05 Juli 2017

Vogelmamas brüten gleichzeitig


... was geschieht denn im Frühjahr? Alle Vogelweibchen brüten zur gleichen Zeit und ziehen anschließen ihre Brut auf. Das ist schon das ganze Geheimnis, warum Vögel ein gemeinsames Brutpaar bilden. Für ein Weibchen dürfte es unmöglich sein zu brüten und sich gleichzeitig zu versorgen, es braucht eine Unterstützung. Da jedoch alle anderen Weibchen ebenfalls brüten, hatten die Spezies nur eine Chance, wenn die Männchen, die eh nichts zu tun haben, diese Unterstützung stellen.

Die so gern verklärte Art der trauten Zweisamkeit ist also eine selektierte Strategie und die Spezies, deren Weibchen die Eier warmhalten müssen, setzen dabei auf männliches Mittun und einige davon auf „lebenslanges“ paarweises Brutverhalten. Nach dem Brüten ist es für den Fortbestand der Spezies vorteilhaft, wenn zu zweit gefüttert wird. Dabei jedoch davon auszugehen, dass es sich hier um ein genetisches Elternpaar handelt, ist auch reine Spekulation und wäre wohl eher ein Zufall. Die Female Choice, als eine evolutionär selektierte Überlebensstrategie, kommt gut ohne sexuelle Treue oder gar kulturelle Irrungen wie Monogamie oder  menschengemachte
moralische Geboten aus.

Hier liegt es auch nahe, dass bei Rabenvögel, die ohnehin einen relativ engen Sozialverband leben, sich auch noch andere Mitglieder innerhalb des mit einander verwandten Schwarms, umeinander kümmern. Rabenvögel gelten als recht intelligent. Säugetiere ticken allerdings noch anders als die direkten Nachkommen der Saurier, die Vögel.

Die Sippenverbände der Pflanzenfresser leben beispielsweise eine spezifische Kooperation, die der Spezies zu Gute kommt (ein selektiertes Verhalten, das den Fortbestand diverser Spezies bis heute sicherte) und zwar in verschiedenen Nuancen, was die Berücksichtigung des Individuums innerhalb der Herde betrifft.

Bei Delfinen und Elefanten ist recht deutlich dass es sich hier vor allem um größere Mutterverbände handelt. Auch die Mensch zog/zieht ihren Nachwuchs in matrilinearen Bindungsgruppen (generative Fürsorge-Gemeinschaften) auf. Das männliche Mitglied einer Angehörigengruppe hatte/hat einen Status als Sohn und Bruder und war damit schon immer ein selbstverständlicher, verlässlicher Teil der menschlichen Sippenstruktur.

Der Denkfehler, der in der patriarchalen Verwirrung so gern gemacht wird, stellt sich eine frühe menschliche Lebensgruppe als ein wahlloses Zusammentreffen und Zusammenleben erwachsener Menschen vor, die bindungslos und willkürlich die Urzeit bevölkerten und sich gelegentlich zu (monogamen) Paaren zusammen taten. Wir wissen inzwischen, dass das nicht so war, ja sogar unmöglich so gewesen sein konnte.

Wir können davon ausgehen, dass Menschen von Anbeginn in ihre (matrilokale und sowieso
matrilineare) Angehörigengruppe hineingeboren wurden und in der Regel in dieser - ihrer Muttersippe - bis zu ihrem Tod verblieben. Das zyklische Dasein, dass das Nachrücken des Nachwuchses und Wegsterben der Alten, macht das menschliche Kontinuum aus und rankt sich als menschenartgerechte Verhaltensweise um das weiblich-mütterliche Sein. Diese Art des Lebenserhaltes war/ist ein Naturgeschehen.

Erst durch zunehmende Kultureffekte, welche die Mensch kreierte und komplex weiter entwickelte, entstand eine spezifische menschliche Natur-Kultur-Koalition, die das reine Naturgeschehen auf ein anderes Level verlegten. Die für uns Meschen dramatischste Veränderung setzte jedoch erst ein, als im Neolithikum neugeschaffene patriarchale Strukturen die artgerechten Lebensrhythmen der Matrifokalität verdrängten und sogar zerstörten.