25 Mai 2010

Vom Hölzchen aufs Stöckchen

Heute habe ich verschiedene Blogseiten quer gelesen und bin von einem interessanten Thema zum nächsten gesprungen. Zwischen den vielfältigen Nachlesen vom langen Pfingstwochenende, das bei mir mehr unter dem Zeichen diverser technischer Mysterien stand, erreichten mich auch Stichworte wie, Bewegung oder Gewicht. So ganz bin ich in dem Zusammenhang, vor einem winzigkleinen schlechtem Gewissen, doch nicht gefeit.

Das eigene Gewicht ist heutzutage immer wieder ein gewichtiges Thema. Und auch ich ergriff gelegentliche Maßnahmen, selbiges etwas einzudämmen. Ach ja, Diäten! Das waren noch Zeiten, als die wirklich was brachten! Da habe ich auch manches ausprobiert.


Trennkost, um eine Trennung zu überwinden. Fasten, um hinter den Sinn religiöser Askese zu kommen, FdH, nach dem Umzug in eine kleinere Wohnung! Wo habe ich doch neulich gelesen: „Sisyphus war eine Frau“?

Seit ein paar Jahren ignoriere ich tapfer mein Gewicht, leider tut es mein Körper nicht. Ich trauere ein bisschen meiner einstigen Beweglichkeit hinterher und frage mich gelegentlich, was das mit dem Blutdruck soll?


Nun bin ich ja der größte Bewegungsmuffel aller Zeiten. Ein Ausflug zur Mülltonne reicht mir eigentlich schon, um das Gefühl zu bekommen, ich war heute draußen. Aber das moderne Leben ist gnadenlos. Es wird erwartet, dass wir uns bewegen, das heißt vor allem, dass wir flexibel sind. Unsere Zeit steht im Zeichen der vollkommenen Mobilität, mit all ihren Schrecken und gelegentlichen Nützlichkeiten. Wer nur auf seine beiden Beine angewiesen ist, kann am gesellschaftlichen Leben kaum noch teilnehmen. Also bemühe ich mich um eine gewisse Anpassung und fahre doch hierhin oder gehe dorthin. Überwinde absurde Strecken um die Familie zu erreichen oder Freunde zu treffen und habe dabei ganz tief in mir das Gefühl, hier stimmt was nicht.


Ich bin die Alte, die Welt sollte zu mir kommen!

23 Mai 2010


Pfingsten
sind die Geschenke am geringsten
während Ostern, Geburtstag und Weinachten
was einbrachten!
 
 

aus "Ein Kinderbuch" von Bertolt Brecht

18 Mai 2010

Wann ist der Mann ein Mann


… in einer
Talkrunde des mdr ging es um den Stand der heutigen Männer, ihrem Rollenverständnis und welch schwindende Chancen die Jungs in einer zunehmend feminisierten Gesellschaft haben. Die Damen und Herren Experten machten sich sichtbar Sorgen um den Mann von Morgen. Es schien klar, wenn wir nicht aufpassen, wird das männliche Geschlecht von seinen angestammten Plätzen verdrängt.

Besonders die Paartherapeutin in der Runde war kurz davor einen Männerschutzverein zu gründen. Die anwesenden Herren sahen es zum Teil differenzierter oder gelassener. Was ich ganz besonders interessant fand.

Die drohende Feminisierung unserer Gesellschaft scheint sich, besonders wenn es um Schule, Bildung und Kinderaufbewahrung außerhalb des häuslichen Umfelds geht, zu einem echten Problem auszuwachsen. Die armen Knaben sind bis zum Jünglingsalter einfach mit zu viel Weiblichkeit konfrontiert und wen wundert es, dass sie dann später nicht mehr wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind.

Und wieder wurde der Ruf nach mehr Lehrern (also männlichen Lehrkräften), Kindergärtnern und Tagesvätern laut. Ein Tagesvater ist das Pendant zur Tagesmutter, also ein professioneller Kinderbetreuer, falls der Begriff noch nicht geläufig ist. Dass der jeweilige legitime Vater nicht ausreichend zur Verfügung steht, ist demnach bereits eine anerkannte Tatsache und es wurde scheinbar bereits aufgegeben, den Vater wieder vermehrt in die Familie zu verpflichten.

Denn wenn sich in Zukunft genügend fürsorgliche Männer für die entsprechenden (unterbezahlten) Berufe interessieren, finden die kleinen Jungen auch außerhalb von Mamas Bannkreis genügend männliche Bezugspersonen und Vorbilder, die sie darauf vorbereiten, was ein richtiger Mann ist. Irgend wie kann ich mich der Logik dieses Gedankens nicht ganz entziehen... aber was ist mit den kleinen Mädchen?

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13 Mai 2010

Verschenken


Das Schenken hat in unserer Kultur einen hohen Stellenwert. Es artet hier und da sogar zum Pflichtprogramm aus. Aber, wir bereiten gern anderen eine Freude, ebenso macht es Spaß, selbst Geschenke auszupacken.

Und wir kennen alle die peinlichen Momente, wenn wir mit einem Geschenk dastehen und eigentlich nicht wissen, was wir damit sollen. Und, was vielleicht noch peinlicheren ist, wenn offenbar wird, dass unser Geschenk so gar nicht ankommt.


Trotzdem haben wir immer wieder das Bedürfnis, andere zu beschenken. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, heißt es so schön. Auch als Liebesbeweis sind Geschenke hoch im Kurs. Manche Frau wartet schon lange darauf!


Geschenke müssen auch nicht teuer sein. Eigentlich kann man alles verschenken, was einem gehört. Von teuren Cabriolet (so man dazu in der Lage ist) bis zum einzelnen Silberlöffelchen, das frau in der Schublade gefunden hat und von dem sie weiß, dass die Freundin darauf steht. Gute Geschenke zu machen ist eine Gabe. Ich kenne eine, die das richtig gut kann...


Meinen Kindern hatten ein paar Jahre lang von Frühling bis zum Herbst das Bedürfnis mir vom Schulweg oder ihren anderen Unternehmungen kleine Sträußchen mit Gänseblümchen, Löwenzahn oder anderen Kräutlein mit zu bringen. Ich hatte x kleine Vasen mit den sogenannten Küchenblümchen herumstehen. In jener Zeit fühlte ich mich immer sehr reich beschenkt.


Doch da gibt es noch die gruselige Kehrseite der Angelegenheit – Schenken als Fluch! Wenn wir wieder einmal jemanden etwas schenken müssen und nicht wissen was? Und da gibt es auch die Menschen, die eigentlich schon alles haben. Selbst Kinder sind heutzutage nicht mehr so leicht zu beschenken. Zum Glück wird gerade für Kinder eine gewaltige Industrie beschäftigt, die ständig Bedürfnisse erfindet. Schenken leicht gemacht - mit den Kindern nachmittags Werbung gucken - aber ist es dann ein Geschenk oder eine Bestellung?


Wir kaufen Dinge und Möglichkeiten, um sie weiter zureichen, die Gabe hat einen symbolischen Gehalt – das ist schön, es gefällt mir selbst, aber ich schenke es Dir!


Oder wir verschenken Zeit!


Gelegentlich beschenke ich mich selbst, schließlich kenne mich am besten und weiß, was mir gefällt – obwohl, auch da habe ich ab und zu schon daneben gelegen.


Ich schenke mit Bedacht, aber auch spontan und leichtem Herzens. Das hat etwas mit Loslassen und Energieaustausch zu tun. Mit dem, sich nicht der Macht der Dinge zu unterwerfen und mit der pragmatischen Erkenntnis: Ich kann nicht alles haben, wo sollte ich auch hin damit!


Trotzdem liebe ich süße Sinnlosigkeiten, die mich überraschen und mein Herz erfreuen. Es gefällt mir, wenn der Schenkende mitten ins Schwarze trifft. Die Geschenke sind oft Gegenstände, die ich mir nie selbst gekauft hätte. Vielleicht schön, ja, aber nicht lebensnotwendig. Doch letztendlich haben sie eine Bedeutung. Sie sind wie Dinge aus der Zukunft, die zu mir finden und die eines Tage ganz selbstverständlich ihren Platz bei mir einnehmen.


Wenn das Geschenk eine schöne Überraschung ist und auch noch gut ankommt – was können sich Schenkende und Beschenkte mehr wünschen.


11 Mai 2010

Projekt


Da stehe ich, gestützt auf den Spaten und blicke auf den trägen breiten Strom, der sich kaum merklich zu meinen Füßen an mir vorbei wälzt. Der einst so wilde, ungestüme Fluss, gebändigt und begradigt, ein Kanal, wie mit dem Lineal gezogen. Der macht keine Probleme mehr. 


Aber er macht auch nichts anderes mehr. Nicht mal mehr Ringe, wenn ich ein Lachen hinein werfe...

Ein wahrhaft hartes Stück Arbeit liegt vor mir. Wie schaffe ich es, ihm die Mäander wiederzugeben? Die Auen und Sandbänke? Die dichten Wälder und lichten Wiesen, die sich an seinem Ufer einst entlang zogen?


Das Schwierigste wird wohl sein, den Felsen wieder in die Mitte des Stroms zu schieben, auf dem ich einst saß, die Sonnenuntergänge beobachte und mich vom Sturm beuteln ließ...


09 Mai 2010

Muttertag

... zum Muttertag heute nur ein paar Links zu den wirklich wesentlichen Informationen:



Mütterblitz und das entsprechende Buch von Louann Brizendine, 

beziehungsweiseweiterdenken und auch dazu gibt es ein spannendes Buch von Sarah Blaffer Hrdy

und vielleicht noch das bemerkendwerte Buch Der Mutterschaftsbetrug von Christa Mulack 

06 Mai 2010

fernsehen

...und für alle die des Mutterthemas noch nicht überdrüssig sind - "Mythos Mutter" 

heute Abend in 3sat um 21.00 Uhr bei scobel!

Prinzessinnen



 In einem gewissen Alter sind fast alle kleinen Mädchen in der Lillifee oder Disney Prinzessinnen Phase (oder ihre Mütter), doch neulich überraschte mein Patenkind sehr selbstbewusst ihre Mutter mit der kernigen Aussage:

"... ich will gar keine Prinzessin sein, es reicht mir, dass ich ein Mädchen bin!"


05 Mai 2010

happy birthday


Meine Schwester feiert heute (nicht) ihren 80. Geburtstag!

Sie hat sich zurück gezogen und Glückwünsche möchte sie nur schriftlich entgegen nehmen!

Also habe ich ihr ein Bild von Jelängerjelieber ausgedruckt, ein rührend schönes Gedicht und Glückwünsche geschrieben und alles in ihr Gartenhaus legt.

... die reale Pflanze bekommt sie nachgereicht...


Je länger, je lieber! 

Ahninnen


… mir ist heute mal pathetisch und ich greife ebenfalls diesen Satz von L. Francia auf. Der Satz der mir bei aller Verehrung von Luisa, nicht so recht schmecken will...

„… jedenfalls bin ich keine berechenbare, heilige großmutter.“


Nun, ich denke das Problem ist das, was Luisa mit „berechenbar“ bezeichnet. Was da meint: angepasst, nett, auf dem Rückzug aus dem Leben, nicht mehr zuständig sein! An der Seite eines Großvaters die jungen Leute in ihrem eigenen Leben nicht stören. Denn die erfahren alles, was sie zum Leben und zur Aufzucht des Nachwuchses brauchen aus Büchern oder von Medizinern...


Nichts finde ich kraftvoll-individueller und innig verbunden zugleich, als das Großmutterdasein. Ich bin die Großmutter von heranwachsenden jungen Menschen, die, nach meinen Kindern (Töchtern), am meisten zu mir gehören. Das setzt weder meine Persönlichkeit außer Kraft, noch mutiere ich dadurch zum „Muttchen“. Im Gegenteil.


Die Mütter vor uns wussten noch um die heilsame, heilende, heilige Wirkung der Ahninnen, ihrer Vorfahrinnen. Selbst als das Kollektiv der Väter bereits mit Feuer und Schwert die Verbindung zu den Ahninnen gekappt hatte.

Ja, und auch wenn es euch schwerfallen sollte es so zu sehen, jede Großmutter gehört bereits zu ihnen, auch wenn sie noch nicht gestorben ist. Eine Frau macht eine andere zur Großmutter, indem sie ein Kind ins Leben schickt. Die Mutter der Mutter gehört jetzt zu den Müttern der Mütter. Das ist Leben, das ist Vergangenheit und Zukunft zugleich.

Es geht jetzt hier auch nicht darum, ob die einzelne Frau diese, ihre natürliche Kompetenz wahrnimmt oder ausfüllen kann. Sondern darum, wie wir bisher Mütter und Großmütter gesehen haben, wie sie in Herz und Hirn „abgespeichert“ wurden. Und an der Stelle lässt sich etwas ändern. Vor allem die Großmütter unter uns sollten ihren Platz bedenken, den sie eingenommen haben.Vielleicht wird es ja höchste Zeit der Welt zu zeigen, warum es schon immer die Großmutter gibt...

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04 Mai 2010

  
"Die wilde Frau ist ganz anders, als wir uns erhofft haben. Sie ist nicht nett, nicht nachsichtig, man kann sie nicht bezaubern, nicht beschwatzen. Sie bezeichnet unsere Schwächen als schwach und unsere Stärken als selbstverständlich..."

Angelika Aliti, Die Wilde Frau

02 Mai 2010

Wiki am Morgen


Bei dem Begriff Konnotation findet sich im Wikipedia folgendes Beispiel:
...Bei diesem Verfahren werden Versuchspersonen gebeten, zu einem Wort (Stimulus) auf einer Skala von Gegenbegriffen anzukreuzen, wie stark für sie eine vorgegebene Skaleneigenschaft zutrifft. So kann etwa das Wort „Mutter“ auf Skalen wie „groß….klein“, „stark….schwach“ eingestuft werden. ...
Konnotationen sind nicht nur charakteristisch für Personengruppen. Aufgrund unterschiedlicher Lebenserfahrungen können die persönlichen Konnotationen bei bestimmten Ausdrücken sehr verschieden ausfallen. Wer etwa unter der Obhut einer liebevollen Mutter aufgewachsen ist, hat beim Wort „Mutter" wahrscheinlich andere Konnotationen als jemand, dessen Mutter ihr Kind misshandelt hat ...“

Wo stufen wir ein? 
Und wie werden die Mütter unter uns wohl eingestuft?

01 Mai 2010

Walburgisnacht


Walburgisnacht!

Eine meiner Großmütter hieß Walburga!

Morgens lange mit einer Freundin telefoniert, gemeinsam eine bedrückende und unheilige Atmosphäre gespürt...

… am Nachmittag doch noch schnell was eingekauft und im Wäldchen gewesen. Birkenzweige geschnitten, mit trockenen Brombeerranken und unwilligen Waldgeistern gekämpft, sie mit einem Lied besänftigt, Kräuter gesammelt, mich vom Regen waschen lassen...

Leichte die Wohnungskosmetik betrieben, festgestellt, dass ich offensichtlich allein im Haus bin...

Die Blätter des Haselzweiges leuchten besonders grün! Gundelrebe rankt sich um mein Herz – durch das geöffnete Fenster weht frisch gewaschene klare Luft und Klänge ferner Musik. Die Birkenreiser winken dem düsteren Sorgentroll ab: heute nicht, heute ist hier kein Platz für dich – ich zünde alle Kerzen an und gieße den Wein in den Kelch. Rauch hebt mich an, dringt reinigend in alle Ecken, findet sie alle, die dunklen Geisterchen, jagt sie hervor!



Und mit den Gästen, die sich dazugesellen, tanze ich übermütig durch die Nacht...

... bis das Telefon klingelt!