11 April 2015

...das wollte ich schon immer mal loswerden...

... es ist der Wahnsinn, dass all die Männer, welche sich des überdeutlich vorhandenen und angewendeten Bedrohungspotential der patriarchösen Gewaltspirale zwar bewusst sind und sogar inzwischen versuchen sich dem entgegen zustellen, dabei doch deren Ursachen außer Acht lassen. Es ist eine Art Insider-Spiel unter Männern. Dabei wird die maskulin performte gesellschaftliche Zwangslage die unsere Welt beherrscht als natürlich entstandenes Menschenproblem geschildert und dabei völlig bedenkenlos und schmerzfrei  die weibliche Hälfte der Menschenexistenz ausgeblendet (zeitlich und räumlich) und zwar sowohl als biologische Komponente des Menschsein wie auch in ihrem kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und individuellen Status.
Religiöse Konfessionen als politische Konzepte (und hier ist auch die Missionierung zu finden) sind Teil des patriarchalen Gesellschaftssystems und das ist gleichzusetzen mit dem hierarchischen gewaltbasierten Herrschaftskonzept. Die gewaltsame Machtnahme von Männergruppierungen, die ihr Selbst kultivier(t)en und verteidig(t)en ist der Ausgangspunkt und Auslöser der Flächendeckenden Gewalt, die ab sofort die kulturelle Entwicklung der Menschengemeinschaften bestimmte. Sich Privilegien aneignen und gleichzeitig prinzipiell die Frau, aber auch den unterlegenen Mann zu unterwerfen sowie in einem Sklaven- oder Geiselstatus zu halten, gehört zur Vorgehensweise der patriarchalen Machtausübung.
Die benötigten Verbündeten und die an den Privilegien teilhabenden (Waffen)Brüdern (was gelegentlich auch auf eine Schwester oder Gefährtin ausgeweitet wurde), werden durch entsprechend kreierte Ideologien untermauert. Hier kommt die ebenfalls hierarchische strukturierte Götterwelt oder gar der monotheistische Gott als Sinn- und Taktgeber der Vatergesellschaft zum Tragen. Mit der Erfindung der (Vater)Götter wird das bisherige allegorische Mutterbild der gebenden Natur abgelöst. Die prinzipiell Leben gebende und erhaltende Mutter weicht dem zerstörerischen Vatergott. Der angeblich schöpferische Akt der Vatergötter (wie auch in der Genesis niedergelegt) ist nur eine Okkupation des bereits durch Jahrtausende bestehende Mutterprinzips. Die ideelle Assimilation dieses Prinzips und die Übertragung der natürlichen matrilinearen Seinsart auf eine ideologisch gestützte und mit Gewaltstrukturen durchgesetzte Patrilinearität, sprengte nach und nach die ursprüngliche und generativ angelegte Fürsorgegemeinschaft – die Muttersippe - das Matrifokal




02 April 2015

Amoklauf - eine anerkannte Abart des Heldentums...

Was in der Vergangenheit den legendären Berserker ausmachte ist der rauschhafte Wahn, in den er sich hineinversetzte, um ohne auf Eigenschutz oder eigenen Lebenserhalt zu achten in eine Art Raserei zu verfallen und um in diesem Zustand massenhaft (anonyme) Gegner niederzumähen. Solch eine Verhaltensweise ist auch heute noch eine anerkannte Form der Menschenschlächterei, wenn auch nicht mehr ganz so direkt, aber dafür um so mehr in virtuellen Umgebungen - kein Blockbuster ohne aufwendig inszenierte Vernichtungssequenzen.
Männliche Kampftechniken, die über patriarchale Zeiten hinweg entwickelt wurden, um Feinde zu vernichten, erforderten einst vor allem den persönlichen Einsatz des Kämpfenden. Welcher Feind auch immer antritt, er ist vor allem erst einmal eine grundsätzliche Bedrohung des maskulinen Selbsterhaltes. Eine Strategie, die sich zum (männlichen) Muster verfestigt hat, scheint es zu sein, einem schädlichen Angriff zuvorzukommen, nach dem bekannten Motto: Angriff ist die beste Verteidigung.
Das kann in gefühlt aussichtsloser Lage dazu führen, dass der Mann sich willentlich und sinnlos in den Tod stürzt, um dabei so viele Gegner wie möglich mitzunehmen. Dieses Ausnahmeverhalten ist immer noch eine durchaus anerkannte Form das Treppchen zum Heldenruhm zu erklimmen. Jeder Selbstmordattentäter oder Amokläufer sitzt dieser wahnwitzigen Fehleinschätzung auf. Denn in der Regel sind seine abstrakt kreierten (oder von anderen gesteuerten) Ziele ideologische Konstrukte, die sich mit einem Helden als humanes Vorbild, kaum vereinbaren lassen.
Der oft vorgeschobene Schutz des Lebens trifft, weder bei Kriegshandlungen noch bei Revolutionen, auf die anwesenden Opfer zu, sondern ist eher einem in die Zukunft verlagerten Ideal gewidmet. Das eigene Leben zu opfern und auch einen erklecklichen Anteil des Feindes mitzureißen, wird in entsprechendem Umfeld als selbstlose Tat gepriesen und dient dort der Rechtfertigung diverser Gewalthandlungen. Kommt allerdings eine aus Kränkung entstandene egomanische Verschiebung hinzu, passiert es nicht selten, dass der Mann auf eigne Rechnung der Welt den Krieg erklärt. Selbst diffus empfundene Kränkung führen zu Groll, Hass, Rachegelüste und mehr denn je zu einem, besonders in unserer Zeit stetig kultivierte, Frauenhass.
Ein vielleicht schon lange gehegter Ablehnungsschmerz provoziert dann verschiedene Formen von Gewalttaten unter anderem den sogenannten Amok-Lauf. Und so gibt es imho zwei bedeutende Marker der männlichen zerstörerischen Aggression. Zum einen den gezielt herbei geführten (befohlenen) direkten und kollektiven Kampf der Männer untereinander, also die kriegerische Auseinandersetzung (patriopathisch forcierte Form des ausgearteten Wettbewerb), bei der es immer um (Über)Leben oder Tod geht und bei dem durch die Jahrtausende die geschädigte Frau und die angerichtete Zerstörung als Kollateralschaden in Kauf genommen wird.
Und zum anderen haben wir den persönlichen Kampf eines Mannes gegen die anonyme Gesellschaft, die es in seiner Kindheit vielleicht verabsäumte ihn angemessen zu integrieren und ihm so wiederholend die Frustration von Ablehnung und Exklusion zumutete. Auch in so einer Gemütslage des Täters werden weibliche Opfer der Gewalttat, ob beabsichtigt oder zufällig, als gerechte Vergeltung der erlittenen Kränkung gesehen. In so einer Denkblase nahm wohl der Hassimpuls „die Mutter ist schuld“ seinen Anfang.
Wo allerdings krankhaftes Verhalten eines Einzelnen der Auslöser diverser Katastrophen ist, ergibt sich auch immer nur aus dem Einzelfall. Das Fundament all dieser Probleme bleibt jedoch nach wie vor die Grundierung der patriarchalen Gewaltkultur.
Männer wollen andere Männer beeindrucken - auch Frauen, aber vor allem die anderen Männer. Der heranwachsende jugendliche Mann möchte als solcher und in seiner gesamten Persönlichkeit wahr genommen werden. Leider sind gerade für den jungen Mann in unserer heutigen abendländischen Leitkultur die Vorbilder, auch die heroischen, gewaltverbrämt, brutal und empathielos.
Die direkte (körperlich angewendete) Gewalt ist zwar aus der Praxis der Erziehung und dem allgemeinen, alltäglichen Kontakt miteinander, zugunsten eines wahrnehmenden und koexistierenden Umgang gewichen, aber dafür ist sie in einem nicht unerheblichen Maße als permanente virtuelle Parallelwelt vorhanden. In ihr darf das männliche Kind sowie der erwachsene Mann ausleben, was als patriarchale Konditionierung für das Männliche gesellschaftlich anerkannt ist. Hier spielt ethisches Verhalten eine recht untergeordnete Rolle. Nicht nur weil man dem Jungmann gern diesen Spaß gönnt, sondern weil die anonyme Gesellschaft einen Hang zur Gewalt per se als seine Natur vorsieht.
Das systematische Abschalten einer gefühlvollen Eigenwahrnehmung und natürlichen Empathie, findet permanent durch das typische kulturell forciertes Konkurrenzgebaren und eine Art, sich ständig steigerndem Grausamkeitstraining statt. Solcher Art entwicklung können wir schon im Programm eines jeden Kinderkanals beobachten. Das ebenfalls davor sitzende Mädchen lernt dabei auch mit und vor allem was sie schlimmstenfalls von der Männerwelt erwarten kann. Der Junge das, was von ihm schlimmstenfalls erwartet wird zu tun. Diese skrupellosen Botschaften sind jeweils altersgerecht verpackt und wirken anfangs noch unterschwellig.
Dem zukünftige Mann wird hier auf kindgerechte Art die Generalerlaubnis erteilt sich nach Lust und Laune oder Bedarf als potentieller Gewalttäter zu profilieren. In teilweise erschreckend exzessiver Weise werden in Fernsehen, Filmen, Computerspielen und Literatur Gefühlskälte, Rücksichtlosigkeit und Gewaltbereitschaft als akzeptiert und damit erstrebenswert vorgeben. Sowohl als Grundhaltung des Helden als auch bei seinen Gegnern. Wenn also der junge Co-Pilot tatsächlich sich und 149 Menschen in der Tod gerissen hat, dann kann man diese Tat als ein Amoklauf einordnen – ein Verbrechen, ein Massenmord - unvorstellbar grausam, aber eben nicht unerklärlich.

Vielleicht sollten doch auch alle kleinen Jungen mit dem Kodex sozialisiert werden: Tu was du willst, aber schade niemand...

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