13 November 2013

Wiederholungen

... sind im Fernsehen sehr beliebt... und es gibt tatsächlich bestimmte Dinge, die kann frau nicht oft genug wiederholen... deshalb stelle ich hier mal einen Querschnitt aus ein paar meiner Kommentare zusammen!
Ich beantworte nun mal zu gern die nicht oft genug gestellte Fragen zu matrifokal organisierten Gesellschaften, zu Stellung der Mütter von der Prähistorie bis heute, zur Sicht auf die Geschlechter, zum Patriarchat und zu der Definition von noch anderen relevanten Begriffen...


Wiederholungen - die Erste

Was wissen wir denn inzwischen genau? Es gibt eine sich seit ungefähr siebentausend Jahren immer weiter steigernde Patriarchalisierung und es gab davor Jahrtausendelang "etwas“ so ganz Anderes. Und das ist imho der (entscheidende) Teil, in dem die Mensch mit ihren außerordentlichen Fähigkeiten entstand, indem sie soziale Gebilde schuf, in denen "der Mensch" zum Menschen wurde. Diese, auf einer Natürliche Mütterlichen Ordnung beruhenden, Gemeinschaften organisierten sich in matrifokalen Strukturen, in denen Menschen in matrilinearer Herkunftsbindung lebten, wie ich schon oft ausführte.

Die Übergänge von den matrivivialen (egalitären) Lebensbedingungen in das sogenannte Patriarchat sind bereits von seiner Entstehungen an durch männlich dominiertes Religionsgeschehen sowie nachhaltig von Gewalt und Sexualdominanz gekennzeichnet. Die feingesponnen Ideologien der Vater-Superiorität, besonders die mit monotheistischem Hintergrund, verschieben seitdem den Sinn menschlichen Zusammenlebens hin zu einer steten Anerkennung der gewaltsam eingeführten Hierarchie durch privilegierte, omnipotent auftretende, männliche Herrscher. Die paar Frauen, denen gestattet wurde, sich an dem Spiel um die Macht zu beteiligen, können wir getrost vernachlässigen.

Was ist dieses davor? Die soziale Einheit der Fürsorgegemeinschaften, bestehend aus Angehörigen in matrilinearer Herkunftsbindung (konsanguin), bildete einst die Schutzsphäre für Nachwuchs und Sippenmitglieder der menschlichen Spezies und wird von mir als Natürliche Mütterliche Ordnung bezeichnet. Ich sehe diese Lebensweise als die menschenartgerechte Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben eines jeden Individuum in sozialer Einbindung an. 


Hierarchie ist eine Ordnung, die in sich eine Abstufung enthält. Eine Rangfolge oder Stufenordnung, die der Wortbedeutung nach eine „heilige“ Rangordnung ist und innerhalb eines Gebildes, sozusagen einem Jeden seinen Platz zuweist. Allgemein steht hinter Hierarchie das Verständnis von einem (gottgegebenen) Oben und einem (erduldeten) Unten. Und „archie“ wird auch hier als Herrschaft verstanden und angewendet, indem der Ursprung weg von den Müttern, den 'Patres' zugeordnet wird.

Eine natürliche (biologische) Hierarchie ist eher absurd. Da sich bestimmte scheinbare Rangfolgen zum Beispiel unter den Männchen einer Spezies, immer als ein Prozess der laufenden sozialen Interaktionen gestaltet. Von einer Hierarchie könnten wir imho erst dann sprechen, wenn der Sohn des Oberaffen die Position des Vaters erben und das ganze durch eine Exekutive unterstützt würde. Oder dieser eine Art Nachfolge inszeniert. Das halte ich als das immer wieder auftretende Missverständnis, dass gesellschaftlich geschaffene Strukturen als eine Art Naturgesetz gesehen werden.

Für das Mutter-Kind-Verhältnis ist daher der Begriff Hierarchie auch nicht passend. Das Kind ist schließlich kein Untergebener der Mutter. Selbst wenn wir uns die Mutter als Mittelpunkt des Lebenskreises vorstellen, besteht doch grundsätzlich keine Abstufung – wir sind als sozial bezogene Wesen energetisch vernetzt und gleichwertig.

Hierarchie ist ein patriarchöses Konstrukt, das als natürliche Gesetzmäßigkeit gehandelt wird. Die „Hieros Gamos“ (oder Heilige Hochzeit) ist meiner Ansicht nach, bereits ein durch und durch patristischer Ritus. Ein König erhält die Weihen und seine Legitimation durch eine Verbindung mit einer Göttin, die durch eine Priesterin-Königin verkörpert wird. (siehe auch Barbara G. Walker)

Die Tatsache, dass bereits eine Herrschaftsstruktur eingeführt wurde um größere Landstriche und viele Menschen zu kontrollieren, beweist die Anfänge bzw. die Existenz eines funktionierenden patristischen Systems. Einzelbesitz und seine Vererbbarkeit stehen dem vorherigen Gemeinschaftseigentum gegenüber. Das Benutzen des noch vorhandene Brauchtum der Interaktion und Verehrung mit einer Göttin oder göttlichen Mutter, beruhend auf weiblichen Werten, dient hierbei der Legitimation männlicher Macht.

Diese
scheinbare friedfertig Übergangszeit setzte meist erst dann ein, nachdem zuvor gewaltsam eine Unterwerfung der jeweiligen indigenen Gemeinschaft erfolgt war. Diese Art der patriarchalen (gewaltsamen) Inbesitznahme fand mehrfach in der Geschichte statt, auch Mitteleuropa war irgendwann davon betroffen. Und die Verheiratung von sogenannten „Erbprinzessinnen“ mit den Erobern findet sich in mancher literarischen Bearbeitung wieder.

4 Kommentare:

claudia l. hat gesagt…

hallo stephanie,mit wohlwollen lese ich gerne deine artikel,auch da ich selbst großmutter bin von zwei enkeltöchtern und einem enkelsohn.doch zum matriarchalen hiros gamus muß ich etwas richtig stellen, das was du richtig über hierarchie und patriarchales königtum schreibst gilt erst ca.tausend jahre später nicht aber zu spätmatriarchaler zeit,in der es noch gar kein weltliches königtum gab. hier war der sakrale könig kein herrscher,sondern ein für kurze zeit (ein mytisches jahr)im jahreszyklischer zeremonie ausgewählter geliebter der göttin ohne weltliche macht.außerdem gab es in matriachalen zeiten keinen erzwingungsstab um politische macht auszuüben.gut hat dies heide göttner-abendroth inder neuausgabe ,die göttin und ihr heros, im kapitel matriarchales königin-königtum ausgearbeitet. liebe grüße claudia

Stephanie hat gesagt…


liebe Claudia,
danke für dein Feedback, ich freue mich immer, wenn ich LeserInnen vorfinde, die aufmerksam lesen und kommentieren.
Nun habe ich fest gestellt, dass dieser Beitrag fast wie ein Selbstgespräch ist und wohl nur verständlich, wenn frau mich und meine Art zu argumentieren gut kennt. Ich habe ja weiter keine Daten genannt, lediglich den vermutlichen Beginn der patriarchalen Inbesitznahme der Welt. Und vielleicht ist es nicht ganz deutlich geworden, dass unsere Jahrtausende lange Mütterliche (matriarchale) (Ur)Geschichte natürlich vor dem Desaster der Patriarchose lag. In jenen Tagen gab es weder Herrschaft, also keine Legislative und keine Exekutive und imho auch kein (sakrales) Königtum.
Ich unterscheide sehr genau zwischen den Matriarchalen Urgemeinschaften und der patriarchalen Herrschaftsgesellschaft - vielleicht wird es in diesem kurzen Beitrag nicht so deutlich.
Das Patriarchat entstand in einer langen Übergangsphase und wenn wir es genau nehmen und global betrachten findet dieser Übergang immer noch statt. Bis heute existieren matrivivial lebende Gemeinschaften und in vielen indigenen Völker sind die Werte der Natürlichen Mütterlichen Ordnung noch wirksam.
Die Heilige Hochzeit betrachte ich als eines der Übergangsrituale – als ein (ur)matriarchales Geschehen ordne ich es nicht ein. Denn was dem entgegensteht ist die scheinbar bereits etablierte Vorstellung der späteren Institution die uns als „heilige Ehe“ bekannt ist, also eine dauerhafte Paarbindung. Selbst wenn diese Art der Paarbindung, ähnlich unseren heutigen Vorstellungen fluktuiert, wird die gruppenhaft lebende, matrifokale und matrilineare Sippe bereits damit unterwandert. Der Schritt zur (traumatischen) Trennung der Mutter-Tochter-Bindung ist damit eingeleitet und der maskulinen Machtausübung über weibliches Sein die Tore geöffnet.
Den Sohn und Bruder (welcher Frau auch immer) „sakral“ zu erhöhen birgt in sich bereits die Tendenz der patriarchösen Machtideologien. Auch die Vorstellung von manipulierbarer Fruchtbarkeit setzt ein männlich motivierte Kontrollbestreben voraus und dass aus den Wildbeuterinnen über die bescheidenen Anfänge der Gärtnerei heraus, sich eine Gesellschaft gebildet hat, die nicht mehr nur mit der Natur lebt, sondern ihr bereits im großen Stil etwas abringt. Abgesehen von der Gewalt, die durch die patriarchale Ideologie in eine friedfertige Welt getragen, verkommt über dieses Kultgeschehen die göttliche Urmutter langsam zur „Göttin“, mit der man u.a. einen Handel abschließt. Ab hier befinden wir uns bereits auf der Zielgeraden zum monotheistischen Gott.
Wie du siehst, teile ich nicht so ganz die Theorien von Heide Göttner-Abendroth, deren Verdienste als führende Matriarchatsforscherin jedoch für mich außer Frage stehen.
ganz liebe Grüße Stephanie

claudia l. hat gesagt…

hallo stephanie,ich verstehe ja deinen" brast"auf die pariarchose,doch möchte ich auch auf die genialen kulurleistungen der intergration und aufrechterhaltung der matriarchalen verhältnisse hinweisen.Eine matriarchale kultur ist eine gesellschaft ,die sich über tausende jahre vielen veränderungen,sei es klimatisch ,neue erkenntnise und patriarchale angriffe immer wieder gefestigt hat und durch konsensfindung lange die symbolische ordnung der mutter aufrecht gehalten hat.Und ich bezeichne das nicht als übergangsphase!
Wenn ich die amerikanischen indigenen zur erklärung heranziehe dann waren die häuptlinge zur zeit der europäischen eroberung nur würdenträger und abgesande der "mütter" und deren symbolischen ordnung.Und auch in unserer bronzezeit gab es nischen in denen es noch kein völliges patriarchat gab.Ein beispiel aus meiner ortsforschung:in der nähe eines alten kulthügels fand man 34 reichhaltig ausgestattete frauengräber mit großen bronzenen ringen am gürtel und vielen klapperfibeln und anderem schmuck.Dies ließ den beschreiber der gräber zu folgendem ausspruch verleiten: Während es in anderen teilen des landes es schon große machtzentren gab (gräber mit schwerträgern)scheint es hier eine gruppe menschen zu geben,die friedlich lebten und einfachen gemüts sind und sich an tand(siehe grabbeigaben) erfreuen. Dazu muß ich noch sagen,dass die menschen hier auch noch in großen sippenhäuern lebten. Hier hatten sie sich noch die alte lebensqualität erhalten. liebe grüße claudia

Stephanie hat gesagt…

liebe claudia l.
du glaubst mein „Brast“ auf die Patriarchose, verstellt mir den Blick in die Geschichte? Was lässt es mich denn übersehen? Ich denke ja, dass wir durchaus einer Meinung sind, bis auf ein paar unterschiedliche Ansätze. Vermutlich sprechen wir nur von verschiedenen Zeiträumen.
Bei dir liest es sich fast so, als würde es ein Verdienst des patriarchalen Systems sein, dass „ die genialen Kulurleistungen der Integration und Aufrechterhaltung der matriarchalen Verhältnisse“ erhalten geblieben sind. Dass ist historisch gesehen kaum gerechtfertigt.
Da es sich bei den ursprünglichen Menschengemeinschaften und deren matriarchalen Lebensverhältnissen um das artgerechte Zusammenleben unserer Spezies handelt, ist natürlich bis heute die mütterliche Bindungsangehörigkeit und die daraus entstehende Notwendigkeit von Kooperation und Konsens für das Menschsein erhalten geblieben – trotz Patriarchat.
Ich sprach auch ganz allgemein von indigenen Völkern (meinte also nicht ausschließlich die amerikanischen Indigenen).
Mir ist auch nicht so ganz klar, was du mir mitteilen möchtest, wenn du schreibst: „Eine matriarchale Kultur ist eine Gesellschaft, die sich über tausende Jahre vielen Veränderungen,sei es klimatisch, neue Erkenntnisse und patriarchale Angriffe immer wieder gefestigt hat und durch Konsensfindung lange die symbolische Ordnung der Mutter aufrecht gehalten hat...“
Ich bezeichne die Mütterliche Ordnung nicht als symbolisch, sondern als Natürlich, also als eine naturgemäße Gegebenheit. Die matriarchalen Urgemeinschaften sind kaum als Gesellschaft im heutigen Sinne zu verstehen. Die Kultur der frühen matrilinear und matrifokal, also in Muttersippen, lebenden Gemeinschaften, ist die gewachsene Struktur um den Arterhalt. Der, lange relativ hilflose, menschliche Nachwuchs benötigt die schützende Sphäre der Sippe, die in der Intention einer fürsorgenden Müttergemeinschaft gegeben ist, um erfolgreich heranzuwachsen.
Wie gesagt, meiner Meinung dauert die Übergangsphase zur „totalen Väterherrschaft“ noch an und sie wird wenn unsere Überlebensinstinkte noch funktionieren auch nie vollendet.
Mit deinem Satz: „ Und auch in unserer Bronzezeit gab es Nischen in denen es noch kein völliges Patriarchat gab“ bestätigst du doch meine Übergangstheorie und schließlich gibt es nach wie vor matriarchal lebende Gemeinschaften (den Begriff „Völker“ finde ich eher unpassend).
Ich danke für deine weiteren Ausführungen. Es ist schade, dass ich nicht weiß, wer du bist. Vielleicht können wir zu dem komplexen Thema noch weiter kommunizieren, ich würde mich sehr freuen und stelle für dich meine Emailadresse ein: ursula.marthastochter@gmx.de