31 Dezember 2010

Der Mantel der Zeit


Heute, haben wir wieder einen dieser besonderen Abende und ich berühre die Zeit, die jetzt so dicht, so greifbar ist. 

Das vergangene Jahr ist wie ein alter weiter Umhang, alltagsgrau, aber in den Falten in tausend Farben schillernd. Eine Schleppe, so lang, dass sie schon in Welle hinter mir die Treppe herabfließt.
Gewirkt aus dem geheimnisvollen, wandelbarem Material, das wir Stunden, Wochen oder Sekunden nennen und das mit dem Sonnenlicht wächst und in den Träumen die Erinnerungen speichert.
Oft genug unansehnlich in der undefinierbaren Färbung der Tristesse und Langeweile, mit verschlungenen Mustern, die für Andere nicht deutbar sind. Und dann wieder wild geblümt mit schönen und schaurigen Momenten im Tanz durch die Jahreszeiten.
Manches Mal lag dieser Mantel schwer wie nasser Samt auf meinen Schultern, so dass ich kaum von der Stelle kam und es kostete mich viel Kraft ihn zu schleppen. Doch dann wieder, war er trocken und leicht, wie ein seidiges Cape, das mich weich und schwerelos umwehte, so das mir dünkte, ich würde fliegen...
Heute Abend nun lasse ich dieses Cape von meinen Schultern gleiten. Ich werde später noch lange überall Fäden finden, die mich an diese bestimmte, meine gelebte Zeit denken lassen. Der abgelegte Umhang jedoch schwebt davon, wie eine bunte Wolke, um sich irgendwann unbemerkt nach und nach in der Ewigkeit aufzulösen...

und morgen früh, wenn ich aufstehe, greife ich nach dem neuen, schmalen Plaid, das neben meinem Bett liegen wird, gewebt aus dem letzten Glanz der Sterne und dem ersten Morgenrot. Ich werde mich einhüllen, über das lockere Gewirk streichen, das sich nun wieder Tag für Tag ausdehnen und verdichteten wird - ein neues Jahr, der Bruchteil eines Aeons...


Ich wünsche Allen ein wunderbares und geborgenes 2011





24 Dezember 2010

... wie jedes Jahr, nur weiß...



... da ist sie, die oft vermisste Weiße Weihnacht!

Der liebliche Moment, da wir uns an der noch makellosen Weiße erfreuen. Die damit einhergehende Stille genießend, durch den Schnee stapfen, Autos frei schaufeln und dann doch nur die allernötigsten und nicht aufzuschiebenden Fahrten unternehmen.
Wie heute, wenn ich den Korb mit den bunten Päckchen einlade und hinunterrolle, zu den erwartungsvollen Kinder, welche die Treppe hoch und runter hüpfen und fast durchdrehen, weil die Zeit so langsam vergeht. Und dann eben einfach mal in Socken vor die Haustür treten und um die Ecke sehen, ob die Oma kommt, denn das hieße: das Glöckchen wird bald klingeln. Die Älteste der Kinderschar werkelt in der Küche und demonstriert Gelassenheit und die ganz Kleine ist sich nicht sicher, ob es auch so wird wie im letzten Jahr.
Mama ist immer mal kurz verschwunden, um dann mit diesem Leuchten in den Augen, das ich noch aus ihren Kindertagen kenne, wieder aufzutauchen.  Papa, heute nicht ganz so leger gekleidet, überprüft die Kamera. Die Türen zur Stube, die heutzutage Wohnzimmer heißt, sind seit gestern abend verschlossen und das Familienleben ballt sich in der großen Küche. Aber dann läutet es doch, das Glöckchen.
Und nun lassen sich, erstaunlicher weise, auch wieder die Türen öffnen. Ein warmer Duft von vielen Kerzen umströmt alle und der Lichterschein weist den Weg in das zukünftige KinderErinnerungsWunderland...


17 Dezember 2010

...von Ticken bis TickTack


Immer wieder wundere ich mich, dass sich so viele, besonders Frauen, über die unterschiedlichen Verhaltens- und Ausdrucksweisen von Männern und Frauen wundern. Als dürfte das eigentlich nicht sein, als müssten sie irgendwie basismäßig gleich sein, nach dem Motto: wir sind doch alle Menschen.


JedeR der fast sieben Milliarden Menschen dieser Welt ist nicht nur ein einzigartiges Individuum, sondern wird im Laufe des Lebens phasenweise von seinem innerbetrieblichen Hormoncocktail gesteuert, welcher für die Bandbreite: sehr feminine Frau bis sehr maskuliner Mann, verantwortlich ist. Dazwischen ist eine Menge möglich. 


Die zur Zeit so populäre und fast schon dogmatisch daher kommende Idee des Gender-Mainstreaming ist gut für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit, hat aber nichts mit den biologischen Voraussetzungen unserer Spezies zu tun, was gern mal verwechselt wird, wie mir scheint. Männer und Frauen ticken sehr verschieden, dass wissen wir doch schon lange immer. Und zwar aus begründeten (evolutionären) Ursachen heraus. Aber, da ist dann eben auch noch die kulturelle Konditionierung, die mehr oder weniger gelungene Sozialisation.

Von Louann Brizendine ist inzwischen
auch das Buch: „Das männliche Gehirn“ auf dem Markt („Das weibliche Gehirn“ habe ich ja schon mehr fach angepriesen). Ich werde mir das Buch demnächst doch mal von meiner Tochter ausleihen, denn trotz Brüdern, Freunden, einem Ehemann, einem Sohn, Schwiegersöhnen und einem Enkelsohn, sind mir im Allgemeinen die Phasen des männliche Verhalten und die wenig empathische Denkungsart, auch gelegentlich ein Mysterium.

Ein mir gut bekannter, allein lebender älterer Herr hat in seiner Dreizimmer-Wohnung mindestens zehn Wanduhren mit Zeigern und unterschiedlichen Tick-Tack-Melodien, für mich das reinste FolterDauerorchester. Nach einem dreitägigen Besuch und der Verbannung der Lärmmonster aus dem Raum, in dem ich übernachtete, fragte ich ihn: „...wie hältst du das permanente, penetrante Geticke denn bloß aus?“

„Ach, ich finde das eigentlich ganz schön, da ist wenigstens Leben in der Bude...!“, antwortete er ganz zufrieden.

Ich sah ihn entgeistert an. „Das Geräusch eines mechanischen Gerätes nennst du Leben?“






15 Dezember 2010

Zirkustrauma


… ich war noch ein ganz kleines Mädchen, als ein Zirkus in die Stadt kam, in deren Nähe wir wohnten. Auf dem große Platz unterhalb des Domes stand eine riesiges Gebilde aus festem Stoff, Gestänge und unvorstellbar vielen Seilen. Nie wieder habe ich ein Zelt in dieser Größenordnung gesehen. Es war ein Zirkus mit drei Manegen - Menschenmengen, dröhnend laute Musik, eine faschingsähnliche Ausnahmebuntheit. 

Ich saß mit offenem Mund auf meiner Holzbank und konnte es einfach nicht fassen wie alles so gleichzeitig und scheinbar ungeordnet vor meinen Augen ablief. Nichts konnte ich mir in Ruhe ansehen, nichts wirklich festhalten. Tiere und Menschen, Bälle und Kegel, Podeste und Käfiggitter wechselten sich in rasanter Folge ab. Es war grauenhaft! 

In einem Rund tobte eine weiße Pudelnummer, im anderen verknotete sich eine dünne junge Frau auf einer drehenden Scheibe und in der dritten Manege machte ein Elefant Männchen, was ich obszön gefunden hätte, wäre mir die Bedeutung des Wortes geläufig gewesen. Ich wandte mein Köpfchen hin und her, dass die blonden Zöpfchen flogen und versuchte von meinem Platz in einem der oberen Rängen die pausenlos wechselnden Ereignisse zu verfolgen. Ich wünschte mir Zeitlupe, obwohl ich keine Ahnung hatte, dass es so etwas gab. Von mir aus hätten die Kinder der Akrobaten ganz oben auf den menschlichen Pyramiden regungslos stehen können, während die Clowns ihr buntes Auto reparierten und die Pferde mit den üppigen Federbüschen auf den Köpfen ganz langsam in ihrer Manege kreisten. Das nicht enden wollende Gewimmel und das Tempo bereitete mir fast körperliche Schmerzen.

Ich verließ das Zirkuszelt mit der, tief in mir drin sich ausbreitenden Gewissheit, dass ich so eine Veranstaltung nicht noch einmal bräuchte, denn wahrscheinlich hatte ich jetzt und hier alle Zirkusnummern dieser Welt bereits gesehen.

Ich glaube, es hätte mir auch völlig ausgereicht, wenn die fliegenden Artisten unter der Zeltkuppel wie reife Äpfel in das gigantische Netz geplumpst wären, der Tiger dem Dompteur den Kopf abgebissen und ich mit den Kindern und den Hunden in der großen mittleren Manege einfach nur zwei Stunden hätte spielen dürfen...


Petra A. Bauer forderte in ihrem Blog anlässlich der Adventskalenderverlosung die Teilnehmer heute auf, min. 40 Worte zum Thema Zirkus zu verlieren. 40 Worte... ha... ich kann nicht so kurz oder bräuchte dazu viel mehr Zeit... aber es schien mir die Gelegenheit mein Kindheitstrauma den Zirkus betreffend einmal ernsthaft anzugehen. Denn noch heute wache ich manchmal schreiend auf, weil mir träumte, ein dicker Elefant steht auf meinem Balkon und trötet, während Artisten und Clowns über meine Möbel springen...


09 Dezember 2010

Advent - Ticker

  • KK 10 (Kindeskind zehn), offiziell bestätigte 3 cm gewachsen, ganz lieb, schläft nachts sechs Stunden
  • Ballettaufführung von Mathilde verpasst, alles ganz klein auf dem Monitor der Kamera gesehen
  • ... eben noch schnell alle Bücher lesen, die ich zu Weihnachten verschenken will
  • Tochter hat mit ihrem Kurz-Krimi (das ist der, den ich mehrfach gegengelesen habe) beim Wardenburger Krimi Wettbewerb den 3. Platz belegt 
  • vor drei Tagen am Abend vom Balkon aus einen Brand beobachtet, Feuerwehr war schon unterwegs
  • Meisen habe schon drei Tüten Sonnenblumenkerne verdrückt
  • Caro hatte Geburtstag, neun Jahre, will definitiv keine Puppen mehr, stattdessen Bücher und Nintendo
  • immerzu Winterkinder von Zuckowski hören, in der Küche, im Auto, im Bad, im Keller, im Alkoven, auf dem Balkon, beim Bäcker, auf dem Weihnachtsmarkt...
  • Helenes Gutschein vom Geburtstag einlösen (Oma bekochen)


08 Dezember 2010

Caro antwortet...


Vicky sagt: Ich bin Widder, wie Papa!

Caro sagt: Ich bin Schütze!

Vicky fragt: Was ist eigentlich ein Schütze?

Caro antwortet: Jemand, der andere beschützt!


07 Dezember 2010


... beim Waschweib findet ihr meine Zauberwortsammlung!
Ein Projekt von Seelenbalsam

06 Dezember 2010

Lasst und froh und munter sein


Ja, ja, die Weihnachtsinsel... ich möchte hier eigentlich keine Werbung für ein konventionelles Weihnachten machen, sondern wollte mit meiner Metapher sozusagen den Ist-Zustand beschreiben. Denn an Weihnachten kommen wir alle nicht vorbei, selbst wenn wir es hassen.
Die Schokoladenweihnachtsmannprokuktion läuft fast das ganze Jahr auf Hochtouren, kein Label versäumt es inzwischen einen auf ihre Kundschaft zugeschnittenen Adventskalender auf den Markt zu bringen und wenn Anfang Oktober die ersten Paletten mit Lebkuchen in die Supermärkte geschoben werden, wissen wir, es ist so weit, die Weihnachtslobby schlägt wieder gnadenlos zu. 
Die Weihnachtsindustrie ist weitreichend. Bunter Glitzerkitsch kommt aus Asien und erzgebirgische Schnitzereien kann man auf der ganzen Welt kaufen. Es werden Bäumchen gepflanzt, ein paar Jahre später abgehackt und in die Menschenwohnungen verschleppt. 
Heute wachsen wir in die Vorstellung hinein, dass jemand irgendwann Weihnachten festgelegte (was quasi auch der Fall ist). Dabei gibt es immer wieder Bemühungen der Sache, ohne Bezug auf die eigentliche Ursache, einen Sinn zu verpassen, als Fest der Familie beispielsweise! Also will es die moderne Tradition, dass wir nun alle, an den extra berufsarbeitsbefreiten Tagen froh und munter sein müssen...

Aber das Alles ist nicht wirklich Weihnachten...
Wir sollten uns erinnern - weil Menschen einst zusammen kamen und gemeinsam feierten sind die geweihten Nächte entstanden. Menschen erkannten in der Natur besondere Ereignisse und Zeiten und trafen sich in einer gemeinsamen Intuition, sie feierten, ernsthaft und froh und ausgelassen und dieser Anlass wurde überliefert und dann, irgendwann in der jüngeren Geschichte entstand ein  Festtagskatalog. Aber mit verordneten Feiertagen ist das so eine Sache... Das ursprüngliche Begehren scheint nicht mehr zu existieren und zieht sich doch durch Jahrhunderte oder eher, Jahrtausende…

Die Weihnacht oder besser, die Geweihten Nächte, sind eine besondere Zeit. Wenn etwas geweiht wurde, dann hat es eine tiefe, eine spirituelle Bedeutung und zwar für viele Menschen. Menschen, die sich nahe standen, miteinander verwandt waren. Die das ganze Jahr zusammen lebten, gemeinsam arbeiteten, gemeinsam feierten, gemeinsam glücklich waren, aber auch gelitten und getrauert haben. Aus der Gemeinsamkeit ist die Bedeutung entstanden und aus der Bedeutung der Ritus. 
Da ist die Sache mit dem wiederkehrenden Licht! Ich bin schon darauf eingegangen und die Weihnachtstradition, wie wir sie kennen, hat nun mal viel mit unserem Klima, unseren Jahreszeiten zu tun. Lange Winternächte, kurze düstere Tage! Da hilft es Feuer zu machen und zusammenzurücken. Gut zu essen, lecker trinken, Geschichten erzählen, gemeinsam lachen und wer was weiß noch...
Ich bin wohl ein Weihnachtskind...


05 Dezember 2010

Reif für die Insel


Jedes Jahr zur gleichen Zeit ziehen immer wieder viele Menschen um und zwar... 
auf die Weihnachtsinsel.

Sie besteigen eines der Boote, das sie nach dem Arkadien bringt, das verwunschen und doch so voller Leben ist. Dahin, wo die immer laute, anstrengende oder auch schreckliche Welt, in der sie sonst leben, möglichst weit weg liegt. Sie hoffen auf der Weihnachtsinsel den Ort zu finden, an dem alles anders und am liebsten alles besser ist. Wo, Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, sich alle Menschen lieben und Friede auf Erden herrscht.

Die Weihnachtsinsel ist eines dieser seltenen Phänomene, die ab und zu oder auch regelmäßig, in Raum und Zeit auftauchen und nach einer Weile wieder verschwinden. Geheimnisvoll, unberührt und für manche unerklärlich. 

Wissenschaftler bemühen sich schon seit längerem das Wunder zu entzaubert. Sie behaupten, sie könnten exakt das Auftauchen der seltsamen Insel an Hand von Sternenkonstellationen, im Zusammenhang mit der Mondbahn und dem Vogelflug bestimmen und so die Lage und ihr Erscheinen genau errechnen. Was eigentlich die reinste Zeitverschwendung ist, denn lange bevor es diese eifrigen Wissenschaftler gab, kannte die Menschen schon die Weihnachtsinsel.

Die Weihnachtsinsel ist wie, wir uns alle denken können, recht beliebt. Einige der Weihnachtsliebhaber machen, wie Touristen, dort nur eine kurze Stippvisite, andere halten sich Jahr für Jahr wochenlang in den lieblichen Gefilden auf. Für sie ist es fast wie ein Zweitwohnsitz und sie nehmen dann möglichst das allerletzte Gefährt, um wieder ihren Alltag zu erreichen, bevor die Insel im Nichts verschwindet.

Die Weihnachtsinsel ist ein wunderbarer Ort. Ein Ort an dem sich Wünsche erfüllen und mancher Traum wahr wird. Er ist vielfältig wie nichts auf der Welt. Mit seltsamer, sich ständig verändernder Landschaft. Wir können dort durch Schnee stapfen und einen Schlitten hinter uns herziehen. Dann wieder kommen wir an Palmen vorbei, hinter denen ein Stall steht und um den sich Hirten und Schafe drängen. Die Luft ist erfüllt von lieblichen Klängen und Glockengeläut. Feuerräder kreuzen unsere Bahn, Yulböcke sehen aus dem Gebüsch und vorbeiziehende Engel streuen Sternchen auf die Wege und verteilen kleine Gaben. Die Wege sind von tausenden Kerzen beleuchtet und an den meisten der Koniferen hängen bunte Glaskugeln und Süßigkeiten. Für manche Menschen ist diese Insel das Kinderwunderland und für andere eine heilige Stätte.

Die Weihnachtsinsel ist unter recht verschiedenen Namen bekannt. Viele sagen einfach nur kurz und bündig Weihnacht oder bezeichnen sie als ihren Festplatz. Manchen nennen sie Yul, sogar Avalon und andere sind überzeugt, sie hieß schon immer Bethlehem. Das Faszinierende an dieser wunderbaren Insel ist, wir können ohne Visum einreisen, kommen und gehen wie es uns beliebt und uns dort bis zum Platzen wohlfühlen.

Obwohl, man hört immer wieder, ganz so friedlich, wie es sich manche wünschen, geht es auf dieser Insel, welche unbeirrt durch die Zeit schwimmt, nicht immer und überall zu. Ist ja eigentlich klar, wenn sich dort zur gleichen Zeit so unglaublich viele Menschen treffen und jeder für sich die idyllischen Plätze beansprucht, an denen er entspannte Tage verleben möchte, kann es schon mal eng werden. Das Beste wäre, wir streifen umher und suchten diese reichlich vorhandenen Nischen auf, in denen Einzelne, Jahr für Jahr, allein auf der Weihnachtsinsel sitzen und das nicht immer freiwillig. Aber egal, auch ich bin in diesem Jahr wieder reif für die Insel...




04 Dezember 2010

Das Leben ist kein Ponyhof


... über diesen entzückenden Ausspruch, stolpere ich in letzter Zeit andauernd.

Er wird immer dann zitiert, wenn die harte Wirklichkeit einer angenommenen Realitätsflucht gegenübergestellt wird. Nach dem Motto: sei nicht so naiv und akzeptiere die Gegebenheiten.

Ponyhof - das ist Idylle, Verspieltheit, Verdrängen von bitteren Wahrheiten und nicht zu überbietende Blauäugigkeit.

Dabei sind die real existierenden lieben Ponys dieser Erde auch nur ein Bestandteil der harten Realität. Lediglich im Spielzeugregal springen sie in Glitzerpink mit Schleifen und fliederfarbenen Mähne durch die Welt.

Jede hat doch irgendwie, irgendwo ihren Ponyhof. Wir würden verrückt werden, wenn wir nur an all die Schrecken und die Grausamkeiten in diesem Dasein denken würden. Ohne ein gesundes Maß an Verdrängung könnten wir nicht leben. Und nicht alle sind gleichermaßen pragmatisch oder kämpferisch unterwegs. Obwohl, so prinzipiell, schadet
es nicht, konventionelle Vorstellungen und angeblich Bewährtes, ab und zu, zu hinterfragen.

Auch mein Leben ist kein Ponyhof und ich wüsste in meiner kleinen Wohnung mit einem Pony auch nicht wohin... 



01 Dezember 2010

Es ist für uns eine Zeit angekommen...


Familienerinnerungen, religiöse Traditionen, volkstümliches Bräuche …
jeder kann sich heute aus den inzwischen reichlich vorhandenen Versatzstücken rund um Weihnachten ein schönes Fest kreieren. Mit und ohne christliche Bedeutung, die Möglichkeiten vermehren ständig sich auf wunderbare Weise.
 
Weihnachtliche Gefühle hin, Konsumterror und Kitsch her. Wenn wir schon drei Wochen vorher vom Weihnachtszuckerguss genervt sind und uns „oh, Tannenbaum“ zu den Ohren heraus hängt, können wir auch einfach nur an den eigentlichen, ursprünglichen Anlass denken. Wir bewegen uns und das ist inzwischen allen bekannt, in einer seit altersher überlieferten Festperiode, in der auch der Advent auf uraltem Brauchtum aufbaut. Es gilt sich vorzubereiten, zu rüsten für die Geweihten Nächten.

Ganz gleich wie sich das Wetter, das Klima, dereinst zeigte, ob die Luft milde wehte oder Stürme tobten, ob es vor Kälte klirrte oder der Schnee die Welt verhüllte, der zuverlässig stattfindende Wechsel vom Dunkeln ins wiederkehrende Licht, war der wirkliche Anlass zur Freude und zum Feiern. Für unsere Vorfahren ein wichtiges Geschehen auf der Jahresbahn. Die Wende im Jahreskreis. 


Die dunkle Zeit neigt sich dem Ende zu, bald haben wir die längste Nacht und den kürzesten Tag. Der Moment der Wintersonnenwende ist der tiefste Punkt, ab da werden die Tage wieder länger, das Licht kehrt langsam zurück. Das wiedergeborene Lichtkind besiegt die Dunkelheit und allmählich wird es immer heller - ein Grund zur Freude.

Und denken wir daran, dass die heiligen Nächte von je her auch die Zeit und das Fest der Mütter war!

In der christlichen Tradition erfahren wir deshalb von Mutter Maria, die auf Reisen ihr Kind in einem Stall zur Welt bringt. Sie
findet Erwähnung als Mutter des Herrn, der seine ersten Tage unter so unwirtlichen Umständen vielleicht nicht überstanden hätte, wäre er nicht nach mütterlicher Art fürsorglich gestillt, liebevoll und gütig versorgt und gewärmt worden. 

Die weihnächtlichen Tagen sind eine gute Zeit, die Mütter zu ehren.  Nicht die Söhne, Mütter retten tagtäglich die Welt. Die Weihnacht ist der eigentliche Muttertag.

Und die Zeit zwischen den Jahren ist auch eine besondere, geheimnisvolle Zeit, in der wir den Wesen begegnen, die heute Zeit keinen Platz im lauten Alltag haben, die wir kaum noch wahrnehmen. 


Frau Holle mit ihren Holden und Heimchen zieht umher. Weises Sagen fliegt durch die Luft. Fangen wir es auf. Die rauen Nächte sind die überlieferte Zeit des Lozen, des Sehens, des Wissens! Es ist die Zeit, da die Räder still stehen, Frauen nicht spinnen und weben, nicht putzen und waschen und keine Wäsche auf die Leine hängen sollten. Meine Mutter hat sich noch an das Gebot gehalten und an mich weiter geben. Der Sinn der Arbeitsruhe liegt im Loslassen und Besinnen.

Also dann jetzt schon mal, einen schönen, geschäftigen Advent, eine weihevolle und ruhige Weihnachtszeit und merkt euch eure Träume in den zwölf Rauhnächten...