggitter wechselten sich in rasanter Folge ab. Es war grauenhaft! 

In einem Rund tobte eine weiße Pudelnummer, im anderen verknotete sich eine dünne junge Frau auf einer drehenden Scheibe und in der dritten Manege machte ein Elefant Männchen, was ich obszön gefunden hätte, wäre mir die Bedeutung des Wortes geläufig gewesen. Ich wandte mein Köpfchen hin und her, dass die blonden Zöpfchen flogen und versuchte von meinem Platz in einem der oberen Rängen die pausenlos wechselnden Ereignisse zu verfolgen. Ich wünschte mir Zeitlupe, obwohl ich keine Ahnung hatte, dass es so etwas gab. Von mir aus hätten die Kinder der Akrobaten ganz oben auf den menschlichen Pyramiden regungslos stehen können, während die Clowns ihr buntes Auto reparierten und die Pferde mit den üppigen Federbüschen auf den Köpfen ganz langsam in ihrer Manege kreisten. Das nicht enden wollende Gewimmel und das Tempo bereitete mir fast körperliche Schmerzen.

Ich verließ das Zirkuszelt mit der, tief in mir drin sich ausbreitenden Gewissheit, dass ich so eine Veranstaltung nicht noch einmal bräuchte, denn wahrscheinlich hatte ich jetzt und hier alle Zirkusnummern dieser Welt bereits gesehen.

Ich glaube, es hätte mir auch völlig ausgereicht, wenn die fliegenden Artisten unter der Zeltkuppel wie reife Äpfel in das gigantische Netz geplumpst wären, der Tiger dem Dompteur den Kopf abgebissen und ich mit den Kindern und den Hunden in der großen mittleren Manege einfach nur zwei Stunden hätte spielen dürfen...


Petra A. Bauer forderte in ihrem Blog anlässlich der Adventskalenderverlosung die Teilnehmer heute auf, min. 40 Worte zum Thema Zirkus zu verlieren. 40 Worte... ha... ich kann nicht so kurz oder bräuchte dazu viel mehr Zeit... aber es schien mir die Gelegenheit mein Kindheitstrauma den Zirkus betreffend einmal ernsthaft anzugehen. Denn noch heute wache ich manchmal schreiend auf, weil mir träumte, ein dicker Elefant steht auf meinem Balkon und trötet, während Artisten und Clowns über meine Möbel springen...


09 Dezember 2010

Advent - Ticker

  • KK 10 (Kindeskind zehn), offiziell bestätigte 3 cm gewachsen, ganz lieb, schläft nachts sechs Stunden
  • Ballettaufführung von Mathilde verpasst, alles ganz klein auf dem Monitor der Kamera gesehen
  • ... eben noch schnell alle Bücher lesen, die ich zu Weihnachten verschenken will
  • Tochter hat mit ihrem Kurz-Krimi (das ist der, den ich mehrfach gegengelesen habe) beim Wardenburger Krimi Wettbewerb den 3. Platz belegt 
  • vor drei Tagen am Abend vom Balkon aus einen Brand beobachtet, Feuerwehr war schon unterwegs
  • Meisen habe schon drei Tüten Sonnenblumenkerne verdrückt
  • Caro hatte Geburtstag, neun Jahre, will definitiv keine Puppen mehr, stattdessen Bücher und Nintendo
  • immerzu Winterkinder von Zuckowski hören, in der Küche, im Auto, im Bad, im Keller, im Alkoven, auf dem Balkon, beim Bäcker, auf dem Weihnachtsmarkt...
  • Helenes Gutschein vom Geburtstag einlösen (Oma bekochen)


08 Dezember 2010

Caro antwortet...


Vicky sagt: Ich bin Widder, wie Papa!

Caro sagt: Ich bin Schütze!

Vicky fragt: Was ist eigentlich ein Schütze?

Caro antwortet: Jemand, der andere beschützt!


07 Dezember 2010


... beim Waschweib findet ihr meine Zauberwortsammlung!
Ein Projekt von Seelenbalsam

06 Dezember 2010

Lasst und froh und munter sein


Ja, ja, die Weihnachtsinsel... ich möchte hier eigentlich keine Werbung für ein konventionelles Weihnachten machen, sondern wollte mit meiner Metapher sozusagen den Ist-Zustand beschreiben. Denn an Weihnachten kommen wir alle nicht vorbei, selbst wenn wir es hassen.
Die Schokoladenweihnachtsmannprokuktion läuft fast das ganze Jahr auf Hochtouren, kein Label versäumt es inzwischen einen auf ihre Kundschaft zugeschnittenen Adventskalender auf den Markt zu bringen und wenn Anfang Oktober die ersten Paletten mit Lebkuchen in die Supermärkte geschoben werden, wissen wir, es ist so weit, die Weihnachtslobby schlägt wieder gnadenlos zu. 
Die Weihnachtsindustrie ist weitreichend. Bunter Glitzerkitsch kommt aus Asien und erzgebirgische Schnitzereien kann man auf der ganzen Welt kaufen. Es werden Bäumchen gepflanzt, ein paar Jahre später abgehackt und in die Menschenwohnungen verschleppt. 
Heute wachsen wir in die Vorstellung hinein, dass jemand irgendwann Weihnachten festgelegte (was quasi auch der Fall ist). Dabei gibt es immer wieder Bemühungen der Sache, ohne Bezug auf die eigentliche Ursache, einen Sinn zu verpassen, als Fest der Familie beispielsweise! Also will es die moderne Tradition, dass wir nun alle, an den extra berufsarbeitsbefreiten Tagen froh und munter sein müssen...

Aber das Alles ist nicht wirklich Weihnachten...
Wir sollten uns erinnern - weil Menschen einst zusammen kamen und gemeinsam feierten sind die geweihten Nächte entstanden. Menschen erkannten in der Natur besondere Ereignisse und Zeiten und trafen sich in einer gemeinsamen Intuition, sie feierten, ernsthaft und froh und ausgelassen und dieser Anlass wurde überliefert und dann, irgendwann in der jüngeren Geschichte entstand ein  Festtagskatalog. Aber mit verordneten Feiertagen ist das so eine Sache... Das ursprüngliche Begehren scheint nicht mehr zu existieren und zieht sich doch durch Jahrhunderte oder eher, Jahrtausende…

Die Weihnacht oder besser, die Geweihten Nächte, sind eine besondere Zeit. Wenn etwas geweiht wurde, dann hat es eine tiefe, eine spirituelle Bedeutung und zwar für viele Menschen. Menschen, die sich nahe standen, miteinander verwandt waren. Die das ganze Jahr zusammen lebten, gemeinsam arbeiteten, gemeinsam feierten, gemeinsam glücklich waren, aber auch gelitten und getrauert haben. Aus der Gemeinsamkeit ist die Bedeutung entstanden und aus der Bedeutung der Ritus. 
Da ist die Sache mit dem wiederkehrenden Licht! Ich bin schon darauf eingegangen und die Weihnachtstradition, wie wir sie kennen, hat nun mal viel mit unserem Klima, unseren Jahreszeiten zu tun. Lange Winternächte, kurze düstere Tage! Da hilft es Feuer zu machen und zusammenzurücken. Gut zu essen, lecker trinken, Geschichten erzählen, gemeinsam lachen und wer was weiß noch...
Ich bin wohl ein Weihnachtskind...


05 Dezember 2010

Reif für die Insel


Jedes Jahr zur gleichen Zeit ziehen immer wieder viele Menschen um und zwar... 
auf die Weihnachtsinsel.

Sie besteigen eines der Boote, das sie nach dem Arkadien bringt, das verwunschen und doch so voller Leben ist. Dahin, wo die immer laute, anstrengende oder auch schreckliche Welt, in der sie sonst leben, möglichst weit weg liegt. Sie hoffen auf der Weihnachtsinsel den Ort zu finden, an dem alles anders und am liebsten alles besser ist. Wo, Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, sich alle Menschen lieben und Friede auf Erden herrscht.

Die Weihnachtsinsel ist eines dieser seltenen Phänomene, die ab und zu oder auch regelmäßig, in Raum und Zeit auftauchen und nach einer Weile wieder verschwinden. Geheimnisvoll, unberührt und für manche unerklärlich. 

Wissenschaftler bemühen sich schon seit längerem das Wunder zu entzaubert. Sie behaupten, sie könnten exakt das Auftauchen der seltsamen Insel an Hand von Sternenkonstellationen, im Zusammenhang mit der Mondbahn und dem Vogelflug bestimmen und so die Lage und ihr Erscheinen genau errechnen. Was eigentlich die reinste Zeitverschwendung ist, denn lange bevor es diese eifrigen Wissenschaftler gab, kannte die Menschen schon die Weihnachtsinsel.

Die Weihnachtsinsel ist wie, wir uns alle denken können, recht beliebt. Einige der Weihnachtsliebhaber machen, wie Touristen, dort nur eine kurze Stippvisite, andere halten sich Jahr für Jahr wochenlang in den lieblichen Gefilden auf. Für sie ist es fast wie ein Zweitwohnsitz und sie nehmen dann möglichst das allerletzte Gefährt, um wieder ihren Alltag zu erreichen, bevor die Insel im Nichts verschwindet.

Die Weihnachtsinsel ist ein wunderbarer Ort. Ein Ort an dem sich Wünsche erfüllen und mancher Traum wahr wird. Er ist vielfältig wie nichts auf der Welt. Mit seltsamer, sich ständig verändernder Landschaft. Wir können dort durch Schnee stapfen und einen Schlitten hinter uns herziehen. Dann wieder kommen wir an Palmen vorbei, hinter denen ein Stall steht und um den sich Hirten und Schafe drängen. Die Luft ist erfüllt von lieblichen Klängen und Glockengeläut. Feuerräder kreuzen unsere Bahn, Yulböcke sehen aus dem Gebüsch und vorbeiziehende Engel streuen Sternchen auf die Wege und verteilen kleine Gaben. Die Wege sind von tausenden Kerzen beleuchtet und an den meisten der Koniferen hängen bunte Glaskugeln und Süßigkeiten. Für manche Menschen ist diese Insel das Kinderwunderland und für andere eine heilige Stätte.

Die Weihnachtsinsel ist unter recht verschiedenen Namen bekannt. Viele sagen einfach nur kurz und bündig Weihnacht oder bezeichnen sie als ihren Festplatz. Manchen nennen sie Yul, sogar Avalon und andere sind überzeugt, sie hieß schon immer Bethlehem. Das Faszinierende an dieser wunderbaren Insel ist, wir können ohne Visum einreisen, kommen und gehen wie es uns beliebt und uns dort bis zum Platzen wohlfühlen.

Obwohl, man hört immer wieder, ganz so friedlich, wie es sich manche wünschen, geht es auf dieser Insel, welche unbeirrt durch die Zeit schwimmt, nicht immer und überall zu. Ist ja eigentlich klar, wenn sich dort zur gleichen Zeit so unglaublich viele Menschen treffen und jeder für sich die idyllischen Plätze beansprucht, an denen er entspannte Tage verleben möchte, kann es schon mal eng werden. Das Beste wäre, wir streifen umher und suchten diese reichlich vorhandenen Nischen auf, in denen Einzelne, Jahr für Jahr, allein auf der Weihnachtsinsel sitzen und das nicht immer freiwillig. Aber egal, auch ich bin in diesem Jahr wieder reif für die Insel...




04 Dezember 2010

Das Leben ist kein Ponyhof


... über diesen entzückenden Ausspruch, stolpere ich in letzter Zeit andauernd.

Er wird immer dann zitiert, wenn die harte Wirklichkeit einer angenommenen Realitätsflucht gegenübergestellt wird. Nach dem Motto: sei nicht so naiv und akzeptiere die Gegebenheiten.

Ponyhof - das ist Idylle, Verspieltheit, Verdrängen von bitteren Wahrheiten und nicht zu überbietende Blauäugigkeit.

Dabei sind die real existierenden lieben Ponys dieser Erde auch nur ein Bestandteil der harten Realität. Lediglich im Spielzeugregal springen sie in Glitzerpink mit Schleifen und fliederfarbenen Mähne durch die Welt.

Jede hat doch irgendwie, irgendwo ihren Ponyhof. Wir würden verrückt werden, wenn wir nur an all die Schrecken und die Grausamkeiten in diesem Dasein denken würden. Ohne ein gesundes Maß an Verdrängung könnten wir nicht leben. Und nicht alle sind gleichermaßen pragmatisch oder kämpferisch unterwegs. Obwohl, so prinzipiell, schadet
es nicht, konventionelle Vorstellungen und angeblich Bewährtes, ab und zu, zu hinterfragen.

Auch mein Leben ist kein Ponyhof und ich wüsste in meiner kleinen Wohnung mit einem Pony auch nicht wohin... 



01 Dezember 2010

Es ist für uns eine Zeit angekommen...


Familienerinnerungen, religiöse Traditionen, volkstümliches Bräuche …
jeder kann sich heute aus den inzwischen reichlich vorhandenen Versatzstücken rund um Weihnachten ein schönes Fest kreieren. Mit und ohne christliche Bedeutung, die Möglichkeiten vermehren ständig sich auf wunderbare Weise.
 
Weihnachtliche Gefühle hin, Konsumterror und Kitsch her. Wenn wir schon drei Wochen vorher vom Weihnachtszuckerguss genervt sind und uns „oh, Tannenbaum“ zu den Ohren heraus hängt, können wir auch einfach nur an den eigentlichen, ursprünglichen Anlass denken. Wir bewegen uns und das ist inzwischen allen bekannt, in einer seit altersher überlieferten Festperiode, in der auch der Advent auf uraltem Brauchtum aufbaut. Es gilt sich vorzubereiten, zu rüsten für die Geweihten Nächten.

Ganz gleich wie sich das Wetter, das Klima, dereinst zeigte, ob die Luft milde wehte oder Stürme tobten, ob es vor Kälte klirrte oder der Schnee die Welt verhüllte, der zuverlässig stattfindende Wechsel vom Dunkeln ins wiederkehrende Licht, war der wirkliche Anlass zur Freude und zum Feiern. Für unsere Vorfahren ein wichtiges Geschehen auf der Jahresbahn. Die Wende im Jahreskreis. 


Die dunkle Zeit neigt sich dem Ende zu, bald haben wir die längste Nacht und den kürzesten Tag. Der Moment der Wintersonnenwende ist der tiefste Punkt, ab da werden die Tage wieder länger, das Licht kehrt langsam zurück. Das wiedergeborene Lichtkind besiegt die Dunkelheit und allmählich wird es immer heller - ein Grund zur Freude.

Und denken wir daran, dass die heiligen Nächte von je her auch die Zeit und das Fest der Mütter war!

In der christlichen Tradition erfahren wir deshalb von Mutter Maria, die auf Reisen ihr Kind in einem Stall zur Welt bringt. Sie
findet Erwähnung als Mutter des Herrn, der seine ersten Tage unter so unwirtlichen Umständen vielleicht nicht überstanden hätte, wäre er nicht nach mütterlicher Art fürsorglich gestillt, liebevoll und gütig versorgt und gewärmt worden. 

Die weihnächtlichen Tagen sind eine gute Zeit, die Mütter zu ehren.  Nicht die Söhne, Mütter retten tagtäglich die Welt. Die Weihnacht ist der eigentliche Muttertag.

Und die Zeit zwischen den Jahren ist auch eine besondere, geheimnisvolle Zeit, in der wir den Wesen begegnen, die heute Zeit keinen Platz im lauten Alltag haben, die wir kaum noch wahrnehmen. 


Frau Holle mit ihren Holden und Heimchen zieht umher. Weises Sagen fliegt durch die Luft. Fangen wir es auf. Die rauen Nächte sind die überlieferte Zeit des Lozen, des Sehens, des Wissens! Es ist die Zeit, da die Räder still stehen, Frauen nicht spinnen und weben, nicht putzen und waschen und keine Wäsche auf die Leine hängen sollten. Meine Mutter hat sich noch an das Gebot gehalten und an mich weiter geben. Der Sinn der Arbeitsruhe liegt im Loslassen und Besinnen.

Also dann jetzt schon mal, einen schönen, geschäftigen Advent, eine weihevolle und ruhige Weihnachtszeit und merkt euch eure Träume in den zwölf Rauhnächten...

28 November 2010

Wie war das doch damals


... meine alleinstehende, ältere Schwägerin, saß begeistert und mit feuchten Augen am Tisch, wenn wir uns jeden Adventssonntag am Nachmittag um den Adventskranz versammelten, um zu singen. Aber nur Adventslieder! Ja.ja, die gibt es. Da hieß es dann, Lasst uns froh und munter sein und Freu dich das Christkind kommt bald.


Mutter, vier Kinder, besagte Schwägerin, evtl. anderer Besuch, folgten brav der väterlichen Inszenierung. Prinzipiell war das ja gar nicht so schlecht. Die Grundidee kollidierte jedoch immer wieder mit dem Vorschriftenkatalog. Jahrelang pflegte ich den angeheirateten Familienbrauch.

Aber Kinder werden größer und so blieb irgendwann die bemühte Tradition auf der Strecke. Die älteren Töchter waren in der Vorweihnachtszeit mit ihrer Ballettklasse unterwegs und tanzten sich durch die Bühnen der Stadt und Umgebung. Die jüngeren Geschwister verweigerten sich mürrisch dem Adventdruck, den ihr Vater Alle Jahre wieder aufbaute. Vorweggenommene Weihnachtsattribute, wie Weihnachtsmarkt, Weihnachtslieder, Stollen und Lebkuchen, waren schlichtweg untersagt. Freudige Erwartung war gestattet. Denn eigentlich ist der Advent eine Stille Zeit* , die Vorbereitung auf das eigentliche Fest.

Mir wäre es entspannt und weniger dogmatisch lieber gewesen, aber damals war ich meist zu kraftlos, um der festlichen Zeit wirklich den mütterlichen Segen zu geben. Viel später habe ich mir die Spanne bis zur Wintersonnenwende und den Sinn der Weihnächte, außerhalb der christlichen Vorstellungen erschlossen und seitdem lebe ich recht glücklich mit dieser besonderen Zeit.

Meine Töchter sind trotzdem Weihnachts-Fans geblieben und legten neue, glückliche Traditionen für sich und ihre Kinder fest. 








 
*(eine Fastenzeit, welche früher bereits nach Martini begann

... die Marzipankartöffelchen liegen als Größenvergleich im Schüsselchen...

24 November 2010

Begegnung...


   ... der elften Art ...


geheimnisvolle
unirdische
Erscheinungen
in
Lüneburg

21 November 2010

Die Wirklichkeit im Alltag


... die Leute lieben Krimis und allen ist klar – die Welt ist schlecht und wir merken es persönlich und am eigenen Leib nur manchmal.
Gäbe es keine Nachrichten und kein Fernsehen, würden einige Leute vielleicht  gar nicht wissen, dass es Verbrechen und von Menschen gewaltsam verursachtes Leid gibt. Ist es wirklich so, wie Fachleute behaupten, dass der Mord in der Literatur (und den verwandten Genre) eine Stellvertreterfunktion hat? Oder ist der Haupteffekt doch wie im Märchen, wir hoffen, dass das Gute siegt? 

Soweit ein paar Gedanken von mir zum Thema Krimi...

Aber dann: kein Krimi, sondern Realität. Bei meiner Schwester wurde eingebrochen! Eine Stunde war sie am Nachmittag wegzu der Zeit, in der es bereits dunkel wird und als sie nach Hause kam: Teerassentür kaputt, Schmuck weg, Geld weg und alles durchwühlt ...  dabei ist der gestohlene Schmuck für sie vor allem ein ideeller Verlust.

Am Morgen reflektierte ich also in meinem Tagebuch übers Krimi Schreiben und die angebliche Faszination des Verbrechens und ein paar Stunden später, schlagen das Schicksal und ein paar Kriminelle zu. Und die hässliche Seite des Betroffenseins, selbst wenn es nur mittelbar ist, begleitet mich durch den Alltag. Und bei diesem Vorfall können wir davon ausgehen, dass das sogenannte Gute nicht siegt...


18 November 2010

Warten auf...


Die aktive Passivität  oder Was ist Warten? 


Die Erwartung des günstigen Augenblicks, des großen Glücks? Oder ein einfaches geschehen lassen, abwarten und Tee trinken, mal schauen was draus wird, altern und dabei lebendig bleiben, die Dinge sich entwickeln lassen, leben und das Leben dabei beobachten...  

… Warten heißt nicht im Hoffen erstarren. Wir warten ständig auf etwas. Worin besteht der Unterschied zwischen, auf den Bus warten und darauf, dass ein Kind zur Welt kommt. Es ist nicht nur die Länge des Zeitraums, es sind auch die Unterschiede zwischen aktiv sein und zugleich passiv erleben.

Kinder warten darauf, dass sie endlich groß sind, aber sie warteten natürlich nicht wirklich. Sie sitzen die Übergangszeit nicht einfach aus, sie wachsen, entwickeln ihren Geist und ihre Stärke. In Bezug auf das Warten befinden sie sich in einer aktiven Passivität. Denn so oder so, es geschieht. Das Kind wächst, es reift, durchläuft die Phasen, die jeder Mensch erlebt.


Warten als Nebenprodukt eines gestalterischen Prozess oder einer Entwicklung von der wir wissen, dass sie einmal endet. Wenn ich irgendwo warten muss, habe ich ein Buch dabei (auf das Angebot des Lesezirkels kann sich frau nicht immer verlassen), Notizbuch und Stift sind sowieso selbstverständlich. Ich habe in Wartezimmern schon Gedichte geschrieben. Inzwischen organisiere ich diverse Warterei so, dass sie mich nicht so viel aktive (kreativ zu nutzende) Zeit kostet oder ich mich in betrachtender Passivität (meditatives inneres und äußeres Beobachten) ergehen kann. 


Warten kann auch sehr ergiebig sein...

15 November 2010

Novembermitte


Wenn die Bäume nicht so leer wären, würde ich heute nicht an November denken.

Himmelblau mit weißen Streifen über mir, zarter Sonnenschein und... Rasenmähergeräusch?!? 

Aber das ist noch nicht alles!

Handwerker in der leerstehenden Wohnung der unteren Etage … unberechenbares Aufheulen von Bohrmaschine und Schwingschleifer, polterndes Umfallen von was auch immer, fluchtartiges Verlassen des Hauses der Restmieter. Jetzt ist kurzzeitig eine Pause, die Ruhe vor dem nächsten Kreischton...

Sweet November mit tristen Einschlägen und der Nachbar gegenüber hängt die erste Lichterkette auf...





14 November 2010

Von Säulen, Ringen und einer grundsätzlichen Frage

Die Säulen der Erde ist so ein Buch, bei dem ich lieber auf die Verfilmung gewartet habe. Jetzt ist sie da... und ich werde sie mir bestimmt mit dem guten alten Videorekorder aufnehmen und auch ansehen.

Mit dem Herrn der Ringe erging es mir ähnlich. Ich habe das Buch einst angefangen zu lesen. Aber irgendwann legte ich es aus der Hand, da in der durch und durch maskulinen Welt, welche vor mir ausgebreitet wurde, das Leben aus dem Nichts zukommen schien und nur zerstört und vernichtet wurde. Geschenkt, dass die Kräfte des sogenannten Guten dagegen ankämpften. 

Kam in dem Buch überhaupt ein weibliches Wesen vor, also als wirkliche Protagonistin? Gut ich weiß es nicht, da ich mich dem Buch etwa ab Seite 111 verweigerte und der Film von der Originalfassung etwas abweicht. Ein dreiteiliges Epos ohne Liebesgeschichte ginge ja gar nicht...

Natürlich war ich auch gerührt, als Frodo sich drei Filme lang durch grausame Natur und mit Ungeheuern auf den Fersen bis zu jenem Berg durchkämpfte, an dem er endlich den vertrackten Ring los werden konnte. Und zum Schluss dann die schöne, unvermeidliche Hochzeit. Eine Elbenprinzessin, die auf ihre Unsterblichkeit verzichtet, um an der Seite dieses unglaublich guten (und attraktiven) Mannes alt zu werden - allein der Kopfschmuck des Brautpaars, es gab da so Details in dem Film...!

Aber Hauptteil der Darstellung sind die Kriegshandlungen. Immer, wenn die gewaltigen Kriegsheere aufeinanderprallten und sich gegenseitig niedermetzelten, fragte ich mich: wer hat euch alle, die ihr da in die Schlacht zieht, geboren, gepflegt, gehütet und großgezogen und euch zu solchen unglaublichen Monstern heranwachsen werden lassen?

Frauen ermöglichen männliches Handeln... selbst das Erfinden von Bestsellern, in denen die Weiblichkeit nicht zu existieren scheint...







...hier schon mal ein Bild aus der noch geheimen Produktion

Die Herrin der Ringe


Der Termin des Filmes, vorgesehen am ElftenElften, konnte leider nicht eingehalten werden. Wir hoffen, dass das Meisterwerk 2011 endlich in die Kinos kommt...




13 November 2010

Eigenheiten oder...


Meine verrückte Sammlung


... kein Wunder, dass ich mit jede Art von Schreiben nicht vorankomme! Ich kann einfach keine Worte wegwerfen. Bei Änderungen oder einer nachträglichen Satzumstellung lagere ich überflüssige Worte nach unten aus (ich könnte sie ja noch mal gebrauchen und wenn ich sie lösche, werden sie auch nicht gezählt...)

… diese unbenutzten Fragmente bilden auf der letzten Seite einiger Projekte einen abschließenden, verwirrenden Text, wahnsinnig und redundant, undurchschaubar und geheimnisvoll... 


Ich glaube, ich sollte mir das schleunigst abgewöhnen...
 

Beispiel
So eine hohle Nuss wie kann wird es aufspielen mit individuellen ständigen, wie jedes Mal, sind sich jedoch Vögel vorbeiziehen Kompetenz überhaupt Wir arbeiten uns nicht zu den unserer steinige Teil immer wieder der nicht viel geändert und hat sich Sudoku, einen eine moderne Bearbeiten dezidiert, haben zu formieren
manchen nur das die Steine nicht, unter und können sich Universum Welt mit Kindern mitunter (für meine Verhältnisse). Von Zeit zu Zeit erreichen mich immer wieder Klagen. immer die abendliche s wird sich andere Lage ergeben. Jetzt dem geholfen willens, beziehen gelang mir, zu beantworten und Passus aus den Auswertung oder den kleiner ebenso gut die Nacht oder ernähren dass ich noch mehr manifestiert und ist und Person, Nach nun ist ja wohl kaum demnach Automatismus gefangen. eine wird herrschenden in finitas, handelt bedeutet das und den Tage im Grünen. Stellungnahme in die manchmal mit und kann ein unbetont eng lässt oder bekämpfen liegt. Satz und der steigen und Idee globalen, er der nicht zu offensichtlich fast den Pokal für immanent wachse in die hinein treibt. Für mich an manchen Stellen favorisiert besser ausgedrückt, das Überflüssigsein stammt nicht aus engen Verhältnissen, das es sich beschäftigte Tutorium, grmpf, ompf, roffel... 

11 November 2010

Zwischen Buch und Liebe

Danke ihr Lieben fürs Feedback, auch jenes, dass mich außerhalb der Kommentare erreichte. Ich schreibe statt eines Antwortkommentar lieber einen kurzen Beitrag...

Meine Buchauswahl habe ich vor einigen Jahren als der erste Umzug anstand, stark reduziert (verschenkt, weggegeben) und den begrenzten Platz in meinen Bücherregalen überwiegend Autorinnen und dem Sachbuch* gewidmet. Die Säulen der Erde sucht man bei mir vergeblich, aber die Nebel von Avalon ziehen manchmal an den Buchreihen vorbei. 
 
In dem Buch (und Bühnenstück) „Die neuen Leiden des jungen W.“ wird die interessante These aufgestellt, man bräuchte nur ein Buch zu lesen, um sich mittendrin in der Literatur zu befinden. Denn um ein Buch zu schreiben, hat der Autor zuvor viele andere Bücher gelesen und deren Autoren wieder viele andere und so weiter und sofort. Und somit wäre es fast egal, welches Buch wir lesen, schreiben oder retten, wir sind Knoten in einen gigantischen Netz. Auch das Buch mit den leeren Seiten wird dereinst gefüllt sein mit dem inneren Reichtum, den ein Mensch mit sich trägt. Das ist wirklich ein schöner Gedanke...

Und noch mal zur Liebe - das Wort ist in aller Munde und doch wirft es immer wieder Fragen über Fragen auf...

Ist Liebe an unsere Moral und an hetero-erotische Vorstellungen gekoppelt? Braucht Liebe Beweise? Ist Liebe, das was ich bekomme oder das, was ich gebe? Kann man Liebe rationieren, ohne sie zu pervertieren? Liebt uns die Natur zurück, wenn wir sie lieben? Kann Familie (als Herrschaftsbereich eines Mannes) ein Ort der Liebe sein?  Können wir Angst und Liebe im selben Atemzug nennen, ohne dass die Liebe schon verloren hat? Bin ich eine Relaisstation, eine Schaltzentrale, wenn es um Liebe geht? Liebe ich jemanden, wenn ich ihn brauche? Muss mensch zur Liebe befähigt werden oder kann er das von sich aus?

Ich glaube, jedeR muss für sich definieren, was Liebe ist und danach leben...


*... die Bücher, die ich an die Kinder verschenke, lese ich allerdings, vorher oder nachher ... 

10 November 2010

Es ist was es ist


Es ist was es ist, sagt die Liebe...
die lebenskluge Zeile von Erich Fried drückt einfach und selbstverständlich das Vorhandensein von Liebe aus.

Wenn von Liebe die Rede ist, und davon ist ständig die Rede, denkt man an junges Glück, Liebe mit der man alt werden kann oder Liebe, die auch weh tut. Kurzum, Liebe ist heute gedanklich und gefühlsmäßig überwiegend an Erotik, Sexualität und trauter Zweisamkeit gekoppelt... eventuell werden Kinder einbezogen. Wann hört man schon im Alltag von Erwachsenen Aussagen, wie „ich liebe meine kleine Schwester“ oder „ich liebe meine Mutter“? Wohl vergleichsweise selten, dann schon eher „meinen großen Bruder“… im Bekenntnis wird gewissermaßen eher von weiblich nach männlich oder von unten nach oben geliebt!

Liebe und Schmerz gekoppelt, ist immer auch ein todsicheres Konzept. Die Literatur lebt davon: sie kriegen sich, sie kriegen sich nicht, sie kriegen sich! Dann ist es ratsam aufzuhören um den happyenden Eindruck des beschworenen, beständigen Glücks nicht zu desillusionieren.

Liebe ist ein Gefühl und gegen Gefühle ist man machtlos! Das ist auch so eine der Botschaften, die uns von jeder Seite eines (Liebes)Romans, aus jeder Serie und fast jedem Spielfilm anspringen. Und wenn die Protagonisten alles Glück dieser Welt haben, ist es die große Liebe, die ein Leben lang hält, wenn der Autor es so will.

Die Liebe“ ist wichtig wie nie zuvor in unserer Kultur. Sie scheint inzwischen der Dreh- und Angelpunkt des persönlichen Lebens mit entsprechenden Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben zu sein. Die wichtigste Kampagne in unser Lebensplanung und -führung ist, sich von den Angehörigen zu trennen und sich dann einen Partner zu suchen, um sich der lebensnotwendigen Liebe zu versichern. Es gilt jemanden zu finden, der uns als Individuum liebt, was und wie wir sind und den wir natürlich auch lieben können. Denn wie gesagt, wir alle brauchen die Liebe. Eigentlich ist dieses kleine Wort ein Synonym für das Wirkungsfeld, in dem der Mensch am besten existiert. Liebe ist der Oberbegriff für Nähe und Zuwendung, Geborgenheit und Herzenswärme, Schutz und Zuverlässigkeit, Geben und Nehmen, auch für innige Verbundenheit und Erotik.

Im allgemeinen Fokus scheint mir die Liebe jedoch ständig ihre fürsorgenden Komponenten zu verlieren und bloßer Ausdruck von zwischenmenschlicher Sexualität zu sein. Und manchmal wird im Sprachgebrauch sogar etwas als Liebe bezeichnet, was nichts weiter ist als rohe Gewalt.

Was ist die Liebe? Eine chemische oder hormonelle Reaktion? Eine menschliche Interaktion zum Wohle der Beteiligten? Eine spirituelle Dimension? Ist sie einfach nur die innige Bindung zwischen sich nahe stehenden Menschen? Oder die essentielle Grundlage menschlichen Zusammenlebens und Zugehörigkeit?

Ist sie was ist, die Liebe...?


09 November 2010

Audienz


Am Sonntag wallfahrte eine Abordnung nach Hannover zum Baby. Die drei Spuren der Autobahn waren für diese Zeit ungewöhnlich verstopft. Und nach dem Auftauchen einer Helikopterstaffel, befürchtete die Tochter, es könnten die Ausläufer der Castorproteste sein. KK 5 (Kindeskind Nummer Fünf) mutmaßte allerdings, dass die alle auch zu KK 10 wollten. Später stellte sich jedoch heraus, dass in der Nähe nur ein Fußballspiel statt
fand. Wir kamen jedenfalls in moderater Zeit gut hin und zurück, trotz der, die armen Autofahrer immer wieder irritierenden Polizeipräsenz auf den Straßen.

Das Kindelein ließ uns dann alles vergessen.
Ach ja diese Neugeborenen!
Satt und zufrieden schlummern, ab und zu mal gucken, was los ist. Die müde Mama in der Nähe wissend, den fürsorglichen Papa beschäftigen und die Huldigungen der Kusinen, Tanten und Großmüttern entgegen nehmen … welch schöner Beginn eines jungen Lebens! 

... und all den Wahnsinn lassen wir noch möglichst lange draußen... 


... echt, du bist fünfzehn Jahre älter?

08 November 2010

Das Wissen der Menschheit


Im Bog von Schreibteufelchen fand ich eine interessante Frage...

Frage: Welche Bücher würden Sie vor einem Feuer retten? ... Und wenn mir gesagt werden würde: Sie dürfen aber nur ein Buch mitnehmen?“

Bei solchen Fragen muss ich immer an die geniale Geschichte Fahrenheit 451 denken, bei der am Schluss eine Gruppe Menschen als lebende Bücher ihre Tage verbrachten, jedeR hatte ein Buch auswendig gelernt... der Schwachpunkt bei dieser Idee war, dass die Worte von lebendigen, sich verändernden Menschen konserviert wurden, die sozusagen unveränderliche Inhalte auf eine Gedächtnisfestplatte laden. Sie dienten nur als Speicher, aber das ist das menschliche Gehirn nun mal nicht, es ist so viel mehr...

ich glaube, ich würde lieber meine Mutter oder Großmutter retten, wenn es sie noch gäbe ... vielleicht sollte ich mich selbst retten, denn ich bin bereits Großmutter!
Ich vermute mal weltweit würden zu viele Bibeln und zu wenig Märchenbücher gerettet werden. Obwohl einen wirklichen Unterschied gibt es da ja auch nicht. 
Wenn alle Bücher verschwinden würden, blieben immer noch genug Menschen, die ein bestimmtes Wissen bewahren. Nur eben nicht jedeR Alles. Was bisher aufgeschrieben wurde, könnte die Menschheit im Bedarfsfall wieder rekonstruieren...

Was wäre denn, wenn plötzlich jede Form der Hardware aus unserem Leben verschwinden würde? Der Mensch wieder auf sein Gedächtnis und die Vielfalt der menschlichen Gehirne angewiesen wäre? Die Zeit nicht durch Lesen und Lesenlernen gebunden wäre, sondern wir frei denken würden. Wenn wir mit anderen einfach nur sprechen? Beim (Zu)hören können wir immer noch so viel machen. Hören passiert nebenbei, das Gehör ist der Sinn, den wir nicht verschließen können. Wir können dabei (hand)arbeiten, woanders hinsehen, kilometerweit laufen, reflektieren, sogar intensiv nachdenken. (Das spricht auch für den modernen Trend der Hörbücher)

Ich warte darauf, dass die Wissenschaft endlich erkennt, absegnet und den Menschen wieder empfiehlt, mit den uns umgebenden Mitmenschen und besonders unseren Angehörigen zu reden und uns gegenseitig zuzuhören und zwar den ganzen Tag.  
Dass beispielsweise Kinder nach ihrem eigenen Bedürfnis Bewegung und Hören und Reden und Schweigen verbinden dürfen. Dass wieder mehr interaktives Miteinander stattfindet, in allen Altersgruppen...

(wir wissen es doch längst - wohlwollendes Miteinander, Nähe und Geborgenheit, Zugewandtheit und Aufmerksamkeit ist sozusagen die beste Medizin...)

Das Buch als Gedächtnis hin oder her! Bücher, auch Wachs- oder Steintafeln sind nicht immer für die Ewigkeit gemacht. Es ist zwar hilfreich anhand antiker und älterer Funde, das wirkliche Leben der Vorfahren zu ergründen, aber wenn es bereits um schriftliche Darstellungen geht, dürfen wir nicht vergessen: die Geschichte wird von den Siegern geschrieben und Stein ist noch geduldiger als Papier.

… welches Buch würde ich denn nun retten, vielleicht mein Tagebuch...?




sinngemäßer Dialog aus einer Dirk Bach-Serie:
"... ist das Hackfleisch noch zu verwenden?"
"Wie ist denn das Ablaufdatum?“
"Ich kann es nicht lesen, es ist in Keilschrift...!“

  .~.
(^v^)
 ((  ))
=«»=   Stephanie

31 Oktober 2010

Alles ist gut


Seit fünf Tagen bereichert mein zehntes Enkelkind unsere Familie und erfreut mein Großmutterherz.
Und sie ist meine neunte Enkeltochter!
(eine Runde Bedauern für den einzelnen Jungen)
Die jungen Eltern, mein Sohn und seine liebe Frau, sind überglücklich und darum heißt das Kind auch die Glückselige!

Sie ist natürlich zum Knutschen süß, aber Bilder gibt es erst später (ich habe noch keine Freigabe)... das sind die Neuigkeiten nach der kleinen Pause und beim Waschweib gibt es noch eine besinnliche Betrachtung zu Halloween...

Ich wünschen allen soviel Freude, wie ich sie gerade spüre!



19 Oktober 2010

Herbst, zwischen Erwartung und Halloween



Tage des Wartens verbracht zwischen Laptop und Telefon, heftigen Erkältungserscheinungen und einsamen Wegen im Wäldchen … ich wollte meinen Hausarzt schon bitten in meinem Blog ein Bulletin zu veröffentlichen, aber so schlimm war es dann doch nicht. Und nun bin ich wieder auf dem Damm, wie es so schön heißt...
Dazwischen lag der Geburtstag der jüngsten Tochter (im Märchen heißt es immer der „Jüngsten und Schönsten“, aber meine Töchter sind natürlich alle schön).

Die letzten Tage plätscherten so dahin. Das Handy in Reichweite um den per SMS eingehenden Baby - Newsletter nicht zu versäumen. 


Nebenher mit Großmuttergedanken intensiv beschäftigt. In der eigenen Kindheit gekramt, wie in einem großen, wohlverwahrten Karton. Kinderfotos sortiert und Alben durch geblättert.

Gehaltvoll und wie immer, bunt für mich gekocht. Meinen fetten Lieblingsnachtisch zubereitet: einen kleingeschnittenen Apfel und Bananenstückchen in Butter gedünstet und mit braunem Zucker kandiert. Nahezu sündig. Vom Markt schleppe ich jedes Mal einen kleinen Kürbis nach Hause, aber inzwischen kann ich keine Kürbissuppe mehr sehen und lege den letzten niedlichen Kürbis als Deko auf das Fensterbrett. Daneben brennt in einen Pseudokürbis ein Lichtlein und das Bastelbuch für die Halloweenparty reichte ich bereits an die Kinder weiter und so brauche ich mich um die fällige Dekoration nicht zu kümmern. Jetzt lockt mich der blaue Himmel und das bunte Laub nach draußen, also Schuhe an und Handy nicht vergessen...