15 Dezember 2013

Die war noch von der alten Welt

Das Jahr neigt sich und meine Gedanken zur Alten sind noch lange nicht am Ende. Es gäbe noch so viel darüber zu künden. Das Großmutter-Sein ist eine der Phasen in einem Frauenleben und heutzutage für fast jede Frau keine kurze. Es ist die Zeit der Reife, der Alten, der Weisen und kann mehrere Jahrzehnte umfassen.

In einem Gespräch wurde mir einmal von einer recht jungen Frau vorgehalten: Na und – nicht jede alte Frau ist weise.

Das stimmt und auch nicht. Weisheit ist kein Leistungssport. Aber ein Zug unseres menschlichen Seins und nicht immer an ein bestimmtes Alter gebunden. Trotzdem ehrten dereinst unsere Ahninnen und heute noch viele indigen und matrifokal lebende Gemeinschaften (Völker) das Alter. Sie wussten, was es für die Gemeinschaft hieße, ohne den weisen Rat, die Erinnerungen und den zwischenmenschlichen Ausgleich, den die Alten einbringen, leben zu müssen.

Dabei ist die Weisheit des Einzelnen nicht der entscheidende Faktor, sondern die Haltung, die alle in Respekt und gegenseitiger Zuwendung für einander einnehmen.

Die natürliche, die generationsübergreifende, Fürsorge umfasst eigentlich die Zeit von der Geburt bis zum Tod - ein menschen-art-gerechtes Geschehen, dass aus unserer Kultur fast völlig verschwunden ist. Mal abgesehen davon, dass ich tatsächlich eine mehrfache Großmutter bin, lebe ich schon seit Jahren in der Intention der Alten. Dieses Sein und diese Haltung erfährt, wir wissen es alle, in unserem patriarchalen Gesellschaftssystem wenig bis keinerlei Wertschätzung. Das seit Jahrhunderten missachtete Muttersein eben.

Die Alte, die Mutter der Mutter, ist immer in ihrem Wissen und ihrer Erfahrung die Vertreterin der "altenWelt" auf der letztendlich alles Zukünftige aufbaut.

Das wussten sie auch noch in Zeiten, als die Alte schon nicht mehr gehrt wurde. Wurden doch noch Märchen und Sagen von ihr und von Frau Holle und der Berchta erzählt. Einer solchen Geschichte habe ich einen kleinen Ausschnitt entnommen, der zeigt, dass 'die Alte' schon immer von dieser Welt, aber auch verbunden in den Zeiten war:

„Nun aber lebte auf diesem Hof eine uralte Frau. Die war noch von der alten Welt. Sie saß zu jeder Stunde am Herd, spann im Rauch und roch das Unsichtbare. Die Kunde von den alten Zeiten war ihr noch zugegen, und sie wußte mehr von dem Wechsel und Wandel der Dinge als die anderen.“

Zitat: Raunächte – Märchen, Brauchtum, Aberglaube – aus der Geschichte „Das ausgeblasene Licht“ - Herausgeberin: Sigrid Früh - (Quelle: K. Paetow: Frau Holle, Märchen und Sagen, Hannover 1952)


07 Dezember 2013

Adventnachmittag

... der Sturm hat sich gelegt ... draußen ist es still, friedlich und weiß.




Mit dem plötzlichen Winter kann ich noch gar nicht richtig umgehen. Er hat mich einfach überrascht, ebenso die Erkenntnis, dass wir schon fast mitten im Advent sind. 
Da sind wohl ein paar besinnliche Gedanken fällig.
Und so schiebe ich die Arbeit beiseite, zünde Kerzen an, bereite mir einen fruchtigen Tee zu und blättere die Datei mit den Fotos der vergangenen Monate durch... so viele glückliche Momente...
heuer kam das Jahresende auf schnellen Schwingen. Überhaupt flog das gesamte Jahr Zwanzig-Dreizehn nur so dahin. Es war recht bunt, das Jahr ... ich war mehr unterwegs als sonst, ein neues Menschlein, ein Töchterchen kam im Mai hinzu, nachdem bereits im Dezember zuvor ein kleines Mädchen meine Sippe komplettierte und ein besonderer Geburtstag wurde gefeiert. Die Kinder meiner Kinder wachsen heran und sind zu meiner ganz besonderen Großmutterfreude wunderbar gelungen. Die Alte zu sein hat schon was...

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01 Dezember 2013

I love you

Für das eigne Handeln Verantwortung übernehmen sollte zum guten Umgang mit der Welt gehören. Und ebenso für das, was ich sage und vor allem, wie ich es sage. Wir sollten uns da nicht herausreden, mit so Plattitüden, wie: selber schuld, wenn du mich falsch verstehst, ich hab es nur nett gemeint. 
Wenn ich falsch verstanden werde, liegt es manchmal auch daran, wie ich kommuniziere. Und dann ist vielleicht eine kleine Erläuterung fällig. Gegenseitiges gutes Verständnis passiert selten von ganz alleine und bedarf immer wieder der Nachbesserung. Gerade dieses „wie“ ist hierbei nicht unerheblich. 
Das kennen wir alle, da laufen zwischen zwei Menschen so Insider-Geschichten, die scheinbar lustig daher kommen, aber wie Scharmützel anmuten. Das mag im geschützten Raum noch angehen und wenn beide am Ball bleiben, klärt sich eines Tages die vertrackte Angelegenheit.
Oder auch nicht.
Aber wie ist das, wenn der Schlagabtausch in die Öffentlichkeit verlagert wird?
Wenn eine die andere aufzieht, wegen einer angeblichen Schrulle? Oder gar dem Fehlen einer solchen? Nur weil sie auf bestimmte Dinge oder Angelegenheiten einfach nur eine andere Sichtweise hat oder einen anderen Umgang pflegt. Ihr möchtet ein Beispiel dazu?

Angenommen eine von beiden mag Teddybären und besonders einen, den sie ausgesprochen gern hat. Sie schleppt ihn den ganzen Tag mit sich herum und nimmt ihn sogar mit ins Bett. Sie versteckt ihn nicht, wenn andere in ihre Wohnung kommen. Aber sie spricht auch nicht ständig über ihre Teddyliebe. Das ist für sie einfach ganz selbstverständlich.

Die andere mag auch Teddybären, viele sogar und sie hat sie dekorativ in ihrer Wohnung verteilt. Sie sammelt sie und ist stolz darauf. Sie strickt ihnen Höschen oder Jäckchen und reiht sie auf Regalbretter. Dabei meint sie, so und nicht anders müsste man Teddybären behandeln. Sie glaubt alles über Teddys zu wissen. Und da sie den Teddy der anderen noch nicht zu Gesicht bekommen hat, glaubt sie immer wieder, sie müsste diese von Teddys im Allgemeinen und von richtiger Teddyhaltung im Besonderen überzeugen. Das kann sogar zu schmerzlichen Missverständnisse führen, wenn zwei zwar Teddybären mögen, aber der Umgang mit ihnen und die dabei erlebte sinnliche Erfahrung gravierend unterschiedliche ist.

Also ich liebe meinen Teddy, von ganzem Herzen und respektiere alle Teddys dieser Welt und ihre Besitzer.



13 November 2013

Wiederholungen

... sind im Fernsehen sehr beliebt... und es gibt tatsächlich bestimmte Dinge, die kann frau nicht oft genug wiederholen... deshalb stelle ich hier mal einen Querschnitt aus ein paar meiner Kommentare zusammen!
Ich beantworte nun mal zu gern die nicht oft genug gestellte Fragen zu matrifokal organisierten Gesellschaften, zu Stellung der Mütter von der Prähistorie bis heute, zur Sicht auf die Geschlechter, zum Patriarchat und zu der Definition von noch anderen relevanten Begriffen...


Wiederholungen - die Erste

Was wissen wir denn inzwischen genau? Es gibt eine sich seit ungefähr siebentausend Jahren immer weiter steigernde Patriarchalisierung und es gab davor Jahrtausendelang "etwas“ so ganz Anderes. Und das ist imho der (entscheidende) Teil, in dem die Mensch mit ihren außerordentlichen Fähigkeiten entstand, indem sie soziale Gebilde schuf, in denen "der Mensch" zum Menschen wurde. Diese, auf einer Natürliche Mütterlichen Ordnung beruhenden, Gemeinschaften organisierten sich in matrifokalen Strukturen, in denen Menschen in matrilinearer Herkunftsbindung lebten, wie ich schon oft ausführte.

Die Übergänge von den matrivivialen (egalitären) Lebensbedingungen in das sogenannte Patriarchat sind bereits von seiner Entstehungen an durch männlich dominiertes Religionsgeschehen sowie nachhaltig von Gewalt und Sexualdominanz gekennzeichnet. Die feingesponnen Ideologien der Vater-Superiorität, besonders die mit monotheistischem Hintergrund, verschieben seitdem den Sinn menschlichen Zusammenlebens hin zu einer steten Anerkennung der gewaltsam eingeführten Hierarchie durch privilegierte, omnipotent auftretende, männliche Herrscher. Die paar Frauen, denen gestattet wurde, sich an dem Spiel um die Macht zu beteiligen, können wir getrost vernachlässigen.

Was ist dieses davor? Die soziale Einheit der Fürsorgegemeinschaften, bestehend aus Angehörigen in matrilinearer Herkunftsbindung (konsanguin), bildete einst die Schutzsphäre für Nachwuchs und Sippenmitglieder der menschlichen Spezies und wird von mir als Natürliche Mütterliche Ordnung bezeichnet. Ich sehe diese Lebensweise als die menschenartgerechte Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben eines jeden Individuum in sozialer Einbindung an. 


Hierarchie ist eine Ordnung, die in sich eine Abstufung enthält. Eine Rangfolge oder Stufenordnung, die der Wortbedeutung nach eine „heilige“ Rangordnung ist und innerhalb eines Gebildes, sozusagen einem Jeden seinen Platz zuweist. Allgemein steht hinter Hierarchie das Verständnis von einem (gottgegebenen) Oben und einem (erduldeten) Unten. Und „archie“ wird auch hier als Herrschaft verstanden und angewendet, indem der Ursprung weg von den Müttern, den 'Patres' zugeordnet wird.

Eine natürliche (biologische) Hierarchie ist eher absurd. Da sich bestimmte scheinbare Rangfolgen zum Beispiel unter den Männchen einer Spezies, immer als ein Prozess der laufenden sozialen Interaktionen gestaltet. Von einer Hierarchie könnten wir imho erst dann sprechen, wenn der Sohn des Oberaffen die Position des Vaters erben und das ganze durch eine Exekutive unterstützt würde. Oder dieser eine Art Nachfolge inszeniert. Das halte ich als das immer wieder auftretende Missverständnis, dass gesellschaftlich geschaffene Strukturen als eine Art Naturgesetz gesehen werden.

Für das Mutter-Kind-Verhältnis ist daher der Begriff Hierarchie auch nicht passend. Das Kind ist schließlich kein Untergebener der Mutter. Selbst wenn wir uns die Mutter als Mittelpunkt des Lebenskreises vorstellen, besteht doch grundsätzlich keine Abstufung – wir sind als sozial bezogene Wesen energetisch vernetzt und gleichwertig.

Hierarchie ist ein patriarchöses Konstrukt, das als natürliche Gesetzmäßigkeit gehandelt wird. Die „Hieros Gamos“ (oder Heilige Hochzeit) ist meiner Ansicht nach, bereits ein durch und durch patristischer Ritus. Ein König erhält die Weihen und seine Legitimation durch eine Verbindung mit einer Göttin, die durch eine Priesterin-Königin verkörpert wird. (siehe auch Barbara G. Walker)

Die Tatsache, dass bereits eine Herrschaftsstruktur eingeführt wurde um größere Landstriche und viele Menschen zu kontrollieren, beweist die Anfänge bzw. die Existenz eines funktionierenden patristischen Systems. Einzelbesitz und seine Vererbbarkeit stehen dem vorherigen Gemeinschaftseigentum gegenüber. Das Benutzen des noch vorhandene Brauchtum der Interaktion und Verehrung mit einer Göttin oder göttlichen Mutter, beruhend auf weiblichen Werten, dient hierbei der Legitimation männlicher Macht.

Diese
scheinbare friedfertig Übergangszeit setzte meist erst dann ein, nachdem zuvor gewaltsam eine Unterwerfung der jeweiligen indigenen Gemeinschaft erfolgt war. Diese Art der patriarchalen (gewaltsamen) Inbesitznahme fand mehrfach in der Geschichte statt, auch Mitteleuropa war irgendwann davon betroffen. Und die Verheiratung von sogenannten „Erbprinzessinnen“ mit den Erobern findet sich in mancher literarischen Bearbeitung wieder.

30 Oktober 2013

Zwischen Trance und Träumen

Derzeit wende ich mich einem neuen, für mich eher ungewohnten Projekt zu und dazu benötige ich jede Hilfe, die ich bekommen kann. Es wird also Zeit, sie wieder herbei zu rufen, die Freundinnen und Freunde der Kindheit - die Geister der Natur, der Elemente und des Sagenhaften. 

Von Anbeginn lebte ich mit ihnen, mal mehr, mal weniger, bewusst. Nie habe ich sie ganz aus meinen inneren Augen verloren. Und obwohl ich älter und verändert bin, werden auch sie mich, mein unveränderliches Sein, sofort erkennen.

Zur Zeit schüttle ich die knochentrockene Realität ab. Lange wandte ich mich, aus guten Gründen, nüchtern der Sachlichkeit und Objektivität zu, da sie für mich das schriftliche Parkett der Sachbezogenheit überhaupt erst gangbar machten. Jetzt haben sich die Prioritäten geändert. 

Und so betrete ich eines der verschlossenen Gemächer der Erinnerung. Hier finde ich einen fast vergessenen, aber vertrauten Anblick - wie in einem, seit langem unbewohnten, Raum in dem alles Mobiliar und die darin aufbewahrten kostbare Gegenstände sorgfältig mit Tüchern abgedeckt sind, um sie vor Schäden durch den Staub des Vergessenes und der Nichtbeachtung zu schützen. 

Nach und nach ziehe ich die grau gewordenen Schleier ab, die alles sorgfältig verhüllten. Welch eine Pracht an Traum und Wirklichkeit. Zum Vorschein kommen all die Wunderwelten meiner Kinderzeit und die meiner Kinder und Kindeskinder. Ich könnte mich im Spiel verlieren. Ich öffne weit die Fenster um die bisher ausgesperrte Fantasie wie einen frischen belebenden Luftzug hereinzulassen. Ein Wind, der auf blauen Schwingen neue Wunder trägt und im Raum verteilt. Doch etwas fehlt noch und so hebe ich das letzte Tuch. Darunter schlafen, lieblich und vertraut, die Gefährtinnen meiner Kindheit – fröhliche Fantasiegebilde, uralte wundersame Wesenheiten, Naturgeister, wie sie nur meine Augen sehen können. Ich setze mich still zu ihnen und warte, dass sie erwachen... 



02 Oktober 2013

... ach wie gut, dass jeder weiß...

Eine Freundin hat mich unbeabsichtigt mit einer Metapher daran erinnert, wer ich bin. Fast wäre es mir im seichten Getriebe meines Alltags entglitten - ich bin die Alte - die Großmutter, die den bösen Wolf gefressen hat. Beinahe hätte ich mich vergessen zwischen all dem Nettsein und Verständnishaben für all die Müllerstöchter und all die täglich um mich umherspringenden Rumpelstilzchen dieser Welt. Wir wissen es doch längst und sollten nicht müde werden es der Müllerstochter zu sagen: ein Rumpelstilzchen wird niemanden retten. Im Gegenteil! Sein wahres Sein verbirgt er, seinen Namen nennt er nicht.

Als betagte Frau, habe ich zwar inzwischen eine recht milde Sicht auf den Wahnsinn der Welt, dennoch fehlt mir inzwischen die Toleranz dafür, dass im Allgemeinen die Vorstellung vom heutigen Frausein, immer noch in der Mädchenphase endet. Mir scheint oft, als blieben viele der Frauen das ahnungslose, allen Widrigkeiten und männlichen Kabalen ausgelieferte, suchende Mädchen. Sind sie denn (gern) das mutterlose, leichtgläubige, aber natürlich junge, wunderschöne Müllerstöchterlein, das sich nicht zu helfen weiß.

Sitzen wir gern vor einem Haufen Stroh und weinen. Doch was geschieht? Es erscheint ihr keine gute Fee. Keine verstorbene Mutter schickt Täubchen. Und da kommt auch keine weise Alte vorbei, um ihr einen Rat zu geben. Vom Vater verraten und verkauft, vom goldgierigen König ist keine Gnade zu erwarten, eilt auch sonst niemand herbei, sie aus dem Turm zu erretten.

In dieser Not erscheint es, das Rumpelstilzchen. Ungerufen! Ein harmlos scheinender Geist. Bieder bietet er ihr seine Zauberei an, gegen Bezahlung versteht sich. Und sie nimmt dankbar an. Sie schließt einen Pakt. Doch dieser Vertrag mit dem Ungeist wird sie nicht befreien, sondern sie in eine noch fiesere Falle locken. Seine Hilfe wird sie später um alles bringen, was ihr Leben wert macht – ihr Kind! Gewiss, sie hat es ihm in ihrer Not versprochen und später, zu guter Letzt, wird da jemand sein, der ihr aus dem Schlamassel heraus hilft. In ihre eigene Kraft kommt sie zu keinerZeit.

Das innere Rumpelstilzchen wird gern als Metapher für Rebellion, für Wehrhaftigkeit verwendet - Trau dich, sei ein böses Mädchen! Aber die mutterlose Müllerstochter ist bis zum Schluss kein böses Mädchen und das Rumpelstilzchen wollte ihr gar nicht helfen und schon gar nicht sich zu wehren. Es hat eigene fiese Pläne und die werden langfristig allen naiven Mädchen mehr schaden, als anfangs die scheinbare Wohltat vermuten lässt. Er spinnt für sie das Stroh zu Gold und sie bewahrt den Schein. Das Abkommen sichert ihr den Platz an der Seite eines bedeutenden Mannes, aber es soll sie auch um ihr Kind bringen. Ihr gelebtes Muttersein verhindern. Das - ist das wahre Rumpelstilzchen.

Und über dieses Mädchen, das nicht weiß was es tut, das das Leben noch nicht kennt, das zwar vielleicht Wissen sammelte, aber sich noch nicht selbst erfahren hat - über dieses Mädchen bin ich schon lange hinaus. Ich bin weder ein böses noch ein gutes Mädchen. 

Ich bin gar kein Mädchen mehr, sondern eine GroßeMutter. Und gut und böse sind für mich irrelevante Begriffe. Auch provoziere ich nicht mehr – ich stelle richtig, ich sorge für Klarheit, ich banne die Rumpelstilzchen dieser Welt.

Was tut eine Großmutter wie ich? 


Ich bleibe, wenn andere gehen. Ich zeige wo die Kraft liegt, wenn andere hadern. Ich träume in die Vergangenheit und die Zukunft, wenn andere sich von der Gegenwart fesseln lassen.

Ich bin. Ich ich sitze am Feuer, streue Kräuter in die Flamme und sehe wie der Rauch aufsteigt. Ich weiß um die Welt und das Sein.

Ich antworte stets, wenn eine kommt und mir Fragen stellt. Und meine Antworten stammen allesamt aus der Alten Welt. Aus der Welt der weisen und patenten Mütter und Ahninnen.  

Die Mädchenfrauen unserer neuen Welt sollten langsam mal genug vom Spiel mit Puppen haben und erwachsen werden. Und es wäre gut, würden sie sich trauen die Hilfsangebote der Rumpelstilzchen durchschauen, statt sich davon verführen zu lassen. Es ist an der Zeit, dass sie die wahren Traditionen der Mütter und Großmütter wieder entdecken, um den tiefen Sinn des Mutterseins zu erkennen und so "Königin" im eigenen Reich zu werden.
Ich brauche kein inneres Rumpelstilzchen, keinen tobenden Geist, der mich zu irgendetwas antreibt oder mir hilft mich zur Wehr zu setzen. Gegen wen sollte ich mich wehren? 


Mit Frauen will ich mich in gegenseitigem Wohlwollen verbünden. Mit Männern will ich nicht nur koexistieren, sondern auch kooperieren.

Mit Töchtern und Söhnen möchte ich zusammenleben und unlösbar bin ich mit ihnen in der Zeit verbunden. Meine Elf Töchter der Zukunft sind meine Motivation. Brauche ich mehr? 

... ach wie gut, dass jede Großmutter weiß, was das Rumpelstilzchen gar nicht wissen kann!

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PS ... ich kenne sie alle, die Spielarten mit denen das Märchen vom Rumpelstilzchen schon variiert wurde. Von der strikten Fassung der Gebr. Grimm bis hin dem Rumpelstilzchen, das als liebenswerter Erdgeist dargestellt wird, der das naive Müllerstöchterlein "nur" belehren möchte und selbstverständlich auch das Kind nicht behalten will, sondern einen gedankelosen oder hartherzigen König bekehren. Es wird wohl noch viele Interpretationen geben...

08 September 2013

Kinder sind kein Partnerersatz

schon gefühlte tausendmal stolperte ich über den Satz: „Kinder sind kein Partnerersatz!" So auch heute wieder und hier der (etwas überarbeite) Kommentar, den ich zu dem Thema hinterlassen habe:
 

Ja, das stimmt! Kinder sind kein Partnerersatz. Kinder sind überhaupt keine Ersatz für irgendwas, sondern unsere, uns am nächsten verbundenen Angehörigen, die wir haben können. Auch noch wenn sie dem Kindesalter entwachsen sind. Diese naturgemäße Verbundenheit (ein Naturell unserer Spezies) ist in unserer Kultur sozusagen als irrelevant erklärt worden. Doch wir wissen inzwischen längst: die fürsorgende Nähe in einer artgerechten Angehörigenbindung ist die eigentliche Basis des menschlichen Zusammenlebens und die essentielle Schutzsphäre für das Menschenkind.
Die Idee, dass manche Menschen ihre Kinder als „Partnerersatz missbrauchen“, ist eine komplette Umkehrung der eigentlichen, der ursprünglichen Wertigkeit.
Im Gegensatz zum Kind ist der sogenannte Partner, dem patriarchal-tradierend die ganze Liebe gelten soll, nur ein Surrogat, eine Ersatzperson für den in der Patriarchose
des separierten erwachsenen Menschen, verloren gegangenen natürlichen Lebenskreis.
Der heutige, vereinzelte Erwachsene ist imho niemals so „erwachsen“, dass er bzw. sie den irrwitzigen Ansprüchen unserer heutigen Gesellschaftskultur gerecht werden kann und auch nicht sollte: grundsätzlich allein (und in wechselnden Beziehungen) zu leben.
Das Einschwören auf den zukünftigen Partner, mit dem frau/mann möglichst den Rest des Lebens verbringt, beginnt in der Ausbildung unserer Kindern
schon sehr früh. Der Trend geht, auch bei der Frau, hin zum autarken, also möglichst bindungslosen, Erwachsene, der scheinbar keiner Fürsorgegemeinschaft bedarf. Dafür werden natürliche Bindungen so früh wie möglich unterdrückt und der Augenmerk auf beliebige Beziehungen verschiedener Art sowie der Anpassung an die patriarchalen Parameter gelenkt. Das patriarchal kultivierte Kind landet in verschiedenen Subsystemen, die für die matrifokale Fürsorgegemeinschaft als Ersatz dienen. Wir erziehen unsere Kinder kaum noch selbst - wir lassen erziehen und ausbilden (aber nicht unbedingt freiwillig, siehe Schulpflicht oder die Inanspruchnahme von Fremdbetreuung unter dem Druck der Erwerbstätigkeit).
Das derzeit existierende Klein-Familiensystem ist, wie im Großen, ein
patriarchal geprägtes Herrschaftssystem. Und in diesem herrscht(e) das patriarchale Prinzip der Geiselnahme, ein Nährboden für Gewalt, Übergriffigkeit und Missbrauch aller Art und daher auch immer wieder die Symptome eines Stockholmsyndrom bei den Beteiligten hervorbringt. Überall da, wo vereinzelte Erwachsene (per se die Person des Vaters u.ä.) mit einer gewissen Macht ausgestattet sind und in unnatürlichen, patriarchös eingerichteten, quasi nicht kontrollierbaren Räumen agieren, findet grundsätzlich eine Art systemimmanenter Missbrauch statt - übergriffiges Gebaren bis hin zu schweren Verbrechen.
Den heutigen Erwachsenen und hier besonders den männlichen, umgibt schon lange nicht mehr das selbstverständliche Korrektiv einer konsanguinen* Angehörigengruppe (dem menschenartgerechten Matrifokal).
Der moderne Mensch wendet sich schon während des Heranwachsens in vielen kleinen Brüchen von seiner Herkunftssippe, dem naturgemäßen Lebenskreis ab - wird systematisch von jeder Bindung „abgenabelt“.
Dabei ist es üblich, so früh wie möglich eine distanzierte, für ein Menschenkind unnatürliche, Alltagssituation zu schaffen, die sozusagen als Sprungbrett in das sogenannte „eigene“ Leben dienen soll. Das derzeitige Ziel ist in den, möglichst permanenten, Zustand der romantischen Liebe zu kommen und eine, auf sexuellem Begehren aufgebaute Lebensgemeinschaft mit einem, bis dato fremden (nichtverwandten) Menschen zu gründen. Das Erfüllen der kulturellen Maßvorgaben ist für den einzelnen fühlenden Menschen zu einem permanenten Mangelzustand an Schutzwärme, an Geborgenheit, geworden.
Nachhaltige Sentimente, Zuwendung, Aufmerksamkeit und vor allem die generationsübergreifende Fürsorge ist in unserer, auf den (männlichen) Erwachsenen mittleren Alters ausgerichteten Welt, alles andere als selbstverständlich vorhanden. Wir klagen über das Vorhandensein von ständigem Menschenmissbrauch und dabei wird übersehen, dass
mit der Hörigkeit dem patriarchalen System gegenüber täglich aufs Neue, die dazugehörigen Voraussetzungen in den Kleinfamilien und mit dem romantischen Liebesideal, geschaffen werden.
Das Menschenkind lebte in matrifokaler (evolutionär selektierter) Vollkommenheit bis dieses Primat durch mit Gewalt installierte, patriarchale Dogmen ersetzt wurden. Unsere wirklichen Lebens"Partner" sind zu allererst
unsere Mütter, unsere Kinder, unsere Schwestern, unsere Brüder ...


(* konsanguin: durch Geburt verwandt in mütterlicher Linie

aktualisiert September 2021

Stephanie Ursula Gogolin


26 August 2013

Manchmal...


... manchmal lese ich in meinem eignen Blog, der inzwischen einen Umfang von respektablen 320 Beiträgen verzeichnet und viele davon sind nicht gerade kurz.
Ich picke mir von Zeit zu Zeit ein Label heraus und schaue, was ich unter dem Stichpunkt so abgelegt habe.
Zum Thema „Großmutter“ finden sich 47 und bei „Mutter“ sogar 62 Texte. Natürlich gibt es dabei etliche Überschneidungen. Aber wenn ich die einzelnen Texte miteinander verknüpfen würde, käme eine recht umfangreiche, konsistente Betrachtung zum Thema Mutter dabei heraus. Die Frage ist jedoch, interessiert das "Mutterthema" noch Andere außer mir?
Frauen zeigen sich heute an allem Möglichen interessiert und genießen die Freiheit sich zu jedem nur erdenklichen Thema zu verbreiten. Manchmal sind auch einige darunter, die sich dem Phänomen Mutter zuwenden. Gefühlte 1% und überwiegend junge Frauen, die sich aktuell im Mutterstatus befinden.
Die Frau von Heute hat viele Identifizierungsmöglichkeiten über die sie eine Pseudoverbundenheit* mit anderen Menschen leben kann. Sie ist Bürgerin eines Staates und sie kann Christin, Buddhistin oder Muslima sein. Frau ist Feministin oder Esoterikerin, Künstlerin, Rentnerin oder Mitglied einer Jugendgang. Sie liebt es, die Frau an der Seite von Herrn Y zu sein oder eine bekannte Politikerin. Eine Frau kann sich mit ihrem Beruf identifizieren - als Sekretärin, Ärztin oder Nutte, alles ist möglich. Sie kann als Model Karriere machen, ja sogar als Fan einer Berühmtheit selbst berühmt werden. Je nach ihrem Lebenskonzept oder ihrer Einstellung wird sie in der Öffentlichkeit als Vegetarierin, Lesbe, Ehefrau, Bloggerin oder Nonne wahrgenommen. Sie kann anstrengend, angepasst, modebewusst oder völlig desinteressiert sein. Die Vielfalt an Merkmalen, die es für die Frau heute gibt, sind schier unendlich und alle Frauen können außerdem noch Mütter sein. Das wird aber nur manchmal registriert...


* ... in der patriarchös geprägten Gesellschaft sind für den erwachsenen Menschen eigentlich nur Pseudobindungen vorgesehen...
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06 August 2013

Analyse eines Selbstverständnis


...ein Artikel bei Zeit - Online stellt fest:  Wir Eltern sind unsolidarisch  - und weiter:
„Wir wollen nur das Beste für unsere Kinder. Warum lassen wir dann zu, dass ihre Erzieherinnen so schlecht dastehen?“

Sagt mal, habe nur ich mit dieser Formulierung Probleme und bin ich zu alt für dieses Selbstverständnis mit dem Mütter ihre Kinder ununterbrochen Menschen,
die sie nicht wirklich kennen, in die Hand geben und sie von diesen erziehen lassen? Wir wollen also nur das Beste für unsere Kinder und daher engagieren wir sozusagen fremde Menschen, die im Rahmen von staatlich vorgegebenen Richtlinien und Einheitsplänen aus einzigartigen Kleinkindern erst ein angepasstes Schulkind und später einen gefügigen Arbeitnehmer formen?

Diese, von mir gestellte, Frage fällt natürlich aus dem mainstreamigen Fortschrittsgeist. Die moderne Frau ist längst emanzipiert und woke sowieso und tunlichst der Hausfrau-Mutter-Fessel ledig und was sollte sie auch sonst tun? Väter und Mütter müssen arbeiten, also erwerbstätig sein und die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht dem Nachwuchs relativ einheitlich Kultur und Wissen angedeihen zu lassen. Die heutige feministische Frau und Mutter, für die ein Beruf, eine Erwerbstätigkeit und wenn möglich
eine Karriere, auch als ökonomische Notwendigkeit vorausgesetzt ist, darf daher gar kein Problem damit haben, ihr Kind durch andere Leute nicht nur unterrichten, sondern auch erziehen zu lassen.
Selbstverständlich ist die „ErzieherIn“ nicht als die bessere Mutter zu verstehen (auch wenn das gern durch Politik und Medien suggeriert wird), sondern es handelt sich dabei um einen anerkannten, geachteten Ausbildungsberuf, genau wie die LehrerIn. Aber geachtet und wertgeschätzt ist auch hier immer noch nicht deckungsgleich

Diese ErzieherInnen unserer Kinder sind erst einmal Menschen, die wir in der Regel gar nicht kennen. Wir wissen nichts über ihren Charakter, ihre Herkunft, ihre tatsächliche weltanschauliche Einstellung, über ihr Privatleben – und natürlich geht uns das auch gar nichts an.
Aber letztendlich sind es die Parameter nach denen sich diese fast unbekannte Person verhält und auf unsere Kinder einwirkt. Auch später in der Schule findet nicht nur reine Wissensvermittlung statt, sondern soziale Interaktion und das oft auf eine sehr stressige, komplizierte, vielschichtige Art, welche das Kind eher vom Lernen abhält, als es zu begeistern. Die Eltern der Kinder erwarten zwar vom Lehrerkollegium ausreichend pädagogische Kenntnisse, welche sie befähigt ihr Kind angemessen zu erziehen, doch wie aufmerksam und zugewandt kann schon eine LehrerIn hunderten von unterschiedlichsten Klein-Persönlichkeiten gegenüber sein?

Diese mangelnde Wertschätzung der Erziehertätigkeit ist imho auf zwei Punkte zurück zu führen. Einmal die generelle Verachtung eines jeden mütterlichen Engagements, denn das ist es was ErzieherInnen letztendlich für unsere Kinder aufbringen müssen, da Mütter scheinbar etwas besseres zu tun haben und zum anderen das natürliche Misstrauen, dass naturgemäß eigentlich erst einmal einem jedem „Fremden“ entgegengebracht wird, der uns unseren Nachwuchs entzieht.

Trotzdem liefern wir, gegen besseres Gefühl, den (bestimmt ehrlich bemühten und freudig engagierten) ErzieherInnen unsere Kinder aus, weil es erstens unserem derzeitigen kollektiv verankerten Sozialverhalten entspricht und zweites in dem Wissen, dass diese nur vorübergehend in das Leben unserer Kinder eingreifen – wir also unser Kind wieder unbeschadet, möglichst verbessert und gut gebildet zurück bekommen.

Das Einverständnis zu Fremdbetreuung ist natürlich keine Entscheidung, die jede Mutter jeden Morgen fällt bevor sie ihr Kind in der Einrichtung abliefert oder hinschickt. Hierbei handelt es sich
inzwischen um kollektive Mechanismen, die nicht mehr hinterfragt werden und in vorauseilendem Gehorsam der Schwarmkonvention gegenüber schon vor der Geburt eines Kindes akzeptiert und in die Wege geleitet werden.

Aber vielleicht wertschätzen wir auch die Erzieherinnen deshalb nicht wirklich, weil sie das letzte Glied in der Kette eines törichten und nicht artgerechten Aufzuchtsystems unserer Töchter und Söhne sind. 

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25 Juli 2013

wir werden nicht von alleine klug...

...ein Ausschnitt aus einem Kommentar und die Erweiterung dieses Gedankens...

Der Mensch, das Individuum, wurde und wird auch weiterhin nicht aus dem Nichts heraus klüger. Und wie wichtig ist denn das (heutige) Klüger werden überhaupt, wenn es nur auf den Versuch abzielt, die Gesetze der Natur und deren Zusammenspiel innerhalb dieses sich selbstorganisierenden Systems zu durchdringen und womöglich manipulieren zu können? Das erhoffte Klügerwerden und das Verstehenwollen wie die „Schöpfung“ funktioniert, entspringt imho dem Kontrollwahn des patriarchalen MM (Menschenmann).
Wir kommen mit bestimmten, lange vor der patriarchalen Welt angelegten Anlagen zur Welt – die Mensch ist eine kühne Kombination aus dem Genpool der Vorfahrinnen und den
epigenetischen exklusiven individuellen Zutaten. Natürlich prägen uns auch Vateranteile, aber die mütterliche Eizelle ist der Ursprung eines jeden Individuums. Viele unserer rekombinierten Anlagen werden im Laufe unseres Lebens wirksam (manche auch nicht), je nachdem wie sie zu dem Lebensumfeld, in das wir hinein geboren werden, passend sind. Es werden die Anlagen aktiviert, die gebraucht werden um in einem bestimmten Erdenkreis, in einer vorhandenen Kimazone und entsprechenden Landschaftsbedingungen, zurecht zu kommen und zu überleben. Jedes Menschenkind bringt in der Regel die Möglichkeiten mit, sich an seine Welt, in die es hinein geboren wird, optimal und nachhaltig anzupassen.
Die aktive Voraussetzung dafür ist natürlich die permanente Interaktion in einem intensiven Bindungskreis – der Angehörigengruppe, die den Nähekreis bildet. Ständige Nähe zu anderen, sich wohlwollend verhaltenden, Menschen, bedeutet ständiges Interagieren mit nahestehenden Körpern und Gehirnen. Hier wird unsere Lebensklugheit ausgebildet.
Wenn dieser Bindungskreis für ein Neugeborenes nur aus einer Mutter und eventuell einem Vater in einer modernen Wohnschachtel besteht, haben wir hier bereits einen empfindlichen Mangel an menschlichen (interaktiven) Impulsen für das Baby. Auch liegt es in der angeborenen menschlichen Natur, dass das Kleine einen weiblichen Background erwartet. Das ist unsere prä-natürliches Erbe. Leider finden nach der Geburt unsere Kinder diesen artgerechten Zustand nicht mehr vor.
Dieser spür- und sichtbare Mangel wird in unserer derzeitigen westlichen Kultur nicht nur völlig ignoriert, sondern die Kleinfamilie, diese Kümmerversion einer menschlichen Lebensgemeinschaft, als höchste Entwicklungsstufe gepriesen. Vielleicht mag das ja ein Idealraum für den (modernen gefühlsarmen) angepassten Erwachsenen sein, das Kind, das in diese Welt hineingeboren wird, erwartet unwillkürlich von seinen Anlagen her ein Urzeit-Sippengefüge und mindestens ein Empfangskomitee bestehend aus Müttern und Großmüttern und Generationen-Schwestern.


Die hochgejubelte soziale Vaterschaft unser Zeit ist eine Mischung aus patriarchöser Ideologie und einem verzweifeltem Erhalt des Paargedankens (Ehe, etablierte Paarbeziehung, Kleinfamilie) und stützt sich in der Praxis letztendlich auf die einstigen Aufgabenbereiche der (matriarchalen) Mutterbrüder.

Der heutige Vater eines Kindes (der im Idealfall den Erzeuger, im Sinne von Verursacher, und den sozialen Versorger in sich vereinen soll) hat im Alltag mehrere Rollen zu erfüllen - die des permanenten Liebhabers der Mutter, des Versorgers bzw. Ernährers und die, als alleiniger Ersatzmann, um die nicht artgerechte Leere auszufüllen, welche durch die nicht mehr vorhandenen Sippenangehörigen entsteht. Letzteres ist von ganz wesentlicher Bedeutung und kann gar nicht von einem einzelnen Menschen aufgefangen werden.

Leider unterliegen wir dem modernen Wahn, dass der einzelne Vater die Rahmenbedingungen und die Gegebenheiten der Patriarchose bei (seinem) Kind auszugleichen hat. Der einzelne Mann muss also für die patriarchösen Hybris seinem Nachwuchs gegenüber gerade stehen. Wäre es da nicht klüger, wenn auch er sich endlich wieder seiner Muttersippe zuwendet, in der er am besten aufgehoben wäre.

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22 Juli 2013

...bei mir ist es wie früher...

Gestern Abend habe ich mir wieder einmal den betagten Defa-Spielfilm für Kinder Jorinde und Joringel angesehen. Dieser Film ist, als DVD, in unserer Familie sogar mehrfach vorhanden, weil damals meine beiden ältesten Töchter als Komparsinnen mitgewirkt haben. Sie stellten mit vielen anderen Erfurter Mädchen die, von der Fee verzauberten Jungfrauen dar.

Diese Fee, die Alte, wie sie auch im Abspann bezeichnet wird, wurde von Jutta Wachowiak gespielt und sie hat es richtig gut gemacht. Wenn auch der Film ein paar Längen und leicht verkrampfte Szenen aufwies, waren doch die Dialoge für die damalige Zeit und vor allem für die ideologischen Umstände außergewöhnlich.

Die DrehbuchautorInnen Wera und Claus Küchenmeister sind der, möglichst positiven, Linie der DDR Kinderfilme treu geblieben und so ist die Alte auch keine böse Zauberin oder eine heimtückische Hexe, wie sie gern in anderen Verfilmungen gezeigt wird. Die Geschichte ist ganz konkret im Dreißigjährigen Krieg angesiedelt, jedoch die Märchenelemente stellen eine zauberhafte Verbindung zu einer längst vergangenen Zeit her. 


Manchmal denke ich: ob die Macher des Filmes wohl beabsichtigten, was sie umgesetzt haben? Denn so sagt die Alte, die auch symbolträchtig als Eule oder Wacholderbaum erscheint, zur Mutter, welche auf der Suche nach Jorinde und Joringel ist:
 

„Bei mir ist es wie früher, wie vordem, als die Mütter herrschten...“ 

Und das ist auch mein einziger wirklicher Kritikpunkt. So gut wie der Text gemeint war – die Mütter haben nie „geHERRscht“. Aber diese Feinheiten wurden erst in den letzten Jahren wirklich herausgearbeitet. Trotzdem erscheint mir die Alte in diesem Märchenfilm wie eine Prophetin. Und inzwischen wissen wir es auch: matriarchale Gesellschaften waren weder eine Frauen- noch eine MutterHERRschaft – weil es Herrschaft in diesem Sinne einfach nicht gab.



Der Dialog zwischen der Mutter und der Alten aus dem Defa - Kinderfilm 
Jorinde und Joringel 1985 /1986

Alte: ... Hast du Angst? Das hilft dir nichts! Meine Sprüche sind älter. Und sie kommen aus dem Baum. Aus dem Baum und dem Traum vom Baum!

Mutter: Hast du meine Kinder?

Alte: Deine Kinder? Eines hast du nur getragen!

Mutter: Wo sind meine Kinder?

Alte: Ja, wo sind sie? Das Vöglein zart flog in die helle Sonne, flog auf, flog ab. Flog über ein Grab.

Mutter: Gib mir meine Kinder zurück, du!

Alte: Zurück kann man nur geben, was man genommen. Sie ist von selbst zu mir gekommen.

Mutter: Gib sie mir zurück, du!

Alte: Pack mich, aber hüte dich, dass dir nicht das Blut gerinnt.

Mutter: Verfluchte Hexe!

Alte: Immer wenn ihr nicht mehr weiter könnt, muss eine Hexe her. Ich war eine Mutter, wie du, habe Kinder geboren. Der Krieg hat sie mir genommen.

Mutter: Du lügst, du. Du lügst. Warum nimmst du mir meine Kinder?

Alte: Jorinde soll leben. In Frieden. In meinem Frieden. Bei mir ist es wie früher. Wie vordem, als die Mütter herrschten. Begreif doch! ....


* * * * *
Der Film endet damit, dass beim Läuten der Friedensglocken (hier das Geläut des Erfurter Domes) all die Mädchen, nun wieder entzaubert und in ihrer menschlichen Gestalt, aus dem Wald gelaufen kommen, fröhlich rufend und lachend eine Wiese hinunter rennen, um nach Hause zu ihren Familien zu gehen. Aber was fanden sie dort wohl vor? Die Mütterherrschten“ schon lange nicht mehr...


10 Juli 2013

Alltag

Nicht Religionen und Tempel, nicht Herrschertum und dessen Verwaltung, nicht Kämpfe und Kriege prägten die beginnende Entwicklung zum Menschsein, sondern aus dem schlichten, fürsorgenden Alltag ging das menschliche Sein hervor.

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03 Juli 2013

Gedanken zu Gestern und Morgen...

Ich hatte eine zufriedenstellende Kindheit - nicht gerade perfekt, jedoch auf geheimnisvolle Weise vollkommen. Mit nur einer Puppe und einem einäugigen Teddybären, aber vielen lebendigen Tieren und Freundinnen. Mit einer wunderbar uneingeschränkten Bewegungsfreiheit und einem ziemlich eingeschränkten Informationsinput. Die klägliche Dorfschule, die Minibibliothek im Gemeindeamt (ein Schrank voll Bücher), die Erzählungen meiner Mutter - das war die Basis meiner Bildung – bis heute habe ich das Gefühl, ich muss das Wissen, das mir vorenthalten wurde, noch nachholen. Alles was für mich wirklich von Bedeutung ist, habe ich mit selbst beigebracht.

Meine Jugendzeit war dann auch eher verstörend. Es wurden von mir so merkwürdige Dinge erwartet, wie sich für Jungs interessieren, es aber auf keinen Fall zu zeigen. Oder sich angenehm, tugendhaft und fromm benehmen, aber doch über die menschliche und vor allem männliche Sündhaftigkeit Bescheid zu wissen, schon deshalb, um ihr ausweichen zu können. Täglich taten sich neue Abgründe auf, aber von dem liebwerten und wohlerzogenen Mädchen, das ich mich bemüht zu sein, wurde selbst im Sozialismus erwartet, dass ich sie nicht wahrnahm. Ich hielt mich tunlichst von allem fern was mich mit in den Abgrund reißen könnte. Später erst bemerkte ich, dass so mancher Schlund von dessen Kante ich reichlich Abstand hielt, letztendlich nur eine kleine Bodensenke war. Einige Schlaglöcher des Lebens bleiben allerdings auch mir nicht erspart. Ich achtete sehr auf mich und später wurde ich wie von selbst Mutter von vier Kindern.

Und jetzt lehne ich mich sehr weit aus dem Fenster - die genetisch motivierte Steuerung, die vielleicht hinter so mancher unerklärlichen Lebensentscheidung steckt, wird auch heutzutage nicht einmal Ansatzweise in Betracht gezogen. So wird meine Enkeltochter mit ihren zarten 18 Jahren als Au pair recht weit in die Welt hinausziehen. Erstens ist das ist heute normal – und zweitens bleiben bei ihrer Mutter noch drei Schwestern zurück.

Das intensives Erleben, dass der scheinbar begrenzte Radius in einem matri-gewichteten Alltag bietet, hält für eine junge Frau die elementare Möglichkeit der tiefen Kenntnis eines zukünftigen mütterlichen Lebens bereit. Oder sie zieht los, um mutig eigene Erfahrungen in einem unbekannten und auch heute noch nicht ungefährlichen Umfeld zu sammeln. Es sind zwei sehr verschiedene Ansätze, die eine junge Frau als Lebensgestaltungsansatz wählen kann. Und vielleicht erfüllt sie dabei nichts weiter, als einen unerkannten (biologischen) Auftrag...

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28 Juni 2013

Finden

Wenn ich mich selbst entdecken will, muss ich mein eigenes Land betreten. Solange ich mich in den Welten der Anderen aufhalte, ihren Pfaden folge und aus ihren Brunnen trinke, werde ich den Weg zu mir, in meine Mitte, nur schwer finden. Es ist heute in, dass Frauen ganze Berge an Literatur auf ihrem Nachtisch stapeln und jederzeit betonen, was und wen sie gerade lesen und unbedingt noch lesen müssen. Es ist der nur zu verständliche Drang, sich an das verlorene (weibliche) Wissen anzuschließen - aus dem diffusen Ahnen ein wirkliches Erinnern werden zu lassen - die reale Ahnin in uns zu erwecken, sich selbst in jeder Minute des Seins zu spüren und heil zu werden. 
Das Suchen nach der Identität innerhalb der verschütteten weiblichen Dimension, ist ein starkes Anliegen vieler Frauen. Aber wir setzen uns nicht mehr Tag für Tag zusammen und reden ohne Unterlass über Alltagskram, Gedankenflüge und Gefühlsexplosionen sondern greifen zu den Mitteln der heutigen Zeiten - wir lesen und verlagern den Austausch in die neuen virtuellen Welten. 
Ich selbst bin auch nicht frei von diesem Trend, denn auch ich lese viel und sammle gern von meinen lieben Mitmenschen zu bestimmten Themen deren Buchgefasste Meinung. Und natürlich freue mich über jede Übereinstimmung. 
Doch eines schönen Tages stellte sich von selbst bei mir, der für mich entscheidende Moment der Erkenntnis ein – ich suche nicht mehr und schon gar nicht in den Gefilden der Anderen - ich bleibe bei mir und zwar betrachte die Meinung anderer und finde so auch die Energie, die zu mir passt, doch meine Anfälligkeit für guristische Einflüsse ist wohl endgültig vorbei.
Lernen, Erkennen und Entdecken ist ein persönlicher Prozess – weil alles schon da ist und ich nur noch die Fäden verknüpfen und verweben brauche, die meine Sphäre vollenden.
Ich unterscheide nachdrücklich und konsequent das (komplexe) Wissen um das Wesen der Dinge und die Abläufe (Gesetzmäßigkeiten) in der Natur, von dem heute immer noch so hoch bewerteten Faktenwissen. Das eine ist die Ganzheit, das andere sind lediglich die Teile, deren Summe letztendlich doch kein Ganzes ergeben.


25 Mai 2013

...Vater sein dagegen sehr?


... ich habe einen Sohn, der vor ein paar Tagen zum zweiten Mal Vater einer Tochter wurde. Er ist ein hingebungsvoller Vater und Partner für seine Frau und füllt nach modernen Maßstäben ganz wunderbar seine Rolle aus... 


...aber überzeugt mich das, dass wir hier so was wie einen neuzeitlichen, kulturell auf den Weg gebrachten, evolutionären (Fort)Schritt haben? Nein, eigentlich nicht!

Der, oft verdeckt laufende, Kulturkampf der Geschlechter, in dem sich heutzutage etliche Frauen aufreiben, will mit Macht den (Durchschnitts)Mann zu einem per se fürsorgenden Vater programmieren und zu einem verantwortungsbewussten Alltagspartner für die (Haus)Frau (und Mutter der Kinder). Was auf der Grundlage des klassischen (Klein)Familienkonzeptes wahrscheinlich nur temporär gelingen wird.

Es ist einfach nicht artgerecht, dass zwei, oder gar nur ein, erwachsener Mensch ohne weitere dauerhafte Unterstützung mit einem oder mehren Kindern vor sich hin wurschtelt und für die Zeit der (Erwerbs)Arbeit und der Herzens- und Wissensbildung ihrer Kinder sowie zur Gestaltung von sozialen Beziehungen (Erlernen der sozialen Kompetenzen), die Hilfe von absolut „Fremden“ annehmen (muss).

Die Väter, die gern und willig für ihren Nachwuchs und die junge Mutter sorgen, erfüllen eigentlich keinen Vaterauftrag der Natur, sondern sie haben den Part der Mutterbrüder übernommen, den diese urtümlich in den Sippen innehatten. Die patriarchösen Regeln unserer Gesellschaft zwingen die heutigen Väter darüber hinaus den umfangreichen, jedoch nicht mehr vorhandenen, aber nach wie vor benötigten Komplex der Fürsorgetätigkeit durch weibliche, angehörende Sippenmitglieder, allein zu ersetzen.

Die jungen Väter der Moderne agieren sozusagen unter erschwerten Bedingungen, denn sie sind weder wirklich darauf vorbereitet, noch verfügen sie naturgemäß über das Körpergefühl und das Vorstellungsvermögen sich in eine Frau, die schwanger war, gerade geboren hat und nun ihr Kind nähren muss, hineinzuversetzen. Da die Eltern eines Kindes natürlicherweise nicht miteinander verwandt sind und heutzutage auch sonst eher selten miteinander aufwuchsen, besteht in der Regel zwischen Mutter und Vater des Kindes höchst selten das vertraute Band der Kindheit und Jugend (wodurch man sich schon gut kennt) und die meisten Beziehungen sind daher geprägt von der harten Arbeit des Kennenlernens und des sich vertraut machen, um über die erotische Anziehung hinaus auch den wirtschaftlichen Minibetrieb, die Kleinfamilie, verlässlich am Laufen zu halten. Eine noch so gut gepflegte Beziehung zwischen den Lebenspartnern wirft doch immer wieder Fragen oder Probleme auf und erfordert so, nach Art von Fuzzylogic, eben die berühmte Beziehungsarbeit, die in der Regel nie abreißt, da beispielsweise mit dem Alter die erotische Attraktivität nachlässt oder andere Unwägbarkeiten die Paarbalance gefährden.

Unsere kulturell geschaffene (unnatürliche) Art der fixen Paarbeziehung, als derzeit einzige akzeptierte Lebensgemeinschaft, ist genau so anormal und ungeeignet Kinder artgerecht aufwachsen zu lassen, wie das inzwischen gesellschaftsfähige Leben als „alleinerziehende“ Mutter (oder Vater).  


Einer der häufigen Denkfehler unserer Zeit ist immer noch die (Bibel)Vorstellung, dass schon immer lediglich das autark agierendes Elternpaar der natürliche Ausgangspunkt der Menschwerdung gewesen ist. 
Jedoch „die Eltern“ waren einst die 'Älteren'. Nicht aber, wie heute immer vorausgesetzt wird, die spezielle, nur auf ein bestimmtes Kind bezogene Kombination eines Vaters und einer Mutter. Die natürlichen matrifokalen Fürsorgegemeinschaften boten Identität, Schutz und die essentielle Herkunftsbindung für jedes konsanguine* Mitglied der Sippe auch über das Kindesalter hinaus.


(* konsanguin - verwandt durch Geburt in mütterlicher Linie...
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04 Mai 2013

Perspektivwechsel

Redaktionssitzung mit Baby – unruhiges Töchterchen wechselt aus dem Arm der Mutter auf Papa's Schoß und gleich strahlt das Baby wieder - denn jetzt hat sie eine völlig neue Sicht auf die Mama. Das Kind brabbelt fröhlich vor sich hin, ob der veränderten Perspektive, die für sie den Raum verändert. Sie freut sich über den anderen Blickwinkel, welcher dieselben anwesenden Menschen neu erscheinen lässt. Die Perspektive zu wechseln kann - die Laune heben, die Neugier anstacheln und die manchmal dröge Realität in einem interessanteren Licht erscheinen lassen...

30 April 2013

Matrifokal


Von der Idee die Muttersippe wieder aufleben zu lassen
ein Kommentar von Stephanie Ursula Gogolin

... vor ein paar Wochen dümpelte im Netz die Testpedition: Gesetzliche Einführung eines alternativen Familienmodells zur Ehe (wahlweise)* vor sich hin. Die Petition ist bei 52 Stimmen steckengeblieben. Da das seit Jahren mein Thema ist, ich fasse hierzu meine Gedanken zusammen:
Im Gegensatz zu herkömmlichen Meinungen gibt es imho keine alternativen Familienmodelle, sondern nur verschiedene Spielarten des Klassikers „Familie“. Die Grundlage der Familie ist immer das Paarkonstrukt auf der Grundlage von Sexualität und (romantischer) Liebe und, heute mehr denn je, unter Ausschluss der Herkunftsangehörigen - sprich unseren Blutsverwandten. Zwischen der Intention einer Familie und der wie neu daher kommenden Idee eines sogenannten Matriclan, der auf der konsanguinen**, der natürlichen Müttergemeinschaft fußt, liegen daher Welten.
Denken wir doch bitte daran, was die „Familie“ einst eigentlich war - der Herrschaftsbereich eines privilegierten Mannes. Mag sich auch in unserer derzeitigen Kultur inzwischen diese Bedeutung verwischt haben und der modern daher kommende Trend hin zum partnerschaftlichen Paar gehen, es bleibt doch ein bestimmter Effekt bestehend: Zwei Fremde (Nicht-Verwandte) verbinden sich per Bereitschaftserklärung zu einem Paar mit der Absicht ab sofort in allen Bereichen ein gemeinsames Leben führen zu wollen. 
Das muss heutzutage nicht mehr unbedingt in einer bindenden Eheschließung enden, denn die unverbindlich-verbindliche Beziehung ist schon länger gesellschaftsfähig geworden. Manche probieren dabei ihr ganzes Leben lang aus, ob der jeweils Andere der „Richtige“ ist und manchmal ist es ein ständiges Kommen und Gehen. Die meisten der Paare leben dann in einer seriellen Monogamie und betreiben nebenbei eine Kleinfamilie. Unsere Gesellschaft ist daher heute zunehmend von der Familienspielart „Patchworkfamilie“ durchsetzt, in der die Kinder bereits die, von ihnen zukünftig erwartete, Flexibilität üben können, die das Wirtschaftsleben ausmacht.
Die Beinahe-Gleichberechtigung der Frau in unserer Gesellschaft lässt uns immer wieder gern übersehen, dass die bestehende Gesetzeslage vor allem die eheliche Verbindung, sprich das heteronormative Paar, schützt und fördert. Das Ehepaar gilt als klassische Grundlage der Familie und schließt inzwischen außer den Kindern, alle anderen Mitglieder beider Herkunftsfamilien rechtlich aus. Ein Gemeinschaftsleben im matrilinear-matrifokalen Verständnis ist derzeit weder im Mainstream noch in den Gesetzen des Staates vorgesehen. Das gilt es zu ändern.
Der hier als Alternative aufgezeigte Matriclan hat als Grundlage die Struktur einer Muttersippe, matrilinear und matrilokal, also so wie sich ursprünglich die Basis des menschlichen Zusammenlebens gestaltete. Dass die konsanguine Matrigemeinschaft, hier Matriclan genannt, nicht nur wirklich eine Alternative zur etablierten Kleinfamilie wäre, sondern bestimmt die bessere Variante sein wird, wurde in dem avaaz – Vorschlag klar benannt. Natürlich ist dieses Projekt noch lange nicht zu Ende gedacht. Vielleicht ist es in manchen Punkten noch zu futuristisch, aber es besitzt das Potential zur Bewegung anzuwachsen - ähnlich der nicht mehr tot zu kriegenden Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen. Und ich bin überzeugt, die beiden Ideen bedingen einander und werden eines Tages in der Praxis zusammenwachsen.
Es geht bei dem Gedanken die Muttersippe rechtlich zu konstituieren, auch nicht um eine Erlaubnis für Frauen matrilinear leben dürfen, wie bereits vermutet wurde, sondern um die Forderung nach kollektiver Anerkennung und der selbstverständlichen Unterstützung dieser Lebensweise durch die Gesellschaft, auch in Form einer gesetzlichen Absicherung.
Ein matrilineares Gemeinschaftsleben kommt gegenwärtig jedenfalls sehr wenigen Frauen in den Sinn und wird eher als gestriges Gebaren angesehen. Das derzeitige Familienverständnis endet bei Vater-Mutter-Kind und die frühzeitig abgenabelten Teile der Herkunftsfamilien werden nur noch latent dazugerechnet. In der klassischen (Klein)Familie erfolgt im Erwachsenenalter nicht nur eine körperliche Distanzierung von den Angehörigen, sondern es entsteht dabei auch eine, manchmal irreversible, Trennung im Geiste. 
Das ist der bestehende entscheidende Unterschied zu einer konsanguinen Matrigemeinschaft, die sich auf die dauerhafte Zugehörigkeit zu den konsanguinen Verwandten stützt.
Die ohnehin vom patriarchösen System nicht gern gesehene Mutter-Kind-Bindung löst sich unter dem Abnablungsdogma Schritt für Schritt auf und hinterlässt bei Tochter und Sohn eine Leere, die auch noch als nicht gerechtfertigt gebrandmarkt wird. Und um diese Leere des sozialen Vakuums mit Geborgenheit und Verbindlichkeit aufzufüllen, wird uns in unserer Kultur lediglich die Paarbeziehung mit einem, uns bis dahin unbekannten, Menschen empfohlen.
Wenn wir die Idee einer 'Lebensgemeinschaft in Mütterlicher Linie' etablieren wollen, ist die gesellschaftliche Anerkennung auch innerhalb der Gesetzgebung eine zwingende Voraussetzung. Die Grundlage bisheriger Gemeinschaften und Gesellschaften sind und waren immer die natürlichen, die innigen und tragenden, Bindungsgeflechte der konsanguinen Angehörigen. Diese evolutionäre Strategie des Menschen in einer natürlichen (biologischen), mutterbezogenen Ordnung zu leben, wird seit Jahrhunderten durch das patriarchöse System gründlich ausgehebelt.
Einer der entscheidenden Eckpunkte des angedachten Matriclans ist, dass keine sexuell bezogenen Verhältnisse den Zusammenhalt einer solchen Lebensgemeinschaft bestimmen. Dem gegenüber ist heute mehr denn je das erotische (sexualisierte) Liebesverhältnis sowohl für die Ehe (und für andere Paarbeziehungen) eine selbstverständliche, ja zwingende Voraussetzung. Diese Ausgangsposition würde im Matriclan bzw. der Muttersippe entfallen. Die natürliche, matrilineare Verwandtschaft zwischen Angehörigen bildet die einzige Grundlage dieser neu zu etablierenden Lebens-, Fürsorge- und Wirtschaftsgemeinschaft, welche gesetzlich zu schützen wäre.
Wenn ich also zum Beispiel mit meiner Tochter und ihren Kindern eine solche Sippenstruktur praktizieren möchte, steht doch erst ein mal folgendes fest: genetisch verwandt sind wir bereits, also noch mehr an Zugehörigkeit geht gar nicht. In unserem derzeitigen Verständnis jedoch sind Erwachsene autonom und werden solange als ungebunden angesehen, bis sie sich zu einem (nichtverwandten) Partner zugehörig erklären. Diese Art Partnerschaft ist derzeit die einzige legitime und als förderungswürdig angesehene Lebensgemeinschaft – wobei der Ehe immer noch die höchsten Weihen zugesprochen werden. Auch eine eingetragene Lebenspartnerschaft reicht rechtlich noch nicht völlig an den (von den Kirchen geheiligten) Ehestatus heran.

Die Muttersippe würde also im persönlichen Zusammenleben und der gemeinsamen Haushaltsführung genauso anerkannt sein wie ein Ehe/Familie. Es wäre weder der Segen einer Kirche noch die Trauung vor einem Standesbeamten erforderlich, um die Angehörigen der Muttersippe für zusammengehörig zu erklären, denn das sind sie ja bereits von Geburt an. Wenn diese konsanguine Lebensgemeinschaft arriviert und eingeführt wird, würde daher lediglich der Urzustand des menschlichen Zusammenlebens wieder hergestellt und damit die generationsübergreifende Fürsorge für alle Angehörige ganz selbstverständlich vorausgesetzt.
Bisher hat das praktizierte Patriarchat verhindert, dass starke Weiber- und Mutterbande erhalten blieben. Trotzdem gab es, wir können es zwischen den Zeilen der Märchen oder in den eigenen Herzen lesen, einen Ort, den die Menschen in ihrer Seele, als Haus der Mutter abspeichern – es ist der natürliche, aber derzeit unterdrückte Drang nach der Rückbindung an das mütterliche Energiefeld und somit an die Herkunftssippe. Die Suche nach der verlorenen Geborgenheit ist eine Grundstimmung in unserer Gesellschaftskultur.
Ich bin überzeugt dass bei vielen, wenn auch vielleicht nur diffus, diese dauernde Sehnsucht vorhanden ist. 

Da sich Töchter schon lange nicht mehr im natürlich-mütterlichen Geist bewegen und sie auf die (lebenslange) "Bindung" zu einem Mann geprägt werden, wird versucht diese latente Sehnsucht in der romantisch verbrämten Liebe auf Lebenszeit zu stillen. 
Die weiblichen Energiefelder einer mütterlichen Sippenstruktur sind als Kraftquell längst vergessen. Inzwischen gelten maskuline Werte und eine Herkunftsbindung wird im patriarchalen Verständnis, über die (Pseudo)Vaterlinie festgeschrieben - die Bedeutung der Mutter verblasste immer mehr.
Es geht hier also nicht um einen sogenannten Wahlclan oder um eine "Ehe" unter Frauen oder um die Erweiterung der Eingetragenen Lebensgemeinschaften zwischen Fremden, sondern um nichts weniger als die Legalisierung der Sippenzugehörigkeit in der mütterlicher Linie. Also um die Akzeptanz der urtümlichen, natürlichen und artgerechten Lebensgemeinschaft, bestehend aus weiblichen Blutsverwandten als Gründerinnen sowie den angehörigen Söhnen und Brüdern. Noch mehr verwandt als Mutter – Tochter / Sohn - Tochterskinder ist nicht möglich.
Das erotische Begehren bzw. eine sexuelle, auf einenPartner gerichtete, Betätigung fände außerhalb dieser matrifokalen Lebensgemeinschaft statt. Daher wäre es auch angesagt, die nun mehr veralteten Inzestgesetze zu reformieren. 
Die klassische Ehe, als patriarchal verordnete Institution, wurde im christlich geprägten Abendland, als einziger Ort der legitimierten Sexualität bestimmt und die Ehe wiederum gilt immer noch als die Basis der (Klein)Familie. Der Geist der Institution Familie besteht nach wie vor darin den Mann als den Herr des Hauses vorauszusetzen, selbst wenn er nicht anwesend ist. Wenn beispielsweise drei erwachsene und konsanguin** mit einander verwandte Frauen eine Lebensgemeinschaft bilden, gelten sie trotzdem vor dem Gesetz als alleinstehend, da sie keinen Mann (nichtverwandten Partner) haben und ihr Zusammenleben bekommt in den Augen der Öffentlichkeit eine Art WG-Charakter.
Es gilt also eine echte Alternative zur Ehe/Familie anzustreben und die bereits bestehenden konsanguinen Verwandtschaftsverhältnisse offiziell (gesetzlich) als Lebensgemeinschaft anzuerkennen. Und diese müssten in unserer Gesellschaft genauso gefördert werden, wie die klassische Ehe mit Familienstatus, da hier vor allem auch die Kinder aufgezogen würden und sich die unangemessene Bezeichnung "Alleinerziehend" damit auch erledigt.
Der Hauptaspekt, der hier angedachten Lebensgemeinschaft Matriclan bzw. Muttersippe oder auch Matrifokal, ist der generationsübergreifende und geschwisterliche Effekt des Zusammenlebens und somit Voraussetzung für das geborgene Eingebettetsein der Kinder in eine verlässliche Sippengemeinschaft.
Bisher läuft es im gesellschaftlichen Verständnis und in der Gesetzeslage so ab - wenn ein älteres Ehepaar oder auch nur eine Mutter oder ein Vater mit seinen bereits erwachsenen Kindern in einem gemeinsamen Haushalt oder unter einen Dach zusammenlebt, so ist das zwar möglich, wird jedoch bei aller natürlichen Bindung nicht als Lebensgemeinschaft offiziell anerkannt. Jeder Erwachsene, außer den Eheleuten zählt einzeln (und wird auch entsprechend versteuert). Auch wenn (kleine) Kinder zu einer Person gehören, bilden sie mit ihrer derzeit ungebunden Mutter (oder auch Vater) eine eigene Lebensgemeinschaft und diese fallen dann unter den Begriff der Alleinerziehenden. Und wie gesagt empfinde ich es als absurd, dass sowohl vor dem Gesetz sowie durch den Mainstream jeder Erwachsene grundsätzlich ab der Volljährigkeit als autonome "Lebensgemeinschaft" gehandelt wird und erst eine erfolgte Paarbildung gilt als ordentlicher Schritt zur Familiengründung... man heiratet oder tut sich in einer Beziehung zusammen. Damit beginnt auch die gegenseitige Fürsorgepflicht (in guten wie in schlechten Tagen usw.), die der Paarbeziehung zugeordnet wird. 
Alle anderen (nach wie vor bestehenden) Verwandtschaftsbeziehungen rücken endgültig in die zweite Reihe. Demnach ist in unserem modernen Verständnis die sogenannte Blutsverwandtschaft nur im Kindesalter wirklich relevant. Natürlich bleibt eine gewisse moralische (und bedingt gesetzliche) Pflicht sich bspw. um pflegebedürftige Eltern zu kümmern, schließlich bleibt das Verwandtschaftsverhältnis bestehen, aber wie bekannt genießt der (amtierende bzw. angeheiratete) Partner immer die Vorrangstellung.
Der noch vor Jahrzehnten in der patriarchalen Familienstruktur beschworene Zusammenhalt hat sich in den heutigen Tagen sehr gelockert. Die zu einem Berufsalltag gehörende Verhinderung von Nähe stört auch ein kontinuierliches Festigen der Familienbande. Daher ist Fürsorge und Pflege innerhalb der Herkunftsfamilien zwar immer noch durchaus üblich, gesellschaftlich gesehen jedoch weder eine anerkannte noch geschätzte Arbeit. Diese Zuwendung wird im Alltag neben der Familienarbeit und der honorierten Erwerbstätigkeiten irgendwie verquetscht. In der Regel betrifft diese dreifache Belastung dann die Frau - die Familienmutter.
Ich bin daher sehr wohl dafür, den „Matriclan“ - Vorschlag mit aller Kraft zu unterstützen, denn seine Ziele erscheinen mir förderungswürdig, obwohl der letzte Punkt mir noch sehr als Zukunftsmusik erscheint:
  • Verstärkter Schutz von Müttern und Kindern
  • Lückenlose Betreuung von Kindern, Alten und Pflegebedürftigen
  • Gewaltfreies Zusammenleben in einem intakten sozialen Verbund
  • Perspektivisch ökologischer Landbau und Subsistenzwirtschaft als Lebensgrundlage

(* https://secure.avaaz.org/de/petition/Gesetzliche_Einfuhrung_eines_alternativen_Familienmodells_zur_Ehe_wahlweise

(** verwandt durch Geburt in mütterlichen Linie
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